
Vegesack. Erst regnet es Steine, dann Stahl und schließlich beides zugleich. Es kracht, es dröhnt, es staubt. So ist es immer, wenn André Kirschner auf der Baustelle ist. Der Mann macht Löcher in Fassaden, deckt Dächer ab und bringt Stockwerke zum Einstürzen. Kirschner ist Baggerfahrer – und an diesem Morgen der Mann, der den Abriss des Haven Höövt von außen sichtbar macht. Bisher wurde das frühere Shoppingcenter am Vegesacker Hafen entkernt, jetzt fällt seine Fassade.
Kirschner macht Tempo. Am ersten Tag hat er das mehrgeschossige Gebäude so weit aufgerissen, dass man von draußen in die ehemaligen Einkaufsetagen sehen kann. Am Bauzaun bleiben immer wieder Menschen stehen und machen Fotos mit dem Smartphone: vom Bagger und wie er die nächsten Brocken aus dem Beton bricht. Von den meterhohen Stahl- und Steinhaufen vor der Abrisskante. Von den umgebauten Schneekanonen, die als Wasserwerfer gegen den Staub eingesetzt werden.
Sie sind zu zweit auf dem Platz: Der eine ist Kirschner in seinem Bagger, der andere Thomas Steinbach, sein Chef. Er managt, wenn man so will, die Baustelle. Steinbach ist Werkspolier. Er hat den Abriss geplant und genau festgelegt, wie er ablaufen soll. Steinbach sagt, dass sich sein Team von hinten nach vorne vorarbeitet, von der Straße Zum Alten Speicher bis zur Friedrich-Klippert-Straße. Und dass zum Team noch 15 weitere Männer gehören, die drinnen weiter am Entkernen des Gebäudes sind.
Manchmal leuchten im Staubnebel die Scheinwerfer der Minibagger auf, mit denen alles aus dem Gebäude rausgeholt wird, was bisher noch nicht rausgeschafft werden konnte. Bis auf 30 Meter, so hat es Steinbach vorgeschrieben, dürfen sie sich Kirschners Arbeitsbereich nähern. Das, sagt der Projektleiter, ist der einzuhaltende Sicherheitsabstand. Der Abrissbagger wiegt 55, seine Hydraulikarme mal zehn, mal 24 Tonnen. Wo er ist, wackeln die Wände und vibrieren die Etagen.
Steinbach sagt nicht Abrissbagger. Er nennt ihn Multi-Carrier, weil sich die Arme und die Werkzeuge an diesen Armen austauschen lassen. Kirschner hat sie alle um die Abrisszone verteilt: hier der Greifer, dort der Pulverisierer für große Steine, daneben der Magnetkopf fürs Metall, dahinter die Betonscheren, links die kurze, rechts die lange. Alle sind tonnenschwer. Trotzdem dauert ein Wechsel nur Sekunden. Ein Knopfdruck – und der Pulverisierer ist ab. Noch ein Knopfdruck – und die Schere ist dran.
Was Kirschner macht, ist für Steinbach bislang ausschließlich Vorarbeit: Der Baggerfahrer schafft Platz für weitere Bagger. Vier sollen später zeitgleich das Haven Höövt in seine Bestandteile zerlegen und die Bestandteile gleichzeitig sortieren. Wie drinnen, so auch draußen: Alles muss getrennt werden – der Rotklinker vom Beton, das Metall vom Stein, Holz von Plastik, Dämmwolle vom Styropor. Mehrere Container reihen sich auf dem Gelände, manche sind leer, die meisten randvoll.
Nach Steinbachs Rechnung haben die Abrissarbeiter seit November allein 300 Tonnen an Rigipsplatten aus dem Haven Höövt herausgeschafft. Bis Ende des Monats, schätzt er, werden sie es auf die doppelte Menge gebracht haben. Dann ist drinnen Schluss und soll nur noch draußen gearbeitet werden. Die Hälfte der Männer, die den Gebäudekomplex entkernt hat, wird abgezogen. Dafür kommen nicht nur mehr Abrissbagger, sondern auch mehr Baustoffcontainer und Lastwagen, die die Container abholen.
Alles hat der Werkspolier durchgerechnet: Wann das Team kleiner werden soll und der Baumaschinen-Fuhrpark größer. Die Zahl der Laster, die notwendig sind, um den Schutt wegzuschaffen – rund 1000. Wann die Abrissarbeiter den Museumshaven erreicht haben müssen – spätestens im März. Und wann vom Haven Höövt nichts mehr zu sehen sein soll – im Mai. Seit Sommer vergangenen Jahres arbeitet er am Abrissplan und daran, dass ihn nichts gefährdet.
Er ist mit Kirschner erst die Pläne für das frühere Einkaufszentrum durchgegangen, dann das Einkaufszentrum. Sie haben darauf geachtet, wie das Dach verankert wurde, wo Träger verlaufen und welche Flächen unterkellert sind. Daraus hat sich für die Baggerfahrer quasi eine Choreografie für den Abriss entwickelt. Sie wissen jetzt nicht nur, wie sie bei diesem oder jenem Gebäudeteil vorzugehen haben, sondern auch, wo sie fahren dürfen – und wo auf keinen Fall.
Das Gelände des Haven Höövt ist nämlich nicht wie jedes andere Gelände. Es ist wegen des sandigen Untergrunds mit rund 1000 Pfählen befestigt worden. Deshalb können die Bagger nicht überall eingesetzt werden und an manchen Stellen nur dann, wenn sie auf Bongossi stehen. Die Holzart zählt zu den widerstandsfähigsten und damit tragfähigsten. Der Werkspolier zeigt auf einen Stapel dunkelbrauner Planken. Steinbach sagt, dass für das Vegesacker Vorhaben nur die besten Maschinen und das beste Material infrage kommt. Ihm zufolge werden sich die Abrisskosten am Ende auf rund zwei Millionen Euro belaufen.
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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