
Herr Gorecki, Ihr zweites Album ,Indigo Moods' erschien bereits Anfang November. Wann wurden die darauf enthaltenen Songs geschrieben und aufgenommen?
Peter Gorecki: Mein gesamtes Sammelsurium an Stücken und Ideen reicht insgesamt bis in die Achtzigerjahre zurück. Viele Ideen haben sich im Lauf der Jahre immer weiter entwickelt. In den vergangenen vier Jahren – also seit der Veröffentlichung meines Debütalbums – entstanden natürlich ebenfalls neue Ideen, die sich zum Beispiel in Richtung Funk entwickelt haben. Insgesamt haben wir von Juni 2019 bis Juli 2020 an dem neuen Album gearbeitet. Dank Sponsoren hatten wir damals die Möglichkeit, an vier Tagen die ,Basictracks', also Bass, Schlagzeug, Piano und einen ganzen Haufen Vintage-Keyboards, gemeinsam einzuspielen. Die anderen Elemente wie Gitarre, Gesang, Saxophon und weitere Synthesizerparts von insgesamt zehn beteiligten Musikern kamen dann in den kommenden Monaten als sogenannte Overdubs hinzu. Es sollte halt alles etwas bunter, vielseitiger und größer werden als beim Debüt. Wegen der Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Krise im Frühjahr 2020 mussten diverse Treffen und Aufnahmetermine aber zeitweise verschoben werden.
Was hat es mit dem Albumtitel auf sich? Sind Sie ein Synästhet, also ein Mensch, der Farben mit bestimmten Klängen assoziiert?
Eigentlich bezieht sich der Titel direkt auf Duke Ellingtons „Mood Indigo“. Indigo ist aber natürlich auch ein bestimmter Blauton, der insofern ebenfalls zutreffend ist, als das meine Musik immer auch eine gewisse Melancholie besitzt. Im weiteren Sinne lässt sich der Titel aber auch auf sogenannte Indigo-Menschen beziehen, die aufgrund ihrer Wesensart oftmals große Probleme haben dürften, sich der Allgemeinheit anpassen zu können – eben dies sollte ja eigentlich auch eine Aufgabe und Wesensart der Kunst sein. Wenn man Musik und Texte schreibt, befindet man sich ja auch immer in einem ganz eigenen Modus.
Die bislang als Videoclips veröffentlichten Songauskopplungen ,freaky Funk' und ,Welcome' klingen indes nicht allzu melancholisch...
Ich verarbeite natürlich viele verschiedene musikalische Einflüsse. Neben Jazz und Pop mag ich auch viel Funk und Soul, aber auch Sachen wie Jazzrock, Progressive Rock oder den sogenannten Krautrock. Dadurch können natürlich auch durchaus mal tanzbare Groovenummern entstehen. Außerdem mag ich so ein gewisses Crossover-Spannungsfeld. So gibt es bei mir beispielsweise neben vielen Instrumentaltiteln auch einige mit Gesang. Ich mag es, frei zu sein und könnte mit meiner eigenen Musik gar nicht gezielt auf eine mehr oder minder definierte Zielgruppe oder Erwartungshaltung hinarbeiten. Ich bin kein großer Freund allzu schräger Klänge wie beispielsweise krudem Bebop. Meine Musik soll leicht zugänglich sein. In der aktuellen Situation wird Künstlern zwar häufig ihre konsequente Selbstentfaltung in ihrem Tun als Egoismus vorgeworfen, nur: Diese Kunst ist ja auch dazu da, Menschen zu erreichen, ihnen schöne Stunden zu bereiten, ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Sorgen für ein paar Stunden vergessen zu können – oder aber ihre eigenen Gefühle durch sie zu vertiefen. Ich halte es gerade jetzt für sehr wichtig, positive Vibes zu verbreiten.
Was inspiriert Sie zu Ihrer Musik?Es gibt immer wieder Erlebnisse und Eindrücke, die mich beschäftigen, manchmal aufwühlen, aber letztlich zu dem inspirieren, was ich mache. Das können sogar ganz triviale Alltäglichkeiten sein – Geräusche, Gerüche, Licht, oder der Himmel, natürlich aber auch einschneidende Erfahrungen wie der Tod meines Bruders im Jahr 2015, dem das Stück ,Blues for Ollie' auf dem Album gewidmet ist – in Anlehnung der speziellen Trauerkultur in New Orleans. Auf dem Album ist auch ausnahmsweise eine Coverversion eines Songs der amerikanischen Songwriterin Elisabeth Cutler. Ich hörte ihn auf der Rückfahrt nach einer anderen Trauerfeier, an deren musikalischer Ausgestaltung ich beteiligt war. Zu Hause angekommen, hatte ich – inspiriert durch Cutlers besagtes ,We already know' – bereits den Text für meinen eigenen Song ,Einsamkeit' fertig im Kopf. So etwas ist mir vorher noch nie passiert. Daraufhin erschien es mir nur konsequent, auch eine umarrangierte Version der Inspirationsvorlage einzuspielen. Elisabeth war von meiner Idee glücklicherweise sehr angetan.
Wie konkret sind Ihre Ideen ausformuliert, wenn es ans Aufnehmen geht? Wie viel Freiraum lassen sie Ihren Gästen?
Ich komponiere natürlich die Hauptthemen, die Ablaufstrukturen und weiß auch schon meist sehr genau, wie ich den Groove am liebsten hätte. Eigentlich mache ich meinen Mitmusikern aber lediglich grobe Vorgaben, der Rest entwickelt sich beim Proben und ging bisher eigentlich immer in die angedachte Richtung.
Potenziell wäre es heutzutage technisch und logistisch auch durchaus möglich, gemeinsam ein Album aufzunehmen, ohne dass einer der Beteiligten hierfür sein Wohn- oder Musikzimmer verlassen müsste. War dies für Sie keine Option?
So etwas kann man machen. Im Fall der Gitarren lief der Prozess auch tatsächlich so ab. Alles andere ist live im Studio eingespielt worden, ich war auch immer dabei – ich mag diese Old-School-Aufnahmesituation einfach lieber, und das Ergebnis klingt im Regelfall wesentlich organischer. Meine Musik hat ja durchaus einen gewissen Retro-Touch.
Verfolgen Sie dieses Old-School-Prinzip auch hinsichtlich des Albumvertriebs? Gibt es ,Indigo Moods' nur als CD oder auch als Download?Ich vertreibe meine Alben derzeit ausschließlich über meine Homepage. Beide Alben gibt es auf dieser gegen eine kleine Gebühr auch als Download. Allerdings vermeide ich die großen Portale wie beispielsweise Spotify, Deezer und Amazon. Ein paar Clickzahlen dort mögen ja ganz schön sein, aber was hat der Künstler letztendlich davon?
Konnten Sie die Produktion komplett durch die Erlöse ihres Crowdfundings finanzieren?Durch das Crowdfunding ist einiges zusammengekommen. Es gab zudem aber auch gewisse familiäre Unterstützung. Einfach war es in finanzieller Hinsicht dennoch nicht – gerade in diesem besonderen Jahr 2020. Aber wir haben es hinbekommen, zum Glück. Hätten wir das Projekt erst in diesem Jahr in Angriff genommen, wäre das Album angesichts der aktuellen Situation wohl nicht zustande gekommen.
Wie erleben Sie als Künstler die aktuelle Gesamtsituation?
Ich habe in diesem Jahr inklusive eines Online-Auftritts nur sieben Konzerte gespielt, normalerweise sind es so zwischen 30 bis 40. Das macht sich dann schon bemerkbar. Auch ansonsten empfinde ich diese Zeit als sehr freudlos: Man sieht überall nur noch maskierte, ängstliche Menschen und hört von Seiten der Bundespolitik überwiegend negative Nachrichten. Eine gewisse Leichtigkeit fehlt momentan völlig – vieles ist zurzeit nicht erlaubt oder geschlossen. Dadurch macht sich natürlich gerade in der dunklen Jahreszeit auch eine gewisse Trostlosigkeit breit. Diese ganze Sache macht schon etwas mit uns allen. Ich weiß zum Beispiel nicht, wann es wieder Sinn ergibt, Konzerte und Auftritte zu akquirieren. Diese Perspektivlosigkeit wirkt als Motivationshemmer. Zum Glück konnte ich nach dem ersten Lockdown meinen Unterrichtstätigkeiten weiterhin nachgehen und mich damit auch finanziell über Wasser halten. Und ich bin natürlich auch sehr dankbar darüber, bereits ein paar CDs verkauft zu haben. Aktuell stellt sich für mich aber natürlich auch die bange Frage, ob die Musikschulen wieder öffnen dürfen.
Das Interview führte Christian Pfeiff.
Peter Gorecki
arbeitete zunächst als Musikalienhändler, bevor er selbst Musik machte. Nachdem er mehrere Jahre mit Bands wie der Gruppe „Captain Candy“ und als Bar- und Hotelpianist aufgetreten war, begann Gorecki mit der Veröffentlichung seines Debütalbums „Second Life“ seine eigene künstlerische Identität auszubauen. Jetzt ist sein zweites Album erschienen.
Das Album „Indigo Moods“ ist derzeit sowohl als CD-Variante als auch als Download ausschließlich über die Homepage des Künstlers erhältlich. www.pietgorecki.de.
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