
Banken und Investoren haben Kindertagesstätten als Anlageprodukte entdeckt. Sie gelten als renditesicher und nachhaltig und werden dadurch als Investitionsobjekte zunehmend beliebter. Auch in Bremen-Nord sind im vergangenen Jahr Einrichtungen verkauft worden. Die Aviarent Invest AG, eine Vermögensverwaltung mit Sitz in Frankfurt, kaufte die Kita Bunte Weser in Lüssum. Die Bremische Volksbank wurde Eigentümerin der neuen SOS-Kinderdorf-Kita in Grohn. Und es sind weitere Investitionen geplant: Die Bremische Volksbank hat jüngst ein Grundstück an der Hindenburgstraße in Lesum erworben und lässt dort eine Kita bauen. Betreiber wird die Gesellschaft PME-Familienservice.
Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Ulf Brothuhn kaufte die Bremische Volksbank die erste Kindertageseinrichtung bereits vor drei Jahren in Oberneuland. Im Frühjahr vergangenen Jahres schloss die Genossenschaftsbank dann einen Kaufvertrag mit dem Projektentwickler M-Projekt. Der Bauträger hatte die Kindertagesstätte an der Friedrich-Humbert-Straße errichtet. Betrieben wird sie künftig vom SOS-Kinderdorf. Ende November wurde das Haus übergeben. Damit besitzt die Bremische Volksbank nun zwei Kitas. Weitere werden dazukommen.
Das Investment sei Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der Bremischen Volksbank, die allerdings noch in den Kinderschuhen stecke, erläutert Brothuhn. „Vor dem Hintergrund des Negativzins-Niveaus haben wir überlegt, in welche Anlageformen wir gehen können, die auch unsere Mitglieder gut finden. Wir versuchen natürlich, das Vermögen der Bank langfristig gut zu investieren.“ Die Investition in die Ausstattung für frühkindliche Bildung und somit in die Zukunft der Gesellschaft stoße auch bei den Mitgliedern auf positive Resonanz.
Dieser nachhaltige Ansatz sei im Falle der Kita in Grohn sogar noch wichtiger als die Rendite, betont Brothuhn. „Die Rendite ist bei der Kita in Grohn nicht ganz so hoch. Wir freuen uns aber, dass wir in der Zusammenarbeit mit dem Bauträger und dem Träger so hervorragende Bedingungen für die Kinder in Grohn geschaffen haben.“
Eine weitere Investition in die Zukunft Nordbremer Kinder hat die Bremische Volksbank im Dezember mit dem Kauf eines Grundstücks an der Hindenburgstraße getätigt. Im Auftrag der Genossenschaftsbank wird ein Generalunternehmer dort eine Kindertagesstätte errichten. Träger wird die Gesellschaft PME-Familienservice, die bundesweit circa 70 Kindertagesstätten betreibt, darunter zwei in Bremen: die Kita Sonneberger Straße in der Vahr und die Kita Walljunioren in Bremen-Mitte.
Laut Catja Gräper, die bei der PME-Familienservice GmbH im Personalmanagement für die Region Nord tätig ist, soll die Kita in Lesum nach aktuellem Planungsstand im Dezember dieses Jahres mit insgesamt sechs Gruppen eröffnet werden. Entstehen sollen ihren Worten nach 90 Betreuungsplätze, aufgeteilt in drei Elementargruppen und drei Krippengruppen, die ganztägig von Familien genutzt werden können. Neben der Kita an der Hindenburgstraße plant der Träger aktuell den Aufbau vier weiterer Einrichtungen: in Marßel, Woltmershausen, Gröpelingen und in der Überseestadt.
Laut Ulf Brothuhn kann sich die Bremische Volksbank vorstellen, künftig in weitere Kitas zu investieren. Im Blick hat die Genossenschaftsbank dabei zunächst das niedersächsische Umland.
Die Aviarent Invest AG hat die Kita Bunte Weser an der Lüssumer Straße Ende vergangenen Jahres für ihren Fonds „Little Friends“ erworben. Der Fonds richtet sich laut Manuel Goerlich, der für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Vermögensverwaltung zuständig ist, nicht an private, sondern an institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionskassen. Aviarent sei schon sehr früh in den Markt eingestiegen, so Goerlich, und hatte eine Vorreiterrolle. Der Investmentansatz bietet eine sichere Rendite. „Kitas haben in der Regel einen langfristigen Mietvertrag von 20 bis 30 Jahren. Des Weiteren kann man in der Regel auf eine Art ,öffentlichen Miet-Cash-Flow' abstellen. Die Mietzahlungen werden entweder direkt über die Kommune oder über einen Betreiber an den Vermieter gezahlt.“
Je nach Bundesland beziehungsweise Kommune gebe es zusätzlich noch Sicherungsmechanismen wie Garantie- und Gewährleistungsstrukturen, „für den unwahrscheinlichen Fall, dass ein Betreiber zahlungsunfähig werden könnte“. Neben dem Zahlungsstrom sei bei den Investitionen für Aviarent auch die Berücksichtigung ethischer und moralischer Aspekte wichtig. „Die Bildung der Kinder stellt die Zukunft des Landes dar, und wir möchten mit der Investition einen Beitrag leisten und einen angemessen Raum hierfür schaffen.“ Auch ein modernes Familienkonzept werde dadurch unterstützt.
In Bremen hat Aviarent bisher ausschließlich in die Lüssumer Kita investiert, die 90 Betreuungsplätze bietet und von der Bremer Bildungsinitiative Scolanova betrieben wird. „Grundsätzlich können wir uns aber vorstellen, in weitere Kindertagesstätten in Bremen und dem Bremer Umland zu investieren, da diese Region durchaus interessant ist.“
Aus Sicht der Bildungsbehörde ist die Übernahme von Kitas durch Banken und Investorengruppen als Anlageobjekte unproblematisch, „weil gerade das private Anlageinteresse zum Bau der Kita führt“, sagt Annette Kemp, Sprecherin der Senatorin für Kinder und Bildung. „Selbst wenn einige Investoren etwas anderes behaupten, sind die Kitas zumindest mittel- und langfristig ein vermögensteigernder Teil in ihrem Anlagevermögen.“ Private Investoren sind laut Kemp örtliche Projektentwickler beziehungsweise Bauträger, überregionale Immobilienunternehmen, aber auch weniger bekannte Mittelständler.
Nachhaltigkeitskriterien
Das Anlageprodukt Kindertagesstätte entspricht den sogenannten ESG-Kriterien, die für viele Anleger neben einer sicheren Rendite immer wichtiger werden. ESG steht für die englischen Begriffe Environment, Social und Governance, also die Nachhaltigkeitskriterien Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung.
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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