
Der Standort der Nordbremer Corona-Test-Ambulanz sollte eigentlich geheim bleiben. Jetzt liegen selbst gebastelte Corona-Ambulanz-Schilder zusammen mit gebrauchten Einweghandschuhen und Taschentüchern in den Vorgärten einer Wohnstraße mitten in Blumenthal. Anwohnerin Bärbel Duschek-Bolte: „Ich kann es nicht begreifen, warum man eine Corona-Ambulanz mitten in einer Wohnstraße einrichtet. Die Verantwortlichen hätten wenigstens einen Infobrief an die Anwohner schicken können.“ Während die Kassenärztliche Vereinigung (KV) von Startschwierigkeiten spricht, reagiert der behandelnde Arzt „schockiert und enttäuscht“. Die Beschwerde zeige, „wie wenig Gemeinsinn einige unserer Mitbürger aufbringen“.
Wie berichtet, hatten sich in den vergangenen Wochen Kommunalpolitiker verschiedener Parteien für eine Test-Ambulanz nördlich der Lesum eingesetzt. Mutmaßlich infizierte Personen sollten nicht quer durch die Stadt fahren müssen. Am 3. April dann startete die Ambulanz. Gleich am ersten Tag sollen bis zu 70 Rachenabstriche zur Untersuchung auf das neuartige Virus genommen worden sein. Über den Nordbremer Standort bewahrte die Kassenärztliche Vereinigung bewusst Stillschweigen, da sie fürchtete, dass sich sonst Patienten auf eigene Faust auf den Weg zu der Ambulanz machen und es zu Menschenansammlungen und einer zusätzlichen Ansteckungsgefahr kommen könnte.
Doch seitdem die Arztpraxis selbst gebastelte Corona-Ambulanz-Schilder auf einem Parkplatz an der belebten Wohnstraße aufgestellt hätte, sei der Ort nicht mehr geheim, so die Anwohnerin. Über den Parkplatz sind mehrere Arztpraxen zu erreichen. „Alle Patienten, die zu den Arztpraxen wollen, laufen an den neuen Corona-Parkplätzen vorbei.“
Patienten und auch ein Arzt mit Schutzmaske seien regelmäßig auf dem Gelände unterwegs – wenige Meter entfernt von den Fenstern der Wohnhäuser, berichtet Bärbel Duschek-Bolte. „Im Moment halte ich die Fenster geschlossen.“ Sie sorgt sich vor allem um ihre 93-jährige, pflegebedürftige Mutter, die zur Risikogruppe zähle. Die gebürtige Blumenthalerin fragt sich, warum die Kassenärztliche Vereinigung ausgerechnet diesen Standort ausgewählt hat, an dem Wohnhäuser und Praxen dicht an dicht stehen: „In Blumenthal gibt es so viele leere und abgelegene Gebäude.“ Außerdem würde sie gern wissen, wer die gebrauchten Handschuhe nun entsorgt. Antworten auf ihre Frage hat sie von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) bisher nicht erhalten. Am vergangenem Freitag habe sie eine Beschwerde-Mail an die Behörde geschickt.
Auf Anfrage unserer Zeitung will die Gesundheitsbehörde keine Stellung beziehen. „Die KV hat die Ambulanz eingerichtet und bespielt sie auch“, so Behördensprecher Lukas Fuhrmann. Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen findet eine Antwort: "Da diese Anfrage tatsächlich ernst gemeint ist, hier unsere Stellungnahme. Wir sind sehr froh, dass wir den Menschen in Bremen-Nord ein entsprechendes Angebot machen können und mit der Praxis ein Team gefunden haben, das sich geradezu heroisch für die Patienten aufopfert“, so Sprecher Christoph Fox. Fox schreibt weiter: „Natürlich gibt es zum Start einer solchen Einrichtung immer Schwierigkeiten. Wir setzen auf die Vernunft und die Geduld der Menschen.“
Der behandelnde Arzt zeigt sich schockiert, dass Kritik an der Test-Ambulanz geübt wird. Sie sei am aktuellen Standort gut untergebracht und stelle für die Umgebung keine besondere Belastung dar. Um den Publikumsverkehr durch Gaffer zu minimieren, habe die Nachbarschaft „naturgemäß“ nicht informiert werden können: „Hierfür haben wir auch keinen Anlass gesehen.“ Die Belastung durch Verkehr in der Wohnstraße könne durch die neue Test-Ambulanz ebenfalls nicht zugenommen haben, da allein seine Praxis in Nicht-Pandemie-Zeiten „das Vierfache an Patientinnen und Patienten“ behandele.
Die Mitarbeiter der Arztpraxis hätten auf ihre eigenen Parkplätze verzichtet, damit diese ausschließlich für Testpatientinnen und Patienten frei gehalten werden können, damit diese direkt vor dem Eingang der Praxis parken. Durch konsequente Terminplanung halte sich jeweils nur ein Patient zurzeit in der Praxis auf.
Der Mediziner: „Das Infektionsrisiko ist – sollten Patientinnen oder Patienten nicht unsere Parkplätze nutzen – sondern zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen, nicht erhöht. Man befindet sich außerhalb geschlossener Räume und kann leicht das von unserer Regierung für alle Menschen empfohlene Abstandsgebot einhalten. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht für meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, denen ich an dieser Stelle meine Anerkennung aussprechen möchte.“
Zu der Beschwerde über Schilder und Plastikhandschuhe in den Vorgärten sagt der Arzt: „In der Tat vermissen wir ein laminiertes Parkplatzschild.“ Die Praxis bietet der Anwohnerin nun an, das Schild nun fachgerecht zu entsorgen. „Handschuhe können nicht von uns sein, da wir bisher keine Handschuhe ausgegeben haben und unsere eigenen in der Praxis wegwerfen, denn diese sind gegebenenfalls infektiös.“
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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