
Vegesack. Während andere Geschäfte inmitten der Corona-Pandemie für immer schließen, hat genau in dieser Zeit eine Teppichhandlung direkt am Sedanplatz eröffnet. Angeboten werden dort ausschließlich handgeknüpfte Perserteppiche. Doch durch den erneuten Lockdown musste das Geschäft bereits kurz nach der Eröffnung im November vorübergehend wieder schließen.
Hinter dem Geschäft steckt die Verwertungsgesellschaft Kunst und Teppiche mit Sitz in Osterholz-Scharmbeck. „Die Verwertungsgesellschaft hat mich beauftragt, an einigen Tagen in der Woche die Kunden in Vegesack zu beraten“, sagt Abbas Saber, der seit mehr als vier Jahrzehnten als Sachverständiger für Teppiche arbeitet. Eigentlich hat der 69-Jährige, der unter anderem in Bremen, in Westerland auf Sylt sowie in Osterholz-Scharmbeck Teppichhandlungen betrieben hat, sich bereits zur Ruhe gesetzt. Doch ohne seine große Leidenschaft, die Teppichkunst, kommt er einfach nicht aus. „Ich bin in der dritten Generation in dieser Branche tätig und liebe Teppiche einfach. Zu Hause herumsitzen, das ist einfach nichts für mich. Sofern es meine Gesundheit zulässt, stehe ich hier im Geschäft“, erzählt der Schwachhauser.
Den Start für die Niederlassung in Vegesack habe er sich allerdings anders vorgestellt. „Wir haben das Geschäft im November eröffnet und wenig später kam die neue Corona-Verordnung, die uns dazu gezwungen hat, wieder zu schließen“, berichtet er. Dass der Einzelhandel noch einmal schließen müsste, hätte er nicht gedacht. „Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir das Geschäft natürlich nicht eröffnet“, sagt er. Deshalb hoffe er nun, dass der Lockdown nicht noch ein weiteres Mal verlängert wird und er somit zeitnah wieder öffnen kann.
Der Standort Vegesack habe für die Verwertungsgesellschaft verschiedene Vorteile. „Die Miete ist hier nicht so teuer“, sagt Saber. „Zudem liegt das Geschäft direkt am Sedanplatz. Dadurch gibt es hier auch viel Publikumsverkehr.“ Dennoch war es mehr Zufall, dass das Geschäft gerade in Vegesack eröffnet wurde. Ein Bekannter machte ihn darauf aufmerksam, dass das Ladenlokal in der Gerhard-Rohlfs-Straße zu vermieten war. Zum ersten Mal stellt er seine Teppiche allerdings nicht im Bremer Norden aus. „Früher war ich immer für vier Tage im Sommer in der Strandlust“, erinnert er sich.
Die Teppiche, die Saber nun in Vegesack verkauft, würden unter anderem aus Insolvenzen stammen. „Durch die Corona-Krise haben wir viele Aufträge bekommen, da es zurzeit viele Insolvenzen gibt“, sagt Saber. „Die Verwertungsgesellschaft übernimmt die Teppiche und gibt sie günstig weiter, aber nicht umsonst. Schließlich verkaufen wir ausschließlich exklusive Teppiche, und keine Massenware.“
Deshalb seien Teppiche nicht nur Kunstwerke für Böden und Wände, sondern auch eine Kapitalanlage, ist sich Abbas Saber sicher. „In den nächsten zehn Jahren kommen kaum Perserteppiche auf den Markt. Qualitativ hochwertige Waren bleiben in Persien und gelangen in der Regel nicht ins Ausland“, berichtet er. Das sei auch der Grund, warum es heute keine Teppichgeschäfte mehr gebe. „Händler bekommen einfach keine Ware mehr und müssen ihre Geschäfte deshalb aufgeben“, beobachtet er. In den 1980er Jahren habe es alleine in Bremen 23 Fachgeschäfte gegeben, doch gehalten haben sich keines.
Teppiche seien auch eine Wertanlage, die, anders als etwa Aktien, nicht an Wert verliere. „Das ist ein reines Kunstwerk, das von Menschenhand geschaffen wurde“, sagt der gebürtige Iraner. Bis ein Teppich geknüpft sei, könnten zwei bis drei Jahre vergehen. Selbst bis ein kleiner Teppich fertiggestellt sei, würde es mindestens ein Jahr dauern. „Arbeitszeit und Material lassen sich eigentlich gar nicht bezahlen“, befindet er.
Abbas Saber verkauft nicht nur Teppiche, sondern kümmert sich auch um die Pflege, etwa um die Teppichwäsche. Dieser Service habe allerdings seinen Preis. „Ich muss den Teppich im Vorfeld sehen, um was für ein Material handelt es sich und wie schmutzig ist er?“, erzählt er. Gleiches gelte für Reparaturen. „Um feststellen zu können, ob sich eine Reparatur lohnt, muss ich den Teppich ebenfalls zuvor in Augenschein nehmen“, so Saber. Allerdings könne er ausschließlich handgeknüpfte, persische Teppiche reparieren oder waschen. Maschinell hergestellte Ware könne er hingegen weder reinigen noch restaurieren.
Eine Reparatur könne durchaus mit 1000 Euro zu Buche schlagen. In diesem Fall müsse sich der Kunde überlegen, ob er sich nicht lieber einen neuen kauft. „In solchen Fällen nehme ich den alten in Zahlung und verkaufe ihn etwa nach Russland. Dort haben die Menschen nicht so viel Geld und stören sich deshalb nicht so an den Beschädigungen“, berichtet der Sachverständige.
Die Teppichhandlung in der Gerhard-Rohlfs-Straße 49 ist telefonisch unter den Nummern 04 21 / 69 21 87 97 sowie 01 60 / 167 18 95 zu erreichen.
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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