
Lüssum-Bockhorn. In Deutschland leben 90 Prozent aller Kinder in Städten – und damit in Lebensräumen, die bei Weitem nicht immer ihren Bedürfnissen gerecht werden: Oft fehlen in verdichteten Bereichen Frei- und Bewegungsräume, es gibt Gefahrenzonen, zum Beispiel durch Straßenverkehr, oder auch angstbesetzte Areale, in denen Kinder sich bedroht fühlen. Wie sollten vor diesem Hintergrund kindgerechte Wohn- und Lebensräume aussehen? Wo spielen und bewegen sich Kinder? Welche Anforderungen an Sicherheit sind zu gewährleisten? Und wie sehen Kinder ihre Stadt?
Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Gewoba-Architekturwettbewerbs „Ungewöhnlich wohnen – Kinder in der Stadt“, der in die dritte Runde geht. Dabei sollen kindgerechte Wohn- und Lebenskonzepte für insgesamt fünf unterschiedliche Bereiche in Bremen entwickelt werden – einer von ihnen ist die Lüssumer Heide in Bremen-Nord.
An der Tami-Oelfken-Schule stellten Kinder einer vierten Klasse jüngst einer Gruppe von Architekten vor, wie sie ihren Wohn- und Lebensraum wahrnehmen und was kindgerechter sein könnte. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat Katharina Bermpohl, die an der Uni Bremen Stadt- und Regionalentwicklung studiert, mit einer Gruppe von elf Kindern untersucht, wie sie den Raum im Ortsteil nutzen.
„Das Projekt fing allerdings erst zwei Wochen nach dem Corona-Lockdown an“, sagt sie, „kurz nach einer Zeit, in der die Spielplätze geschlossen waren. Von daher befanden sich die Kinder in einer außergewöhnlichen Situation.“ Nach zahlreichen Gesprächen, Befragungen und Ausflügen in den Stadtteil entstanden Dokumente, die zeigen, wie die beteiligten Kinder ihre Wohn- und Lebenswelt sehen. An Stellwänden und in kleinen Vorträgen präsentieren die Kinder ihre Ergebnisse. Zentral ist ein Bildungsstadtplan, eine subjektive Landkarte, in der in vier Farben räumlich markiert ist, wo Treffpunkte, Freizeitangebote oder sogenannte blöde Orte liegen und auch, wo Verbesserungsvorschläge der Kinder lokalisiert sein könnten.
Weitere Karten des Stadtteils zeigen ihre Aktionsräume, die in ihrer Ausdehnung sehr unterschiedlich sind: Einige Kinder halten sich fast nur in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung auf, andere in großen Bereichen von Lüssum. Auf einer Exkursion entstanden Fotos, die von den Kindern kommentiert wurden, zum Beispiel vermüllte Ecken oder versiegelte Bereiche.
Treffpunkte – das sind vor allem die eigenen Wohnungen, in denen Freundinnen oder Freunde zusammenkommen. Ein zentraler Ort ist aber auch der Spielhaus-Treff Lüssumer Heide, eine freizeitpädagogische Einrichtung, die von vielen Kindern genutzt wird. Das Spielhaus ist eingebettet in das „grüne Band“, einen parkartigen Grünzug, der Dreh- und Angelpunkt für viele der Viertklässler ist. Der Bereich Freizeitangebote erweist sich als recht überschaubar: Genannt werden vor allem Fußball, Karate und Hood-Training, ein spezielles Sportangebot, das nicht nur die Körperkraft, sondern auch soziales Miteinander fördert. Viele der Kinder sind über das Freizeitangebot im Stadtteil nicht ausreichend informiert. „Sie wussten zum Beispiel nicht, dass es in Blumenthal überhaupt ein Freibad gibt“, sagt Katharina Bermpohl.
Blöde Orte – dazu zählt zum Beispiel auch die Schule In den Sandwehen. „Dort sitzen viele Jugendliche, die rauchen und dumme Sprüche machen“, sagt ein Grundschüler. Als „blöder Ort“ wird von einigen Kindern aber auch der nahe gelegene Wald genannt, „weil dort Leute ihre großen Hunde laufen lassen, und auch ins Spielhaus kommen immer wieder Oberschüler, die uns ärgern."
Kunterbunt sind die Verbesserungsvorschläge, die von den Grundschülern kommen: Eine Wasserrutsche im Schwimmbad soll her, aber auch ein Apfelbaum in der Nähe – bis hin zu einem Park oder einer Wiese als große Freiräume zum Spielen. Die Wünsche der Kinder richten sich aber auch an die Schule: Einige würden sich über Schließfächer freuen, in denen sie ihre persönlichen Sachen, wie zum Beispiel ihr Tagebuch, aufbewahren können. Katharina Bermpohl fasst am Ende ihre Ergebnisse zusammen: „Der Raum, in dem Kinder sich am meisten aufhalten, ballt sich in ihrer Wohnumgebung. Überraschend war für mich, dass Angst durchaus ein großes Thema ist“, sagt sie. „Ich traue mich nicht raus, weil Kinder geklaut werden“, hatte zum Beispiel ein Schüler geäußert.
Bemerkenswert ist für Bermpohl aber auch, dass alle Freizeitangebote von der Schule vorgeschlagen oder vorgestellt wurden. „Damit hat die Schule für die Kinder eine wichtige Vermittlerrolle“, sagt sie. Die Vermutung einiger Erwachsener, Musikschule oder Bibliothek würden von den Kindern kaum nachgefragt werden, erwies sich als falsch: „Beides ist in Lüssum nicht vorhanden, doch genau das haben sich viele Kinder gewünscht“, sagt die Masterstudentin.
„Insgesamt ist die Vielfalt an Freizeitangeboten im Stadtteil nicht groß genug“, sagt Katharina Bermpohl, „und es braucht vor allem Ansprechpartner, wie zum Beispiel Sporttrainer oder Personen in der Schule, die Kindern Angebote vermitteln.“
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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