
An Bord darf an diesem Morgen nicht jeder: „Geschlossene Gesellschaft“ steht auf einem Schild zur Gangway. Wie immer, wenn jemand das letzte deutsche Vollschiff für eine Hochzeits- oder Geburtstagsfeier gemietet hat. Doch diese geschlossene Gesellschaft ist nicht wie immer. Wer zu ihr gehört, trägt blau-schwarze Uniform, das Haar kurz und hört auf Kommando. Das Kulturdenkmal am Vegesacker Hafen ist wieder das, was es jahrzehntelang war: ein Schulschiff – wenn auch nur für acht Tage. Die Marine hat es gechartert.
Alles hört jetzt auf Christian Riechelmann. Zumindest von Montag bis Donnerstag dieser und nächster Woche. So lange sollen die Kadetten an Deck trainieren. Riechelmann, 39, Fregattenkapitän, spricht von grundlegenden Übungen in Theorie und Praxis. Vom Seeklar machen. Von Decksmanövern unter Zeitvorgabe. Und davon, dass die Marine froh darüber ist, das „Schulschiff Deutschland“ noch einmal nutzen zu können. Der Chefausbilder zeigt auf die Planken, die Brassen, die Nagelbänke für die Taue, den Hauptmast, die Takelage: „Ein schönes Schiff.“ Und vor allem: „Schön in Schuss.“
Die „Gorch Fock“, auf der Riechelmann sonst Dienst schiebt, ist es momentan nicht, sondern Baustelle. Bis Sommer nächstes Jahres noch. Doch so lange wollte die Marine nicht warten. Die Neuen in der Crew sollten schon vorher auf einem Deck trainieren. Im Dezember vergangenen Jahres stellte sie die erste Anfrage. Claus Jäger weiß das, weil er das Schreiben der Marine rausgesucht hat. Der Charterauftrag kam für den Chef des Schulschiffvereins überraschend. Nach seiner Rechnung hat es seit 1995 kein Manöver mehr an Deck gegeben. So lange liegt das „Schulschiff Deutschland“ jetzt an der Lesum.
Die Männer und Frauen in Uniform werfen Taue übers Deck, dann legen sie die Taue in Form von Achten auf die Planken. Auswerfen, Achten legen, Auswerfen, Achten legen. Riechelmann geht von einer Gruppe zur nächsten. Er sagt, dass manche bereits Bootsmänner sind, die meisten jedoch gerade dabei, es zu werden. Einige gehören seit Jahren zur Mannschaft, viele erst seit einer Woche. Darum will es der Chefausbilder langsam angehen lassen, wie er sagt. Das erste Decksmanöver ist für den Nachmittag geplant. In 20 Minuten soll das „Schulschiff Deutschland“ seeklar sein, am Ende der Woche in 15 Minuten.
Riechelmann weiß, dass der Rahsegler keine Segel mehr hat. Dass er in einer Art Becken aus Spundwänden liegt und darum kaum schaukelt. Dass ein Ablegen so ohne Weiteres deshalb gar nicht möglich ist. Und trotzdem sagt er, dass die Übungen und Manöver an Bord des „Schulschiffs Deutschland“ mehr als bloß sinnvoll sind. Für Riechelmann sind sie ein Glücksfall, genauso wie das Schiff ihm zufolge eines ist. Nach seinen Worten ist es nämlich beinahe wie die „Gorch Fock“. Auch fast genauso breit und genauso lang. „Es gibt für uns also kein anderes Schiff, auf dem sich so realitätsnah trainieren lässt, wie dieses.“
Die Kadetten unter seinem Kommando sehen so aus, als würden sie gleich nach oben in die Takelage wollen. Riechelmann nennt das entern. Alle tragen schwarze Gurte um Hüfte und Schultern wie Industriekletterer. Doch in die Rahen geht es weder heute noch an den anderen Tagen. Riechelmann sagt, dass aus Gründen des Versicherungsschutzes die Mannschaft am Boden bleiben muss. Auf dem „Schulschiff Deutschland“ soll sie nicht das Klettern üben, sondern sich ausschließlich ans Tragen der Klettermontur gewöhnen. Auch an die schweren Karabiner, die bei jedem rechts und links am Gürtel baumeln.
Beide sollen später und an einem anderen Ort zum Einsatz kommen. Nach Riechelmanns Zeitplan geht es für die Mannschaft noch nach Flensburg, wo die Marine einen Mast auf dem Trockenen hat. Nicht irgendeinen, sondern genau so einen, wie es ihn auf der „Gorch Fock“ gibt. Und bevor die aus der Werft kommt, steht nach dem Training im Bremer Norden und in Flensburg noch ein anderes an, das noch realistischer ist, als das auf dem „Schulschiff Deutschland“ – auf einem Segler, der tatsächlich fährt. Riechelmann sagt, dass es für ihn kaum etwas Schlimmeres gibt als das: „Zur See fahren zu wollen, aber es nicht zu können.“ Die Manöver in Vegesack sind ihm zufolge ein Vorgeschmack darauf, was mit der „Gorch Fock“ wieder möglich werden soll.
Um neun hat die Ausbildung an Deck der „Deutschland“ begonnen, um halb vier geht sie zu Ende. Laut Riechelmann wird das Pensum an den anderen Tagen ähnlich sein. 25 Kadetten sind in dieser Woche dran, noch mal so viele in der nächsten. Für ihn ist das ein guter Schnitt. An Bord der „Gorch Fock“ werden sie mehr als doppelt so viele sein.
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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jetzt wird frau schäfer, so kurz vor antritt als vorsitzende des verkehrsausschußes der minister, nochmal drauf gestossen. ...