
Vegesack. Siegmund Meier startet ein Video auf seinem Smartphone. Es zeigt ihn, wie er auf einem Spielplatz ein Klettergerüst hinaufsteigt. Um seine Beine sind computergesteuerte Orthesen geschnallt. Mit den Spezialbeinschienen hat der 58-Jährige wieder Laufen gelernt.
Der Nordbremer sitzt im Hauptgeschäft des Zentrums für technische Orthopädie (ZTO) an der Lindenstraße in Vegesack und erzählt von seiner Leidensgeschichte. Wie er nach einem Zeckenbiss an Borreliose erkrankte, in der Folge unter Gelenkschmerzen im Knie, Gleichgewichts- und Konzentrationsstörungen litt. Er immer öfter stürzte und schließlich kaum noch laufen konnte. Erst ging er am Stock, dann am Rollator, zuletzt saß er im Rollstuhl. Dass er sich heute fast uneingeschränkt wieder auf zwei Beinen bewegen, sogar auf Spielgeräte klettern kann, hätte Siegmund Meier vor wenigen Jahren noch für undenkbar gehalten. Dass er es kann, verdankt er den mikroprozessorgesteuerten Beinschienen, die in der ZTO-Werkstatt an der Lindenstraße speziell für ihn angefertigt worden sind.
„Im Bremer Raum sind wir die einzigen, die das Produkt seit zwei Jahren verarbeiten“, sagt Marc Albrecht. Der Orthopädietechniker-Meister ist neben Uwe und Marion Schmiedel Mitinhaber des Unternehmens ZTO. Das neue Orthesensystem hat ein Hersteller in Duderstadt entwickelt, gefertigt wird es laut Albrecht aber in der eigenen Werkstatt von ZTO. „Jede einzelne Schiene ist eine individuelle, der Körperform des Trägers angepasste Sonderanfertigung.“
Für den Orthopädietechniker-Meister ist die neuartige Schiene ein Beispiel dafür, wie moderne Orthopädietechnik helfen kann, Menschen wie Siegmund Meier ein Leben im Rollstuhl zu ersparen und sie wortwörtlich wieder auf die Beine zu bringen. Albrecht erzählt von einer Patientin, 24 Jahre alt, erkrankt an Multipler Sklerose. „Sie konnte nicht laufen, das linke Bein sackte beim Stehen immer weg. Die Ärzte wollten das Kniegelenk schon versteifen. Dank der neuen Beinschiene kann sie jetzt wieder laufen.“
Im Unterschied zu herkömmlichen Beinschienen werde bei der neuen Orthese nicht nur die Stand- sondern auch die Schwungphase des Beines gesteuert, erklärt der Orthopädietechniker-Meister. „Bei der mikroprozessorgesteuerten Schiene werden die Gehbewegungen des Anwenders in Echtzeit über einen Sensor gemessen“, erläutert er die technischen Feinheiten. Das ermögliche dem Träger mehr Bewegungsfreiheit, das Sturzrisiko werde minimiert.
Siegmund Meier trägt seine maßgefertigte Schiene seit Juni 2020, zuvor hatte er eine Testorthese. „Ich kann heute wieder mit meiner Frau spazieren gehen, Treppen steigen, klettern und sogar mit meinem Liegefahrrad fahren“, erzählt der 58-Jährige. Seinen Hobbys wie Fotografieren in der Natur und Angeln könne er dank der modernen Orthese wieder nachgehen. Über eine App kann er seine Beinschienen für verschiedene Bewegungsfunktionen einstellen. „Das Gelenk kann zum Beispiel freigeschaltet werden, um Rad zu fahren oder für längeres Stehen steif gestellt werden“, erklärt Orthopädietechniker-Meister Marc Albrecht. Seinen Rollstuhl hat Siegmund Meier zwar immer noch. „Den benutze ich aber nur noch für längere Strecken.“
Die Orthopädietechnik ist ein Standbein von ZTO. In der Werkstatt im Hauptgeschäft an der Lindenstraße 61 werden neben Orthesen und Prothesen unter anderem auch orthopädische Maßschuhe und Einlagen gefertigt. Mit Sanitätshausbedarf von Bandagen bis Kompressionsstrümpfen und Korsetts sowie Rehatechnik deckt das Unternehmen den gesamten Bereich der Heil- und Hilfsmittelversorgung ab. „Wir sind ein Rundumversorger“, erklärt Mitinhaber Marc Albrecht. Zum Unternehmen gehören mehrere Standorte. Neben der Zentrale an der Lindenstraße 61 mit angeschlossenem Rollatoren-Zentrum gibt es ein Spezialgeschäft für Brustprothetik und Miederwaren an der Gerhard-Rohlfs-Straße sowie Filialen am Fachärztezentrum des Klinikums Bremen-Nord und in Osterholz-Scharmbeck. Dazu kommt ein rehatechnisches Ausstellungs- und Versorgungszentrum an der Lindenstraße 52, das 2018 eröffnet wurde. Hier werden Hilfsmittel für Menschen mit Handicaps präsentiert, vom Rollstuhl über den Wannenlifter bis hin zum Treppenlift. Das Unternehmen ZTO beschäftigt aktuell insgesamt 25 Mitarbeiter.
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