
Bremen-Nord. Blühwiesen für Bienen und andere Insekten liegen im Trend. Und wenn es nach Umweltsenatorin Maike Schaefer und dem Umweltbetrieb Bremen geht, wird der Norden in diesem Frühjahr an vielen Stellen aufblühen. In den vergangenen Wochen gab es gleich mehrere Ortsbegehungen. Die Umweltbehörde wartet nun auf Rückmeldung aus den Ortsteilen. Wir sagen Ihnen hier, wo die Saat aufgeht und wo es noch Probleme gibt.
Der Stadtgarten Vegesack an der Weserpromenade bildet bei der Planung den größten Knackpunkt. Der Vorschlag des Umweltbetriebs Bremen (UBB) betrifft das historische und im Sommer kunterbunte Staudenbeet in Form eines Kreuzes unterhalb der Villa Fritze (früheres Ortsamt): „Das stark verkrautete Staudenbeet wird an dieser Stelle aufgelöst und das Hanse-Kreuz wird in eine Wildblühwiese umgewandelt.“ Die Zustimmung des Stadtgarten-Fördervereins und des Beirates vorausgesetzt, sollen die Stauden in eine höher liegende terrassenförmige Beetanlage versetzt und mit neuen Pflanzen ergänzt werden, berichtet Kerstin Doty, die UBB-Sprecherin.
Der Vorschlag trifft bei Fachleuten auf Kritik. Das „Hansekreuz“ sei erstens ein normales Kreuz, und zweitens „das Herzstück und die Keimzelle“ des Vegesacker Stadtgartens, merkt der frühere Bauamtsleiter und Stadtgartenführer Christof Steuer an. „Das kann man nicht durch eine Blühwiese ersetzen“, findet Steuer.
Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt, zugleich Chef des Stadtgartenvereins, will die Pläne nun mit den Beiratsmitgliedern erörtern. Generell leide der Park unter Geldknappheit für die Pflege. „Im Juli war das Geld für 2020 bereits nominell ausgegeben.“ Insofern sind kostengünstige Blühflächen aus seiner Sicht zu begrüßen. Das „Hansekreuz“ hält er aber ebenfalls für erhaltenswert. Das Kreuz finde sich als Form auch im Vegesacker Wappen wieder. (Siehe den Bericht „Die Mutter des Stadtgartens“.)
„Auch auf der Bahrsplate soll eine Wildblumenwiese entstehen“, sagt Kerstin Doty vom Umweltbetrieb. Die Bahrsplate ist nicht nur Parkanlage, sondern auch Denkstätte: Nationalsozialisten errichteten hier ein Arbeitslager für die Zwangsarbeiter, die auf der Baustelle des U-Boot-Bunkers arbeiten mussten. Die Kosten für die geplante Blühfläche werden laut Kerstin Doty gerade für den Beirat Blumenthal ermittelt. Dass Wildblumenwiesen insgesamt weniger Kosten als Rasen- oder Staudenflächen verursachen, sei jedoch ein Irrglaube: „Günstiger ist die Anlage einer Wildblumenwiese nicht, da dafür umfangreiche Bodenvorbereitungen notwendig sind. Wildblumenwiesen wachsen auf mageren Boden, der hier nicht sehr häufig vorkommt.“
Es liegen diverse Vorschläge von einem Bürger zu Standorten in Aumund und Hammersbeck vor, die der UBB derzeit auf eine Tauglichkeit zur Aufnahme ins aktuelle Blüh-Programm prüft. Nach den Worten von Kerstin Doty eignen sich einige der Flächen sehr gut zur Umgestaltung.
Vorgeschlagen wurden dabei unter anderem Areale an der Straße Am Rivenkamp, an der Dietrich-Speckmann-Straße, Borcherdingstraße, Apoldaerstraße/Ecke Dobheide sowie an der Lindenstraße und Auf dem Flintacker. Kerstin Doty macht deutlich, dass dies nicht die letzten Blühwiesen sein werden, die der UBB anlegt: „Die jetzt anstehenden Anlagen von Blühflächen sind nur der Anfang eines kontinuierlichen Prozesses. Perspektivisch sollen in Bremen Nord sukzessive immer mehr Flächen in insektenfreundliche Blühwiesen umgewandelt werden, auch auf den Friedhöfen könnten sich schöne Standorte anbieten.“
Weder Knoops Park noch Wätjens Park stehen aktuell auf der Liste des Umweltbetriebs. Das bedeutet jedoch nicht, dass es in den Parks keine wilden Wiesen gibt. Bereits vor zwei Jahren hätten einige Mitglieder eine Samenmischung dort ausgebracht, wo früher das alte Schwesternwohnheim in Knoops Park stand, berichtet Fördervereinschef Christof Steuer. „Das ist allerdings eine Blühwiese, die nicht aus bunten Blumen besteht, sondern aus verschiedenen Kräutern.“
In Wätjens Park sind im Laufe der Jahre ebenfalls starke Wildkräuter- und Wildblumenpopulation entstanden, so Rainer Frankenberg, Vorsitzender des Fördervereins. Hintergrund: Aus Kostengründen würden viele Flächen in Wätjens Park nur ein bis zweimal im Jahr gemäht. Der Förderverein und die Umweltbehörde sind nach den Worten von Kerstin Doty allerdings im Gespräch, die Pflegestufe anzuheben. Der Fördervereinsvorsitzende Rainer Frankenberg sagt dazu: „Unser Ansatz ist es, den Park in ökologischer Richtung zu pflegen, ohne den Denkmalschutz zu gefährden.“
Die Mutter des Stadtgartens
Der Stadtgarten geht auf den Garten des Botanikers Wilhelm Albrecht Roth zurück, der 1789 eine große Fläche am Weserhang erwarb. 1929 jedoch kaufte die Stadt Vegesack den Garten unterhalb der Fritze-Villa. Der damalige Bürgermeister Werner Wittgenstein schlug die Gründung des Stadtgartenvereins vor. „Wir bitten alle die, die unserem Aufruf Folge leisten wollen, sich als Mitglied eines Stadtgartenvereins bei Fräulein Borcherding, Weserstraße 85, baldigst melden zu wollen“, heißt es in seinem Aufruf an die Vegesacker. Nach Unterlagen des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung gilt Hanna Borcherding (1876 bis 1960) heute als „Mutter des Stadtgartens“. Sie hatte die praktische Leitung inne und soll den Worten des früheren Bauamtsleiters Christof Steuer zufolge mit ihren Schülern auch das große Staudenbeet unterhalb der Villa Fritze angelegt haben. Als Startkapital seien dem Verein 5000 Reichsmark von der Stadt zugestanden worden. 150 Reichsmark gab es laut Steuer für einen angestellten Parkwächter.
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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