
Immer wieder ist darüber gesprochen worden, den Leerstand des Alten Rathauses in Blumenthal zu beenden – und immer noch steht es weitgehend leer. Momentan wird das denkmalgeschützte Gebäude zwar für ein Bildungsprojekt genutzt, aber eben nicht vom Keller bis zum Dachboden. Und schon gar nicht dauerhaft. Dabei hat die Innenbehörde längst signalisiert, sich ein neues Polizeirevier in der einen Hälfte des Altbaus vorzustellen zu können. Was jedoch fehlt, sind Mieter für die andere Hälfte. Und die zu finden, ist offenbar schwieriger als gedacht.
Kaum jemand weiß das so gut wie Martin Prange. Der Senatsbeauftragte für den Norden bekam den Auftrag, sich ums Blumenthaler Rathaus zu kümmern, als Karoline Linnert noch Finanzsenatorin war. Das ist jetzt zwei Jahre her. Seither diskutiert Prange regelmäßig mit Staatsräten darüber, wie es möglich werden könnte, den Teil des Gebäudes zu füllen, den die Polizei nicht braucht. Diverse Ideen wurden verfolgt, aber alle wieder verworfen. Zum Beispiel für einen neuen Kindergarten mit Hort. Zum Beispiel für einen Umzug des Quartiersmanagements, das sich an der Landrat-Christians-Straße vergrößern sollte.
Dass eine Kita im Rathaus unwahrscheinlich ist, hat mit dem Platz zu tun, der für eine Tagesstätte und ein Revier zu knapp ist. Und das Nein des Quartiersmanagements mit der unmittelbaren Nähe zur Polizei: Sozialarbeiter gehen davon aus, dass viele Menschen nicht mehr zu den Workshops und Beratungen kommen werden, weil sie in ihren Heimatländern schlechte Erfahrungen mit Beamten gemacht haben. Ein Großteil der Frauen, Männer und Kinder, die regelmäßig in die Gruppenräume des Quartierstreffs an der Kapitän-Dallmann-Straße kommen, sind Flüchtlinge.
Prange verfolgt inzwischen andere Ansätze. Er spricht von öffentlichen Ausstellungsräumen im früheren Verwaltungssitz. Von Klassenzimmern für die Volkshochschule. Und von Dienstleistungsangeboten der Paritätischen Gesellschaft. Der Senatsbeauftragte führt deshalb Gespräche mit Entscheidern fast aller Ressorts: Kultur, Bildung, Soziales, aber auch mit der Finanzbehörde, der das Alte Rathaus quasi gehört, und mit Immobilien Bremen, die es im Auftrag der Behörde verwaltet. Alle, sagt Prange, sind sich einig, dass das historische Gebäude nicht noch länger leer stehen darf.
Und alle wissen mittlerweile, was in dem Gebäude geht und was nicht. In einer Machbarkeitsstudie hat Immobilien Bremen verschiedene Szenarien durchgespielt. Der städtische Grundstücks- und Gebäudeverwalter kommt dabei zu dem Schluss, dass sich die eine Hälfte des alten Klinkerbaus sehr wohl zu einem neuen Polizeirevier umbauen lässt. Zu welchem Preis lässt Fabio Cecere im Moment allerdings noch offen. Der Unternehmenssprecher meint, dass die Kosten erst dann ermittelt werden, wenn auch verbindlich feststeht, was mit dem Rathaus denn nun werden soll.
Andere sagen mehr. Etwa Prange, der nicht von irgendeinem Teil des Gebäudes spricht, der zum Polizeirevier werden soll, sondern vom linken. Und Oliver Fröhlich, der die Summen für den Umbau nicht bloß als erheblich bezeichnet wie der Senatsbeauftragte, sondern eine konkrete Zahl nennt: drei Millionen Euro. Der Blumenthaler Ortsamtsleiter gehört Planungsrunden an, die sich mit der Entwicklung des Bildungscampus auf dem Woll-Kämmerei-Gelände befassen – und damit indirekt auch mit dem früheren Verwaltungssitz. Dessen Grundstück soll sich zu den Schulhöfen öffnen.
Fröhlich sagt, dass ein Teil der Umbaukosten mit den Fördermitteln des Städtebaus beglichen werden könnten, wenn das Blumenthaler Zentrum zum Sanierungsgebiet erklärt wird. Und dass in der rechten Rathaushälfte noch mehr denkbar ist als eine Dependance der Paritätischen Gesellschaft oder der Volkshochschule. Auch wenn das Ortsamt erst vor fünf Jahren aus dem früheren Verwaltungssitz ausgezogen ist, kann er nicht ausschließen, dass es dort wieder einzieht. Allerdings nicht allein. Das halbe Rathaus, meint Fröhlich, ist für die Blumenthaler Verwaltung zu groß.
Er kündigt an, mit den Fraktionen des Stadtteilparlaments über eigene Vorschläge fürs Rathaus und wie es genutzt werden könnten sprechen zu wollen. Ortsamtschef Fröhlich findet nämlich, was auch Senatsbeauftragter Prange meint: Dass in diesem Jahr endlich klar sein muss, wie der Leerstand in dem mehrgeschossigen und stuckverzierten Gebäude ein für allemal beseitigt wird. Hans-Gerd Thormeier will dagegen mehr. Der CDU-Politiker und Beiratssprecher erwartet, dass 2021 auch mit den Umbauarbeiten begonnen wird.
Dass Thormeier Tempo macht, kommt nicht von ungefähr. Er befürchtet, dass es sich die Polizei mit einem Umzug ins Rathaus anders überlegen könnte, wenn die Entscheidungen weiter auf sich warten lassen. Und die Stadt das Gebäude irgendwann auf dem Markt anbietet. Immobilien-Bremen-Sprecher Cecere kann das im Grunde nur für die nächste Zeit ausschließen: Solange am Plan für den Bildungscampus auf dem Kämmerei-Gelände noch gearbeitet wird, sagt er, ist ein Verkauf des Alten Rathauses nicht vorgesehen.
Die Geschichte des Gebäudes
Mit der Bremer Woll-Kämmerei kam der Aufschwung nach Blumenthal – und mit ihm eine immer größer werdende Zahl an Einwohnern. Der erste Verwaltungssitz, ein Privathaus, reichte schließlich nicht mehr aus. 1910 wurde das Rathaus an der Landrat-Christians-Straße eingeweiht.
Die Handwerker brauchten zwei Jahre, um das Gebäude, das die Bremer Architekten August Abbehusen und Otto Blendermann entworfen hatten, fertigzustellen. Der Giebel zeigt Elemente des Barocks, des Klassizismus, aber auch des damals modernen Jugendstils. Sämtliche Treppen, Türen und Wandverkleidungen sind aus Eichenholz. Im Keller gibt es Arrestzellen.
Seit 1946 war das Rathaus zugleich Sitz des Ortsamtes. Dort tagten die Beiratsfraktionen. In dem Gebäude war zeitweise auch eine Dependance des Jobcenters. 2015 zogen die Beschäftigten der Agentur für Arbeit aus, 2016 die des Ortsamtes. Seither werden die Räume des Rathauses nur noch temporär genutzt. Die meiste Zeit stehen sie leer.
Im Garten gibt es immer was zu tun. Unsere Redakteurin Patricia Brandt begleitet das Gartenjahr mit einem Augenzwinkern in ihrer Kolumne. Inzwischen ist die 100. WESER-KURIER-Gartenkolumnen erschienen. Sie schildert die Ängste und Sorgen des Hobbygärtners und nimmt Marotten auf die Schippe.
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bei der belebung des walls ... schon vor jahren initiiert ... ist bislang noch ...