Grasberg. Eine Woche nach dem Gymnasium Lilienthal lud die Integrierte Gesamtschule (IGS) Lilienthal Viertklässler und deren Eltern zum Schnuppertag in die Außenstelle Grasberg ein. Ziel war es, Entscheidungshilfe beim Schulwechsel zu geben und Informationen zu Schule und Schulfächern zu vermitteln.
Geschäftige Betriebsamkeit herrschte in den Fluren der Grasberger Außenstelle. Schüler und Lehrer empfingen schon im Eingangsbereich und Forum ihre Gäste. Den zukünftigen Fünftklässlern vermittelte Schnupperunterricht einen ersten Eindruck des Schulalltags, der sie ab Sommer erwarten könnte. Eltern nutzten die Infostände, um sich über Lernentwicklungsberichte, Schulprogramm und Leitbild, Differenzierung und Berufsorientierung, die bereits in der fünften Klasse beginnt, sowie die Sprachwahl eine Meinung zu bilden.
Schulweg als wichtiger Faktor
Eigentlich hatte sich Janine Stelljes schon entschieden. Sie überzeugten die Vortäge von Gesamtschuldirektorin Karina Kögel-Renken und der stellvertretenden Schulleiterin Sigrid Göben-Gründken. „Ich bin mir sicher, dass mein Sohn Neo hier sehr gut aufgehoben ist“, sagt die Lilienthalerin voller Überzeugung. Lernen mit weniger Leistungsdruck, Berücksichtigung der Individualität, aber auch der starke Fokus auf das Sozialverhalten in der Schülerschaft waren wichtige Faktoren, die für ihre Wahl ausschlaggebend waren. „Hier kann das Kind Kind sein“, sagte sie. Außerdem überzeugte sie die große Bandbreite der an der IGS möglichen Schulabschlüsse.
„Wir sind schon wild entschlossen“, antworteten auch Bernd und Saskia Schlobohm. Das breite Fächerangebot, der integrative Ansatz und das durch die Differenzierung angepasste Lerntempo überzeugten die Worpsweder. Es sei ein für Früh- wie auch Spätzünder sehr gutes Modell, so die Meinung von Saskia Schlobohm. Für die Eltern spielte ebenso der Schulweg eine Rolle bei der Wahl der weiterführenden Schule. Lange Wege wollten sie ihrem Sohn nicht zumuten, sondern dafür sorgen, dass ausreichend Zeit für Freunde und Freizeit bleibe. „Jedes Kind hat es verdient, eine glückliche Kindheit zu haben“, so ihr Credo. Spaß am Lernen und ein behütetes Umfeld waren für sie wichtige Kriterien.
Auch Emilia hatte sich bereits entschieden. Sie folgte in ihrer Entscheidung dem Wunsch der Eltern, die von der intensiven Projektarbeit in der IGS, deren Anforderungsprofil und dem Stellenwert, den praktisches Lernen hat, eingenommen waren. Aber, wie Karsten Runge zugab, war auch der Wunsch Emilias, die gleiche Schule wie ihre Freundinnen zu besuchen, Grund für die Wahl der Schule und Schulform. „Mit dem Besuch der Oberstufe hat Emilia alle Möglichkeiten“, so Bernd Runges Überzeugung.
Als einen vollen Erfolg bezeichnete Gesamtschuldirektorin Karina Kögel-Renken den Schnuppertag, der zum dritten Mal stattfand. Mit der Präsentation von Schulhund Boomer, Robotik-AG und den Schultieren wie Riesenschabe und Stabheuschrecke zog die IGS während des Schnuppertags alle Register. Empfand die Schulleitung, so Karina Kögel-Renken, in den Anfängen der Integrierten Gesamtschule die beiden Standorte in Lilienthal und Grasberg als Belastung, findet nun zunehmend ein Umdenken statt. „Wir sind dabei, das positiv anzudenken.“
Auch Chris, Antje und Mika Voltermann hatten sich an diesem Tag für die IGS entschieden. Neben der Ganztagsbetreuung war für ihre Entscheidung ausschlaggebend die Vielfalt der Arbeitsgemeinschaften, geringerer Leistungsdruck als auf dem Gymnasium, Differenzierungskurse, aber auch die Überschaubarkeit der Schule. Obwohl Mika auch der Besuch im Gymnasium gefiel, fiel am Ende des Tages seine Entscheidung für die IGS.
Nicht ganz so eindeutig waren die Entschlüsse der um einen Tisch versammelten Eltern in der Mensa aus. Bildung sei wichtig, mindestens genauso wichtig aber sei die soziale Kompetenz, so der Tenor. Für die meisten Eltern aber waren Abitur und Hochschulreife das anvisierte Ziel. Dürfte der Sohn von Nicole Habenicht entscheiden, fiele Elias Wahl auf das Gymnasium, weil alle seine Freunde dorthin gehen und der Schulweg ein kürzerer ist. Nicole Habenicht hingegen war es wichtig, dass ihr Sohn noch Zeit hat, bis der Ernst des Lebens beginnt. Für Bernd Bergmann war der Fall am Schnuppertag noch nicht ganz klar, für Sohn Sander schon: Er favorisierte das Gymnasium. Der Vater meinte hingegen, in der IGS eine größere Empathie verspürt zu haben und ging von einer stärkeren Ausbildung der Sozialkompetenz aus als in einer leistungsorientierteren Schule.
Freunde und kurzer Schulweg standen auf der Skala der Auswahlkriterien bei vielen Eltern und Schülern weit oben auf der Liste, gefolgt von geringerem Leistungsdruck, Sozialverhalten und Empathie. Immer wieder wurde allerdings die oft problematische Situation in den Schulbussen von den Eltern bei der Schulwahl mit bedacht.
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