Politiker votieren mit großer Mehrheit für Einrichtung von drei Krippengruppen in einem Trakt der Tornée-Schule „Glücksfall für die Gemeinde“

Für die Christdemokratin Monica Röhr war es „ein Geschenk, das uns vor die Füße gefallen ist“. Wenn die Politiker im Verwaltungsausschuss nächste Woche Ja sagen, kann die Gemeinde in einem Trakt der Christoph-Tornée-Schule am Schoofmoor drei Krippengruppen für 30 Kleinkinder einrichten. Geschenkt bekommt die Gemeinde die Räume nicht. Doch wäre der Preis bei anderen Lösungen wohl deutlich höher gewesen. In einer gemeinsamen Sitzung votierten der Sozialausschuss und der Finanzausschuss mit großer Mehrheit für das Projekt.
02.07.2014, 19:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Michael Wilke

Für die Christdemokratin Monica Röhr war es „ein Geschenk, das uns vor die Füße gefallen ist“. Wenn die Politiker im Verwaltungsausschuss nächste Woche Ja sagen, kann die Gemeinde in einem Trakt der Christoph-Tornée-Schule am Schoofmoor drei Krippengruppen für 30 Kleinkinder einrichten. Geschenkt bekommt die Gemeinde die Räume nicht. Doch wäre der Preis bei anderen Lösungen wohl deutlich höher gewesen. In einer gemeinsamen Sitzung votierten der Sozialausschuss und der Finanzausschuss mit großer Mehrheit für das Projekt.

Lilienthal.

Der Druck ist groß. „Wir haben nicht genug Krippenplätze, es gibt lange Wartelisten“, erklärte Andreas Cordes, Fachbereichsleiter im Lilienthaler Rathaus, am Dienstagabend im Sitzungssaal des Rathauses. Dort tagten zwei Ausschüsse gemeinsam, um keine Zeit zu verlieren: Sozial- und Finanzausschuss. Noch fehlen in Lilienthal mehr als 30 Krippenplätze. Im August beginnt das neue Kindergartenjahr – und nach dem Kinderbetreuungsgesetz des Bundes haben Eltern einen Rechtsanspruch auf die Betreuung ihrer Kinder.

„Wir müssen Plätze schaffen“, betonte Cordes. In Lilienthal ist die Nachfrage hoch: 66 Prozent aller Eltern suchen eine Betreuung für ihre Kleinen (wir berichteten). Mit dem Kreis hat die Gemeinde eine Lösung vorbereitet: Ein Trakt der Christoph-Tornée-Schule soll für 30 Krippenkinder reserviert werden. Die Förderschule schrumpft, der Kreis kann den Gebäudeteil entbehren. Die Lösung stellte Cordes den Politikern in der gemeinsamen Sitzung der beiden Ausschüsse vor. Der Landkreis vermietet das Erdgeschoss des Schultrakts für drei Jahre an die Gemeinde.

Im Obergeschoss gebe es einige Fachräume, die aber nicht ständig genutzt würden, erklärte Cordes. Die Krippe bekommt einen separaten Eingang und ein eigenes umzäuntes Außengelände. Wenn möglich, soll der Außenbereich mit dem Gelände des Lebenshilfe-Kindergartens im Schoofmoor verbunden werden. Das wäre sinnvoll, weil die Lebenshilfe die Regie über die Krippe übernehmen will.

Im Erdgeschoss der Schule können drei Gruppenräume für die unter Dreijährigen eingerichtet werden, jeder mit angrenzendem Ruheraum und Sanitärbereich. Zwei Klassenzimmer messen je 42 Quadratmeter, die Ruheräume nebenan je 15 Quadratmeter. Einen 60 Quadratmeter großen Bewegungsraum mit Schwingfußboden gibt es auch. Der dritte Gruppenraum hat 31 Quadratmeter, ebenfalls mit Toiletten nebenan. Dazu kommt ein Ruheraum mit 90 Quadratmetern. In den Gruppenräumen muss nach den Worten des Fachbereichsleiters nicht viel verändert werden: „Überall ist Sicherheitsglas.“ Die Tafeln könne man als Malwände nutzen. Die Böden seien sehr gepflegt: „Daran brauchen wir nichts zu tun“. Umgebaut werden müssen die Sanitäranlagen, bei Flur und Garderobe rechnet Cordes mit „kleinen Veränderungen“. Innen und außen werde es „eine komplette Abtrennung vom Schulbereich“ geben. Beim Landkreis seien die Pläne auf positive Resonanz gestoßen. Das Kultusministerium habe keine Bedenken, die Betriebserlaubnis zu erteilen.

Problem: Schnell Personal finden

Das Hauptproblem sieht Cordes darin, schnell Personal zu finden. Für drei Krippengruppen sind sechs Erzieherinnen nötig. „Wir wollen im September starten und die Gruppen sukzessive aufbauen“, erklärte Cordes. Der Standort sei günstig und von den Ortsteilen Trupermoor, Falkenberg und Feldhausen aus gut zu erreichen.

Für dieses Jahr rechnet die Gemeinde ab September mit Gesamtkosten von 180 000 Euro; nach Abzug der Elternbeiträge und der Finanzhilfe des Landes bleiben 120 000 Euro übrig. Das Land kommt für 52 Prozent der Personalkosten auf, der Rest geht zu Lasten der Gemeinde Lilienthal. Die Miete beträgt 1600 Euro im Monat. Für die Ausstattung der drei Krippengruppen sind 60 000 Euro einkalkuliert, für die Betriebskosten – Mittagessen, Wasser und Energie, Reinigung und Spielmaterial – werden bis zum Jahresende 22 000 Euro fällig. Auf drei Jahre befristet sei der Mietvertrag, weil der Landkreis heute noch nicht wisse, wie es danach mit der Förderschule weitergehe, erklärte Cordes.

Die Räume seien ideal und top-gepflegt, lobte die CDU-Frau Monica Röhr. „Ein Hoch dem Hausmeister. Das ist eine ganz tolle Sache.“ Die Grüne Christina Klene sprach von einem Glücksfall für die Gemeinde. Die Lebenshilfe sei ein guter Träger. „Eine sehr schöne Anlage, auch vom Zustand her optimal“, lobte der SPD-Sprecher Jens Erdmann. „Wir haben uns sehr über diese Lösung gefreut.“ Bei vielen Eltern sei der „Leidensdruck“ wegen fehlender Betreuungsplätze sehr groß.

Am Ende votierten der Sozialausschuss und der Finanzausschuss mit je fünf Stimmen für die Einrichtung von drei Krippengruppen in der Tornée-Schule. Als Einziger stimmte der Querdenker Christoph Meyer dagegen. Er lehnt Krippen grundsätzlich ab. „Kleinstkinder“ gehörten in die Familien, hatte er schon in der Sitzung des Gemeinderats betont (wir berichteten).

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