Enkel des Schreibers findet Uralt-Flaschenpost, die in der Domvorhalle versteckt worden war Goslar lüftet ein Geheimnis

Goslar. Die älteste Flaschenpost der Welt, so berichtet es das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie, wurde 1864 bei Kap Hoorn über Bord geworfen und 1867 in Australien gefunden. Die zeitlich am längsten gereiste ­Flaschenpost wurde 1886 im südindischen Ozean den Wellen übergeben und nach 132 Jahren im Januar dieses Jahres ebenfalls in Australien entdeckt.
04.09.2018, 00:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Matthias Brunnert

Goslar. Die älteste Flaschenpost der Welt, so berichtet es das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie, wurde 1864 bei Kap Hoorn über Bord geworfen und 1867 in Australien gefunden. Die zeitlich am längsten gereiste ­Flaschenpost wurde 1886 im südindischen Ozean den Wellen übergeben und nach 132 Jahren im Januar dieses Jahres ebenfalls in Australien entdeckt. Und die mutmaßlich am weitesten geschwommene Flasche, die deutsche Schüler 1998 in der Ärmelkanal geworfen hatten, wurde im darauf folgenden Jahr nach 24 000 Kilometern Seereise – natürlich auch an der australischen Küste – aufgesammelt.

Mit diesen Superlativen kann die jüngst in Goslar entdeckte Flasche samt der darin enthaltenen Botschaft zwar nicht mithalten. Dennoch hat sie, wie Oberbürgermeister Oliver Junk (CDU) am Montag mitteilte, eine ganz besondere Geschichte: Der Finder der Botschaft, die vor 88 Jahren von Handwerkern in der mittelalterlichen Domvorhalle versteckt wurde, ist mit einem der Verfasser verwandt.

Junk zufolge entdeckte Dachdecker Peter Brand die Flasche bei einer Kontrolle unter dem Dach. Brands Großvater, der ebenfalls Dachdecker war, hatte darin am 26. März 1930 die zusammen mit Kollegen verfasste Botschaft hinterlassen.

Die Domvorhalle gehört zur ehemaligen Stiftskirche Simon und Judas, die auf das
11. Jahrhundert zurückgeht. Sie war Anfang des 19. Jahrhunderts so baufällig, dass sie damals von Handwerkern als Steinbruch genutzt wurde. Im Jahr 1930 wurde das Dach der Vorhalle saniert, sonst stand nichts mehr von der Kirche.

Zwar wertet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie in Hamburg den Fund nicht als Flaschenpost. „Denn eine Flaschenpost wird ins Wasser geworfen und über die Strömung weitergetragen“, sagte eine Sprecherin. Doch eine „Message in a Bottle“, wie es in einem Song der Band „The Police“ heißt, gibt es in Goslar tatsächlich.

Die Dachdecker beklagten in dem Schreibmaschinen-Text (mit einigen Tippfehlern) die schwere Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, „die Inflationsjahre, wo wir die ganze Woche ­arbeitetn für ein 1 Pfd. Butter, und 1 Bro“ sowie die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland. Gleichzeitig wünschten sie, „das unsre Nachkommen dies Schreiben in einer besseren Zeit mal vorfinden“.

Das Original der Botschaft soll künftig an sicherer Stelle verwahrt werden. Stattdessen wurden am Montag am Fundort ein Duplikat hinterlegt sowie ein Schreiben, in dem die Stadt Goslar darauf hinweist, dass derzeit eine Phase „wirtschaftlicher Blüte“ herrsche, sodass die zum Unesco-Welterbe zählende Altstadt Goslars saniert und erhalten werden könne.

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