Osterholz. Bei der Gestaltung des Spielplatzes am Lachmundsdamm ein Wörtchen mitreden, einen Wettbewerb zum Thema Identität ausrufen und die jungen Erwachsenen über die Zusammensetzung des Gremiums entscheiden lassen - der Jugendbeirat Osterholz hat sich für das kommende Jahr viel vorgenommen. Dass sie dafür aber auch Unterstützung von ihren Altergenossen brauchen, machten die Nachwuchspolitiker auf der jüngsten Sitzung des Projektausschusses Jugendbeirat deutlich.
"Es hat sich einiges getan", blickte Ken Yeboah Agyemang auf das vergangene Jahr zurück. Missverständnisse seien ausgeräumt, eine klare Arbeitsstruktur aufgebaut und Ziele und Aufgaben formuliert worden. "Wir konnten unsere Arbeit verbessern", resümierte der 22-Jährige aus Tenever den derzeitigen Stand des Osterholzer Jugendbeirats, der nunmehr seit zwei Jahren besteht.
Doch das war nicht immer so: Das lange Hin und Her über die Begleitung des Gremiums, die lang andauernde Unsicherheit, wie der Jugendbeirat überhaupt funktionieren soll und welche Entscheidungen er letztendlich treffen darf, hat auch Kraft, Nerven und vor allem Interessenten gekostet. "Am Anfang waren wir noch 20, jetzt sind es nur noch acht Jugendliche, die sich regelmäßig treffen", berichtete Ken Yeboah Agyemang den Ausschussmitgliedern.
Einige Projekte unterstützt
Einige Projekte konnte der Jugendbeirat Dank des eigenen Budgets in diesem Jahr unterstützen. So haben sie den Ausflug von Blockdieker Jugendlichen ins Snowdome, ein Musikevent von Schülern der Gesamtschule Bremen-Ost und die Anschaffung eines Ghettoblasters für eine Tanzgruppe mitfinanziert. Zudem haben sie versucht, die Werbetrommel für den Jugendbeirat zu rühren. "Wir haben bei der Gewerbeschau Osterholz im Weserpark und auf anderen Festen im Stadtteil Flyer verteilt und mit vielen Jugendlichen gesprochen", erklärte Ken Yeboah Agyemang.
Er machte aber auch deutlich, dass in diesem Bereich noch viel passieren müsse. Nicht zuletzt sollen daher die Homepage und die Präsenz im Internet-Portal Facebook professionell überarbeitet und künftig regelmäßiger gepflegt werden. "Es ist lange Zeit schwierig gewesen, die Jugendlichen für diese ehrenamtliche Arbeit zu motivieren, weil wir keine richtigen Ziele hatten", gab er zu. Andere Gründe, warum sich die Jugendlichen eher weniger für den Jugendbeirat interessierten, konnte er den Stadtteilpolitikern jedoch nicht nennen.
Dabei haben die Mitglieder des Gremiums im neuen Jahr jede Menge Unterstützung nötig. Schließlich wollen sie den Jugendbeirat erstmals offiziell von allen Jugendlichen zwischen 13 und 21 Jahren wählen lassen. Dass es wichtig sei, den Jugendbeirat als Interessenvertretung aller Heranwachsenden in Osterholz demokratisch zu legitimieren - diese Forderung stieß auch bei den Erwachsenen auf offene Ohren. Aber sie wirft auch einige Probleme auf: Wer bezahlt das? Wie sollen die Wahlen ablaufen? und: Welche Kandidaten gibt es? sind nur einige der zahlreichen Fragen, die auf der Sitzung nicht abschließend geklärt werden konnten.
Um direkt vor den Wahlen noch einmal möglichst viele junge Erwachsene zu erreichen, will der Jugendbeirat mit einem "Textchallange" einen etwas anderen Literaturwettbewerb anschieben. Bei diesem Wettstreit können Jugendliche Gedichte, Raps, Erzählungen, Essays und andere Texte zu den Themen Identität und Integration einreichen, die dann von einer Jury bewertet werden. Die große Abschlussveranstaltung soll möglichst kurzfristig vor der Wahl im Haus im Park steigen, erklärte Ken Yeboah Agyemang.
Bis dahin wollen die Mitglieder des Jugendbeirats allerdings nicht die Hände in den Schoß legen. Derzeit sind sie mit Fragebögen im Quartier rund um den Spielplatz am Lachmundsdamm unterwegs, um Kinder und Jugendliche nach ihren Wünschen für eine Neugestaltung zu befragen. Zudem ist im ersten Quartal ein Workshop mit den Nutzern geplant. Die Gesamtergebnisse sollen in einem der kommenden Quartiersforen im Schweizer Viertel vorgestellt werden. Die Ausschussmitglieder waren von den Plänen und dem Engagement der jungen Kollegen beeindruckt. "Solche Leute wie euch brauchen wir unbedingt im Beirat", sagte Ausschussmitglied Brigitte Sauer.
Als die Jugendlichen abschließend nach einer Bescheinigung für ihre ehrenamtliche Tätigkeit fragten, schlug daher keiner diese Bitte aus. "Vielleicht sollten wir auch überlegen, dass ihr Sitzungsgelder bekommt", regte Cindi Tuncel (Linke) an. "Es ist wichtig, dass eure Arbeit aufgewertet wird. Und ihr tut schließlich auch etwas."
Der Jugendbeirat Osterholz trifft sich mittwochs um 18 Uhr. Die nächsten Sitzungstermine und Orte können bei Ken Yeboah Agyemang, Telefon 0176 21 94 26 07, erfragt werden.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!