
Herr Norden, die Landesliga-Frauen des TSV Bassen kamen zuletzt zum Abschluss der Hinrunde mit 0:9 beim SV Eintracht Lüneburg unter die Räder. Herrschen mittlerweile alarmierende Zustände?
Uwe Norden: Nein, wir wussten es quasi vorher. Wir hatten nur elf Leute dabei, das war wirklich das „letzte“ Aufgebot. Zwei haben am Tag selber noch krankheitsbedingt abgesagt, zwei haben unter der Woche Grippe gehabt und dennoch gespielt und wieder zwei andere hatten zuletzt so gut wie gar nicht wegen Verletzungen trainiert und dennoch gegen Lüneburg gespielt. Das Ergebnis liest sich heftig, aber ich habe zu den Spielerinnen bereits vorher gesagt: Gebt alles, dann ist das Ergebnis egal. Zudem kann Lüneburg wirklich kicken, die stehen nicht ohne Grund auf Rang zwei.
Der TSV Bassen steht auf Platz neun, knapp vor den Abstiegsrängen. Mittlerweile ist die Mannschaft auch seit sieben Spielen ohne Sieg, hat in zehn Partien gar nur ein Mal gewonnen und nur fünf Punkte auf dem Konto. Ist das wirklich nur auf die personelle Notlage zurückzuführen?
Ohne Weiteres. Ich fange keine Trainerdiskussion oder so an. Wir haben zwölf Verletzte, viele davon potenzielle Stammkräfte. Das sind schlicht die Fakten. Wenn 70 bis 80 Prozent nach der Winterpause wieder zur Verfügung stehen, bin ich davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden. Ich kenne die Situation, vor acht oder neun Jahren war es ähnlich. Vier Punkte nach der Hinrunde, viele Verletzte, abgeschlagen. Nach der Rückrunde waren wir das viertbeste Team und sind nur ganz knapp abgestiegen.
Verlassen Sie sich nur auf die zurückkommenden Akteurinnen oder sind auch Zugänge im Winter geplant?
Wir haben sehr gute Hoffnungen, dass da was geht. Bei einer Spielerin ist es bereits fix, jedoch haben wir den Pass noch nicht, weshalb ich den Namen noch nicht nennen möchte. Bei einer zweiten sieht es durchaus vielversprechend aus.
Dienen diese Zugänge nur dafür, den Kader aufzustocken, oder sind es auch spielerische Verstärkungen?
Wir gehen davon aus, dass sie uns auch im Spiel verstärken werden.
Ist es auch ein Problem, dass beim TSV Bassen weder auf eine zweite Damenmannschaft noch auf eine A-Jugend zurückgegriffen werden kann?
Ja, sicherlich ist auch das problematisch, auch aus der B-Jugend kann uns maximal eine Spielerin aushelfen. Aber schauen Sie sich nur mal im Kreis um, es gibt kaum zweite Mannschaften, mir fällt da nur der TSV Brunsbrock ein. A-Jugend-Teams sind ebenfalls äußerst selten, auch im Mädchenbereich ist es nicht so dicke, da sind wir nicht gerade auf Rosen gebettet. Das liegt auch an den Vereinen, die Frauen- und Mädchenfußball noch immer stiefmütterlich behandeln. Bei vielen ist es das fünfte oder sechste Rad am Wagen. Dabei ist zumindest auf Bezirksebene das Niveau wirklich gut.
Also sehen Sie die Vereine als Schuldige an?
Auch. Wir sprechen seit Jahren und Jahrzehnten darüber, aber es ändert sich nichts. Viele reden von Gleichberechtigung. Jedoch muss ich auch sagen, dass, wenn ich teilweise die Gründe für Absagen von Spielerinnen höre, dann frage ich mich manchmal, ob sie das wirklich so wollen. Ein 70. Geburtstag geht meist den ganzen Tag, da kann ich auch noch vorher oder nachher hin. Klar ist Fußball auf diesem Niveau nur Hobby, aber es ist ein Mannschaftssport. Schule, Beruf, Gesundheit kommen an erster Stelle, klar. Aber für mich kommt direkt danach der Mannschaftssport. Da fehlt mir bei Manchen völlig das Verständnis.
Gab oder gibt es die Überlegung beim TSV Bassen, eine Spielgemeinschaft zu gründen?
Ja, die gab es in der vergangenen Saison. Aber auf Bezirksebene lässt es der Verband nicht zu. Man müsste auf Kreisebene runtergehen. Aufsteigen auf die Bezirksebene darf man als SG, gründen in dem Bereich jedoch darf man keine.
Sollte der TSV Bassen entgegen ihrer Vermutung doch absteigen, wäre die Landesliga gänzlich ohne einen Vertreter aus dem Kreis Verden, da aus der Bezirksliga wohl auch keine kreisverdener Mannschaft aufsteigen wird...
Das wäre natürlich sehr schade. Aber ich denke schon lange, dass, wenn eine Mannschaft langfristig oben in der Landesliga mitspielen oder an die Niedersachsenliga anklopfen soll, dann müssen wir vergessen, dass es verschiedene Vereine sind. Wir müssten unter einem Dach die Besten zusammenholen. Aus meiner Sicht wäre das die beste Lösung. Jedoch glaube ich nicht, dass es mal dazu kommen wird.
Haben Sie das Thema mal angesprochen?
Nein, ich werde es auch nicht mehr, denn für mich ist nach dieser Saison Schluss.
Warum?
Ich fordere und erwarte von anderen, dass sie eigentlich immer da sind, wie zum Training oder zum Spiel. Jedoch kann ich das aufgrund meiner anderen Tätigkeiten wie Bezirksjugendobmann und so weiter teilweise selber nicht mehr erfüllen. Zudem denke ich, dass nach 21 Jahren auch mal ein anderes Gesicht auf diesen Posten sollte. Ich hab das immer gerne gemacht und würde es auch gerne weitermachen, aber die Zeit fehlt einfach.
Das Interview führte Patrick Hilmes.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.