
„Mittlerweile stehe ich am Spielfeldrand und weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll“, sagte FC-Trainer Sascha Lindhorst enttäuscht. Es ging schon mit Personalproblemen los. Der eigentliche Sechser Sören Radeke verletzte sich vor dem Spiel (Bänderverletzung), dafür besetzte Finn Austermann seine Position.
Von Beginn an war es ein Spiel mit viel Feuer – aber nicht aus spielerischer Sicht. Die Gäste aus Verden traten selbstbewusst auf und wollten dem Gegner zeigen, dass sie etwas mitnehmen wollten. Auf beiden Seiten versuchten sie es immer wieder mit langen Bällen nach vorne, doch diese kamen selten an. In der 20. Minute dann die erste richtige Chance für die Gäste. Mit einem starken Schuss aus knapp 20 Metern prüfte Lennart Uphoff Leon Seeger im Ottersberger Tor. Mit einer Parade verhinderte der aber einen Gegentreffer. Sechs Minuten später ging es auf der anderen Seite zur Sache. Nach einer Ecke herrschte ein großes Durcheinander in der Verdener Abwehr. Egzon Prcani mogelte sich in den Strafraum, doch Stefan Wöhlke hielt sein Tor sauber. Kurz vor der Halbzeitpause folgte der Befreiungsschlag für die Lindhorst-Elf. Austermann setzte sich durch, passte zu Maximilian Schulwitz, der den Ball eiskalt an Seeger vorbeischob.
Diesen Schwung nahmen die Domstädter mit in die zweite Halbzeit. Sowohl in der Defensive als auch in der Offensive wurden sie immer sicherer. Folgerichtig fiel in der 53. Minute das 2:0. Nach einem Freistoß lenkte Austermann den Ball mit der Brust unerwartet für den TSV-Keeper ins Tor. Die ersten drei Punkte seit langer Zeit waren zum Greifen nah, doch fünf Minuten später gab es die plötzliche Wende: Elfmeter für die Gastgeber. „Total unnötig. Der Stürmer steht mit dem Rücken zum Tor und nimmt natürlich jeden Kontakt dankend an“, klagte Lindhorst. Lukas Klapp trat zum Elfer an und verwandelte (59.). Danach ging es für die Gäste bergab – angefangen mit einem Platzverweis für Finn Austermann. Er holte sich in der 62. Minute nach einer Schiedsrichter-Beleidigung die Rote Karte ab. Somit fiel eine wichtige Stütze der Verdener weg. Der Schock saß wohl so tief, dass von da an nichts mehr ging. Es machte sich Unmut breit. In der Vorwärtsbewegung erlaubten sie sich immer wieder grobe Patzer, und die Defensive war unsortiert. Die Gastgeber waren immer eine Sekunde schneller am Ball, und so liefen die Verdener den Bällen hinterher und stoppten ihre Gegner meistens nur mit Fouls.
In der 81. Minute leistete sich Stefan Wöhlke einen groben Patzer und ermöglichte Prcani den Ausgleich. Kurz darauf hatte Sajieh Jaber Glück. Nach einem Foul packte er seinen Gegenspieler am Kragen und zog ihn wütend hoch. Jaber sah nur Gelb. Danach hatte der FCV kein Glück mehr: Zunächst schoss Jan Schröder (83.) das 3:2 für den TSV, Nisar Atris (87.) erzielte den Endstand. „Wir bauen uns die Chancen auf, und könnten den Sack zu machen. Durch einfache Fehler machen wir es uns am Ende selbst kaputt“, schimpfte der FCV-Coach.
Nach neun Spieltagen steht Verden mit vier Punkten auf dem 14. Platz. Wie es jetzt nun weitergehen soll, weiß Lindhorst noch nicht so genau: „Ich kann es mir einfach nicht erklären. Wir haben eine klare Führung abgegeben. Vor allem verstehe ich nicht, woher diese Undiszipliniertheit kommt. Wenn sie das in den Griff bekommen würden, hätte man hier die drei Punkte mitnehmen können.“
Beim TSV Ottersberg schaut es nach dem Derbysieg dagegen gut aus. Jan Fitschen war mit der Leistung seiner Mannschaft in der ersten Hälfte jedoch gar nicht zufrieden. „Wir waren einfach zu passiv, das hat mir nicht gefallen. In der zweiten Halbzeit wurde es besser, und wir sind auch druckvoller in die Zweikämpfe gegangen“, sagte er. Der Platzverweis sei definitiv die Schlüsselszene der Partie gewesen. „Wir haben an uns geglaubt, und nach dem Anschlusstreffer lief es wesentlich besser. Am Ende haben wir verdient gewonnen“, resümierte der TSV-Coach.
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