
Justin Nepke und David Janytschev streifen sich vor ihrer Trainingseinheit schwarz-rot-goldene Kampfhosen über. Die Farben der Kleidungsstücke zeigen, dass ein ganz besonderer Wettkampf hinter den Jungs aus Achim liegt: Die beiden Kickboxer, die im Achimer Studio Tamado trainieren, haben vor Kurzem die Bundesrepublik Deutschland vertreten – und zwar bei der Kickbox-Weltmeisterschaft der World Kickboxing and Karate Union (WKU) im österreichischen Bregenz. Für Nepke und auch Janytschev war es der erste Auftritt bei einer WM. Dieses Erlebnis durfte ihr Trainer Marcel Hein schon mehrfach mitnehmen. Auch er startete bei den Titelkämpfen in der Alpenrepublik.
Wie es sich anfühlt, bei Turnieren anzutreten, haben der 15-jährige Justin Nepke sowie der ein Jahr jüngere David Janytschev schon mehrmals erlebt. Doch in Bregenz sammelten sie nun ganz neue Eindrücke. Und auf das Drumherum, das bei solch einer WM herrscht, mussten sich die beiden Kickboxer erst einmal einstellen. „Die Nervosität war schon sehr groß bei uns“, sagt Justin Nepke. „Ich hatte fast den ganzen Tag Bauchschmerzen. Das war schon ein bisschen nervig.“ Glücklich, dass er bei der Weltmeisterschaft starten durfte, war er natürlich dennoch. Aufgeregt seien sie zwar beide gewesen, Angst hatten sie aber nicht. Die wäre beim Kickboxen auch fehl am Platz. „Wer austeilen kann, der muss auch einstecken“, erklärt David Janytschev, dass er seinen Sport ohne Furcht betreibt.
Er ist nun seit vier Jahren als Kickboxer aktiv. „Früher habe ich Fußball gespielt. Ich wollte dann mal etwas ganz anderes machen und hab davon erfahren, dass man im Tamado Kickboxen machen kann“, sagt der 14-jährige Kampfsportler. Quasi den gleichen Weg ging Justin Nepke. Auch er spielte früher Fußball, übt nun aber seit fünf Jahren Kickboxen aus. Ihre Entscheidung pro Kickboxen bereuen beide nicht – nicht nur wegen der WM-Nominierung. Durch ihre gezeigten Leistungen sei der zuständige Bundestrainer zuvor auf die beiden aufmerksam und von ihm zum Kadertraining eingeladen worden, schildert Marcel Hein. „Dass die beiden gesichtet worden sind, kam nicht von ungefähr. Die beiden müssen sich wahrlich nicht verstecken.“ Beim Kadertraining überzeugten sie. Es ging für sie nach Bregenz.
Dort reichte es für die beiden zwar nicht zu einem Sieg, zufrieden könnten sie mit ihren Auftritten aber dennoch sein. „Beide sind in ihren Klassen auf starke Konkurrenten getroffen. Sie haben echte Hammerlose erwischt“, sagt Hein. „Man kann aber dennoch sagen: Hut ab, dass sie den Mut hatten, bei der WM zu starten.“ Zudem hätten sie sich in ihren Kämpfen als faire Sportler präsentiert und jeweils gegen spätere Medaillengewinner nur knapp verloren.
Justin Nepke trat in der Leichtkontakt-Klasse bis 50 Kilogramm an. Er musste sich in seinem Vorkampf seinem Kontrahenten aus England beugen und wurde Vierter. David Janytschev – er trat im Kicklight bis 55 Kilogramm an – hatte das Glück, durch ein Freilos ins Halbfinale zu kommen. Dort kämpfte er tapfer gegen einen Engländer, musste sich aber doch geschlagen geben. Da es keinen Kampf um Platz drei gab, wurde Janytschev Dritter. Geht es nach den beiden Tamado-Kickboxern, haben sie in Bregenz nicht zum letzten Mal an einer WM teilgenommen. „Es wäre natürlich toll, wenn noch einmal die Möglichkeit besteht“, sagte Janytschev.
Ihr Coach hat hingegen schon viel WM-Erfahrung sammeln dürfen. In Österreich kämpfte er in drei verschiedenen Klassen um die Medaillen. Im Kicklight landete der 38-jährige Tamado-Kämpfer auf dem dritten Platz. In der Vorrunde besiegte er einen Konkurrenten aus Mexiko und scheiterte dann im Halbfinale an einem Deutschen. „Ein kleines Finale gab es dann in diesem Wettbewerb nicht“, sagte Hein.
Ein wenig chaotisch ging es für Hein während seiner anderen Wettkämpfe zu. Denn teilweise wurden seine Kämpfe fast zeitgleich angesetzt. Daher musste er ohne längere Pause zwischen den Matten hin- und herwechseln. In der sogenannten Kategorie zwei (offene Gewichtsklasse) schied Hein, der normalerweise in der Gewichtsklasse bis 80 Kilogramm zu Hause ist, im Viertelfinale gegen einen Libanesen aus. „Ich bin nicht richtig in den Kampf gekommen und verlor nach Punkten mit 1:2“, sagt Hein. In der Kategorie drei (bis 85 Kilogramm) schaffte er es ebenfalls bis ins Viertelfinale. Dort kam für ihn erneut gegen einen Kickboxer aus dem Libanon das Aus. Darüber hinaus belegte Marcel Hein als Kapitän mit dem deutschen Team in der Mannschaftswertung den zweiten Platz. „Daher bin auch zufrieden mit dem Abschneiden“, zog er eine positive Bilanz.
Aktuell plant Marcel Hein, dass er im kommenden Jahr zum letzten Mal bei einer WM antritt. Für seine beiden Schützlinge Justin Nepke und David Janytschev hofft er hingegen, dass die WM-Teilnahme in Bregenz für sie die erste von vielen war.
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