
Oyten. Ein Vergleich des Leistungsvermögens zwischen dem TV Oyten und den Füchsen Berlin ist wie der berühmte Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Zu groß ist der Unterschied. Das hat sich am Sonnabend in der Begegnung zwischen den beiden Klubs in der Jugendhandball-Bundesliga gezeigt. Im Grunde war schon im Vorfeld klar, dass die Berliner die Partie in der Pestalozzihalle gewinnen. Das taten sie dann auch mit 33:20 (wir berichteten). Damit sich beide Mannschaften aber gut präsentieren, müssen auch die Trainer ihren Job machen. Sie müssen ihre Teams ganz unterschiedlich auf ein Spiel einstellen, dessen Ausgang eigentlich schon in Stein gemeißelt ist.
Ein Erfolg des TV Oyten wäre am Sonnabend eine Sensation gewesen, ein sportliches Wunder. Das wusste auch TVO-Trainer Thomas Cordes. Dennoch ging es für ihn darum, dass sich seine Mannschaft gegen den Klub aus Berlin, der in Deutschland mit die beste Nachwuchsarbeit im Handball betreibt, möglichst gut verkauft. Was dem Aufsteiger und krassen Außenseiter über weite Strecken auch gelingen sollte. Cordes musste das Kunststück vollbringen, dass seine Jungs an das Unmögliche glauben – nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Auch gegen die Teams SG Flensburg-Handewitt, SC Magdeburg oder HSV Hamburg wäre ein Erfolg eine Sensation gewesen. Dennoch mussten die Partien mit der richtigen Motivation angegangen werden. Wobei Thomas Cordes das Wort Motivation vor diesen Highlight-Spielen eigentlich nicht benutzen möchte. „Wer für diese Spiele großartig motiviert werden muss, der ist eigentlich fehl am Platz“, findet der Trainer der Oytener A-Jugend.

Ohne Selbstvertrauen geht’s nicht
Vielmehr sei es seine Aufgabe, seinen Spielern das nötige Selbstvertrauen mit auf den Weg zu geben. „Das ist die große Kunst, dass die Jungs das Selbstbewusstsein haben. Sie müssen gewillt sein, dass sie 120 Prozent auf die Platte bringen“, sagt Thomas Cordes. „Gegen ein Topteam wie die Füchse Berlin kannst du nur als Team dagegenhalten.“
Bislang ist es Cordes durchaus gut gelungen, seiner Mannschaft das Selbstvertrauen zu verpassen. Sie steht zwar auf dem drittletzten Tabellenplatz, aber sie hat sich stets als gutes Team präsentiert. Auch – und vor allem – gegen die haushohen Favoriten. Gegen Flensburg und Hamburg hielten die „Vampires“ jeweils eine Halbzeit lang mit. Im Heimspiel gegen den SC Magdeburg war sogar ein Unentschieden möglich – mit 28:29 verlor Oyten. Und auch gegen Berlin stimmten Motivation und Einsatz. Nur zu Beginn habe seine Sieben nicht selbstbewusst gespielt. „Da hatten wir doch zu großen Respekt vor der Deckung“, meint Cordes.
Emotionen gegen Emotionen
Dass die Berliner in der Pestalozzihalle auf Anhieb dominierten, lag auch an Füchse-Trainer Bob Hanning. Genauso wie Thomas Cordes wusste auch Hanning, dass seine Mannschaft nach dem Spiel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit einem Sieg im Gepäck in den Bus steigt. Es sei daher seine Aufgabe, dass seine Spieler mit der richtigen Motivation in die Partie gehen. „Du musst gegen Gegner wie Oyten mit viel Emotionen spielen. Denn das tut solch ein Gegner auch. Stellt man Emotionen gegen Emotionen, dann holst du in so einem Spiel auch die Punkte“, sagt Hanning. „Wir sind das Spiel dann ja auch sehr fokussiert angegangen.“ Hanning hebt aber noch einen Unterschied hervor, der bei Spielen zwischen einem Nachwuchsteam eines Männer-Bundesligisten und einem Liganeuling genannt werden müsse: „Man darf nicht vergessen, dass wir sieben-, achtmal die Woche trainieren.“ Solch eine Trainingsintensität können die Oytener nicht aufbringen.
Am Sonntag muss Hanning seine Sieben wieder auf ein Spiel einstellen, das im Normalfall gewonnen wird. Die Füchse empfangen die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg. Zwei Tage früher steht eine komplett andere Partie an – und zwar das Spitzenspiel gegen den SC Magdeburg.
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