
„In Bassen könnte ich nicht leben. Das ist mir einfach zu viel Dorfgefühl“, sagt Luca Bischoff schmunzelnd. Für seinen Sport nimmt der Fußballer die rund 20 Kilometer lange Fahrt von seiner Wohnung in Bremen nach Bassen aber gerne auf sich. Am Trainingsgelände des TSV Bassen angekommen ist es auch wieder da – dieses Heimatgefühl. Und das aus gutem Grund. Denn in dem Ortsteil der Gemeinde Oyten ist Bischoff aufgewachsen. Das Leben auf dem Land ist nichts mehr für den 25-Jährigen, sportlich fühlt er sich aber pudelwohl in seinem Heimatort.
Bei den Dohmspatzen gehört der Mittelfeldakteur mit der Rückennummer sieben zu den besten Spielern im Bezirksliga-Team. Das zeigt die Statistik: Der angehende Polizist überzeugt nicht nur als Torvorbereiter, sondern vollstreckt im gegnerischen Sechzehner auch gerne mal selbst. Dieser positive Entwicklungsverlauf ist vor allem Vater Uwe Bischoff nicht entgangen, der beim TSV das Amt des Cheftrainers ausübt. Der Coach ist Luca Bischoffs großer Förderer und sieht bei jeder Trainingseinheit ganz genau hin, wie sich der Sohn entwickelt.
Aktuell befasst sich Luca Bischoff nur wenig mit Fußball. Aufgrund der Entwicklung der Corona-Pandemie geht er nicht davon aus, dass sich daran so schnell etwas ändert. Natürlich möchte auch er bald wieder mit seinem Team und seinem Vater auf dem Platz stehen. Viel wichtiger sei ihm jedoch, dass die Menschen lernen, noch mehr aufeinander zu achten. „Es sollte für uns alle die oberste Priorität sein, die verordneten Maßnahmen einzuhalten. Nur wenn wir diese befolgen, ist eine Rückkehr zur Normalität möglich. Dessen sind sich aber weiterhin viel zu viele Menschen nicht bewusst“, kritisiert Bischoff.
Sobald die Amateurfußballer wieder auf den Platz dürfen, kann Luca Bischoff wieder die Rolle einnehmen, in der er sich am wohlsten fühlt: als Offensivspieler hinter den Spitzen. Das Vorbereiten von Toren zählt dabei von Spieltag zu Spieltag zu seinen Hauptaufgaben. Zwar kommt es hin und wieder vor, dass sich Bischoff selbst in der Torschützenliste einträgt, doch im Hintergrund fühlt sich der Mittelfeldspieler deutlich wohler. „Natürlich ist es schön, wenn man ein Tor schießt, doch im Grunde macht mir die Vorarbeit einfach mehr Spaß. Sind wir doch mal ehrlich, es ist doch viel schöner, das Tor selbst einzuleiten, als am Ende nur den Fuß hinzuhalten und die Kugel über die Linie zu befördern“, sagt Bischoff schmunzelnd.
Obwohl Bassen sein Heimatort ist, verbrachte er seine ersten Jahre im Seniorenbereich mit dem SV Lilienthal-Falkenberg in der Kreisliga Osterholz. Mit gerade mal 19 Jahren machte er in seiner ersten Saison, in der er zu 13 Einsätzen kam, direkt auf sich aufmerksam. Schon in der zweiten Saison kam der damalige Trainer Bülent Kurtulus an Bischoff nicht mehr vorbei: 28 Einsätze und elf Tore standen in dieser Spielzeit für ihn zu Buche. Diesen Schnitt überbot der talentierte Mittelfeldspieler in der darauffolgenden Saison sogar und erzielte in 30 Spielen satte 16 Treffer. Trotz des sportlichen Erfolgs, blieb ein Ziel über die drei Jahre in Lilienthal unerfüllt: der Aufstieg in die Bezirksliga. „Die Zeit in Lilienthal möchte ich auf gar keinen Fall missen. Die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern hat einfach gepasst. Zweifelsohne war es der perfekte Schritt, um im Herrenbereich Fuß zu fassen. Zurückblickend war es aber schon bitter, dass wir dreimal ganz knapp am Aufstieg gescheitert sind“, erinnert sich Bischoff.
In der Saison 2015/16 ging es für ihn aber dennoch in die Bezirksliga. Bischoff schloss sich dem FC Worpswede an. Der Kontakt zum Klub aus dem Künstlerort kam durch seinen Kumpel Brian Manske zustande. Ähnlich wie in Lilienthal hatte Bischoff auf dem Sportplatz am Weyerberg keinerlei Anlaufschwierigkeiten und wuchs im Laufe der Saison zu einem Leistungsträger heran. „Auch in Worpswede habe ich mich zu jeder Zeit pudelwohl gefühlt. Sportlich wie menschlich lief es dort einfach super. Doch als dann die Anfrage aus Bassen kam, konnte ich einfach nicht nein sagen“, erklärt Bischoff.
Im Sommer 2016 folgte er dem Ruf aus der Heimat. Seitdem zieht Luca Bischoff nun beim TSV Bassen im Mittelfeld die Fäden. Für ihn ist Bassen aber nicht einfach nur ein Verein, sondern etwas ganz Besonderes. „Ich bin in Bassen aufgewachsen und zur Grundschule gegangen. Ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit diesem Ort. Hier zu spielen, ist für mich eine reine Herzensangelegenheit“, betont Bischoff. Beim TSV schätzt der Mittelfeldmann vor allem den Zusammenhalt. Dabei lobt er speziell die Vereinsliebe der zahlreichen Menschen, die nicht nur an Heimspielen alles tun, um einen reibungslosen Spieltag zu gewährleisten: „Alle im Verein sind mehr als herzlich zueinander. Jeder Einzelne gibt immer sein Bestes und versucht da anzupacken, wo er gebraucht wird. Menschlich stimmt beim TSV alles, das muss man wirklich so sagen.“
Seine bisherige Zeit in Bassen bewertet der angehende Polizist als „absolut erfolgreich“. Denn die Dohmspatzen zählen seit Jahren zur Spitzengruppe der Bezirksliga Lüneburg 3. Bischoff sieht den Klub in einer guten Entwicklung. Auch gerade deshalb, weil der Kern der Mannschaft in den vergangenen Jahren zusammengeblieben ist und Abgänge stets durch junge talentierte Spieler aufgefangen wurden. „Die Tatsache, dass wir mehrfach nah dran waren am Aufstieg, kommt daher nicht von ungefähr. Ich bin mir sicher, dass der TSV auch in den nächsten Jahren ein gutes Wort in der Bezirksliga mitreden kann.“
Eines der wichtigsten Puzzleteile des TSV Bassen ist für Luca Bischoff sein Vater Uwe, der das Amt des Cheftrainers nun schon seit der Saison 2016/17 ausübt. Dass sein Vater sein Trainer ist, ist für Luca Bischoff kein Problem. Viel mehr weiß er es zu schätzen, wie sein Vater immer wieder im Trainer versucht, ihn weiter zu verbessern. „Ich denke, dass wir uns da beide keinen Kopf darüber machen. Manchmal nehme ich sogar an, dass er zu mir noch kritischer ist, als zu den Mitspielern. Das kann aber auch nur Einbildung sein. Ich muss aber gestehen, dass mir manchmal im Spiel leider Papa rausrutscht, anstatt Trainer zu rufen.“
Auch TSV-Coach Uwe Bischoff ist die Situation keineswegs unangenehm. Er macht keinen Hehl daraus, dass er des Öfteren ein kritischeres Auge auf seinen Sohn wirft. Dennoch betont er, dass stets die Mannschaft im Vordergrund stehen muss: „In jedem Fall bin ich mit Luca viel kritischer als mit den anderen Spielern. Das Verhältnis im Team ist aber immer positiv. Sicher sprechen wir privat öfter miteinander über das Team, aber ich denke, das ist normal.“
Wie lange Luca Bischoff noch in Bassen spielen will, weiß er noch nicht. Aktuell sieht er keinen Grund, den Verein zu verlassen. Dennoch wünscht er sich, in Zukunft auch mal in der Landesliga spielen zu dürfen. „Sollte es mit einem möglichen Aufstieg nicht klappen, kann ich mir vorstellen, auch mal zu wechseln. Doch darüber mache ich mir gerade überhaupt keine Gedanken“, sagt er. Sein Vater ist sich indes sicher, dass Luca seine Qualitäten unter bestimmten Voraussetzungen auch in der Landesliga zeigen würde. Dabei lobt der 60-Jährige vor allem den Ehrgeiz, den sein Sohn an den Tag legt: „Seine sportliche Entwicklung ist unter den Bedingungen seiner Polizei-Ausbildung sehr beeindruckend. Ich gehe davon aus, dass er auch in der Landesliga Fuß fassen könnte.“
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