
Im Zentrum, über die Außenbahnen, im Sturm oder in der Abwehr: Esther Freese ist überall auf dem Platz zu finden. Die eine Position im Spiel gibt es für die junge Fußballerin des TSV Fischerhude-Quelkhorn nicht. Sie nutzt die ganze Breite des Spielfeldes und ist sich für keinen Meter zu schade. Hinzu kommt ihre Abschlussstärke, die so einigen gegnerischen Torhüterinnen in der Bezirksliga schon Kopfschmerzen bereitet haben dürfte. Ein Freigeist mit Torriecher, der nur ganz schwer zu stoppen ist.
In dieser Saison hat die 24-Jährige ihre Stärken eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Obwohl wegen der Corona-Pandemie erst sechs Spiele in dieser Saison ausgetragen worden sind, hat Freese bereits sieben Treffer erzielt. Eine beachtliche Quote. Besser als in dieser Spielzeit lief es für die 24-Jährige noch nie. Das hängt für Freese vor allem mit dem neuen Trainerduo Bernd Burmeister/Jörg Evers zusammen. „In dieser Saison klappt es mit den Trainern ganz gut. Sie geben mir mehr Verantwortung und vertrauen meiner Spielweise“, lobt sie ihre Coaches. Außerdem darf die junge Fußballerin auf der Zehn spielen – ihre absolute Lieblingsposition. „In der letzten Saison habe ich als Sechser gespielt. Auf der Zehner-Position fühle ich mich wohler. Ich habe meine Rolle gefunden“, sagt sie.
Unter Burmeister und Evers läuft es für die Wümmekickerinnen in dieser Spielzeit bislang glänzend. Sechs Spiele, sechs Siege – das macht die Maximalausbeute von 18 Punkten, die wegen des um einen Treffer schlechteren Torverhältnisses aber nur zu Platz zwei hinter dem TSV Bassen reicht. Dass es von Beginn an zwischen den beiden Coaches und der Mannschaft so gut harmoniert, hätte Freese nicht gedacht. „Wir haben vor der Saison nicht damit gerechnet, so weit oben zu stehen“, gibt sie zu. Das Trainerduo hätte aber die richtigen Reizpunkte gesetzt, um die Mannschaft zu verbessern. „Wir sind alle richtig motiviert. Die Trainingsbeteiligung war in dieser Saison sehr hoch“, erzählt die junge Fußballerin.
Esther Freese ist ein echtes Eigengewächs des Wümmeklubs. „Ich habe mit fünf, sechs Jahren angefangen und bin eigentlich schon immer dort gewesen. Fischerhude ist mein Heimatverein“, erzählt sie. Seit 2017 läuft die 24-Jährige für die erste Frauenmannschaft auf. In ihrer ersten Saison zeigte sie gleich mal ihr Potenzial. Mit acht Toren in 13 Spielen half Freese tatkräftig mit, dass Fischerhude in die Bezirksliga aufstieg. Eine Klasse höher machte sie mit zehn Treffern in 22 Spielen da weiter, wo sie in der Kreisliga aufgehört hatte. In der vergangenen Saison erlebte sie erstmals im Frauenbereich eine kleine Delle in Sachen Torausbeute. In zehn Partien gelang ihr kein einziges Tor. „Als Sechser war ich mehr fürs Vorbereiten zuständig. Außerdem hat das Glück für das Tor gefehlt. Das hat mich ein wenig geärgert“, erinnert sich Freese an ihre damalige Flaute.
In dieser Saison fallen die Tore dafür wieder wie am Fließband. Die Aussetzung des Spielbetriebs kam somit ein wenig zur Unzeit. Statt mit der Saisonunterbrechung zu hadern, stellt die 24-Jährige jedoch die überzeugenden Mannschaftsleistungen heraus. „Wir sind glücklich, dass es in dieser Saison so gut läuft“, sagt sie. Ob Freese und Co. sogar ein erneuter Aufstieg gelingt, sollte die Spielzeit fortgesetzt werden? „Der Aufstieg war vor der Saison gar kein Thema. Ich fände es aber cool, wenn wir es in die Landesliga schaffen würden“, wäre die junge Fußballerin keineswegs abgeneigt.
Sollte die Mannschaft den Sprung in die nächsthöhere Klasse verpassen, wäre das für Esther Freese kein Beinbruch. Für die 24-Jährige ist am wichtigsten, dass sie Fußball bei ihrem Heimatverein spielen kann. „Es war nie richtig ein Thema zu wechseln. Wir sind in der Mannschaft alle Freundinnen. Es gibt somit keinen Anlass zu wechseln“, stellt Freese klar. Die Heimatverbundenheit schlägt hier also klar eine Karriere fernab des Wümmeklubs. Es sind Worte, die der Verein wohlwollend registrieren wird.
Die gegnerischen Spielerinnen werden dies wahrscheinlich nicht so euphorisch zur Kenntnis nehmen. Denn für sie gilt auch in den kommenden Jahren, Esther Freese irgendwie zu stoppen. Das ist in dieser Saison bisher nur dem FC Ostereistedt/Rhade halbwegs gelungen. Es ist das einzige Spiel, in dem die Mittelfeldspielerin nicht genetzt hat. Zum Sieg reichte es für Fischerhude trotzdem. Ihren Stempel kann Freese dem Spiel auch ohne ein Tor aufdrücken. Das Wichtigste ist für die 24-Jährige, dass sie dies im Trikot des TSV Fischerhude-Quelkhorn tun kann.
Das grüne Jersey mit der Nummer acht ist für Esther Freese mehr als nur ein einfaches Shirt. Solange sie es überstreifen kann, ist sie glücklich. Kommen Siege und eigene Treffer dazu, steigert sich der Glückszustand noch einmal. Und dann wäre da noch dieser Torhunger, den die 24-Jährige in dieser Saison für sich entdeckt hat. Mit ihren sieben Treffern steht sie in der Torschützenliste auf Platz zwei. Auch hier ist – wie mit der Mannschaft – noch der erste Rang möglich. Doch die aktuelle Situation lässt weiter keine Spiele auf dem grünen Rasen im Amateurbereich zu. Eins ist aber klar: Sobald Esther Freese wieder für Fischerhude auf dem Fußballplatz stehen darf, wird die Mittelfeldspielerin überall zu finden sein.
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