
Jonas Pannevis hat ein Luxusproblem. Da er sowohl einen deutschen als auch einen niederländischen Pass besitzt, darf der Leichtathlet bei den nationalen Meisterschaften beider Länder starten. Genau das machte der Verdener im Jahr 2020: Bei dem Deutschen Meisterschaften erreichte der Sprinter erstmals in seiner Laufbahn den Endlauf. Wenige Wochen später ging es nach Utrecht zu den niederländischen Meisterschaften. Es waren zwei prägende Wettkämpfe für den Studenten. Aktuell arbeitet Pannevis im niederländischen Wageningen an seinen Universitätsabschluss. Im Hinterkopf behält er aber stets seinen sportlichen Ehrgeiz. Denn sobald wieder Rennen auf der Tartanbahn anstehen, will Jonas Pannevis seine Bestzeiten aufbauen.
Im Leben von Jonas Pannevis nimmt der Sport eine große Rolle ein. Dass er im Alter von fünf Jahren in der Leichtathletik gelandet ist, war allerdings reiner Zufall. „Meine damaligen Freunde waren in der Leichtathletik aktiv. Eines Tages meinten sie, dass ich mir das ja auch mal angucken könne. Schon nach den ersten Trainingseinheiten hat es mich so gepackt, dass ich drangeblieben bin“, erinnert sich Pannevis. Anfangs spezialisierte er sich noch nicht auf eine bestimmte Disziplin, sondern lernte die komplette Bandbreite der Leichtathletik kennen. Im Nachhinein ist Pannevis für diese Grundausbildung sehr dankbar, denn noch heue profitiert er davon: „Ich muss wirklich sagen, dass dadurch meine Koordination gestärkt wurde. Wenn man die Grundtechniken jeder einzelnen Disziplin in Ansätzen beherrscht, fördert das die eigene Ausdauer und die Herangehensweise an gewisse Techniken unheimlich.“
Als 15-Jähriger schloss sich der Verdener dann der Läufergruppe an, die noch heute von Uwe Cordes trainiert wird. Hier entwickelte er sich nach und nach zu einem der besten Langsprinter im Landkreis Verden. Egal ob über Distanzen von 100, 200, 400, oder 800 Meter, seine Zeiten können sich auf Landesebene stets sehen lassen. Nachdem er als 19-Jähriger sein Studium in den Niederlanden angetreten ist, kristallisierte sich allerdings die 400-Meter-Hürdendistanz als seine Paradedisziplin heraus. „Es macht insgesamt sehr viel Spaß. Natürlich ist es nicht ganz so leicht, aber mit den Jahren habe ich mich stets verbessert, was extrem motiviert“, schwärmt Pannevis.
Während viele Sportler das Jahr 2020 schnell vergessen möchten, verbindet Jonas Pannevis mit den durch das Coronavirus geprägten Monaten auch gute Erinnerungen – vor allem wegen seiner Erfolge aus dem Spätsommer und Herbst. Im August erreichte der LGKV-Langsprinter erstmals das Finale einer Deutschen Meisterschaft. In Braunschweig qualifizierte sich Pannevis im ersten von zwei Vorläufen mit Saisonbestzeit von 53,64 Sekunden für den Endlauf der besten Acht 400-Meter-Hürdenläufer. Am darauffolgenden Tag verbesserte er sich noch einmal auf 53,37 Sekunden und wurde damit Achter – allerdings nur knapp hinter dem auf Rang sieben einlaufenden Konkurrenten. „Es war einfach unglaublich. Damit hätte ich definitiv im Vorfeld nicht gerechnet. Dennoch muss man dazu sagen, dass das Teilnehmerfeld aufgrund der Corona-Situation nicht so hochkarätig besetzt war wie in den vergangenen Jahren“, gesteht Pannevis.
Nur drei Wochen nach der DM ging der Verdener bei der niederländischen Meisterschaft in Utrecht an den Start. Dort gelang dem 25-Jährigen ein weiterer großer Erfolg. Denn mit einer Jahresbestzeit von 53,12 Sekunden wurde er Vizemeister. Trotz kleiner technischer Probleme kam der Athlet nach dem Wechsel auf 16 Schritte zwischen den letzten Hürden mit seiner Zeit deutlich vor den Dritt- und Viertplatzierten ins Ziel und war dabei 25 Hundertstelsekunden schneller als in Braunschweig. Somit nahm er am Ende auf dem Treppchen die Silbermedaille entgegen.
Mitte September gelang Pannevis die Krönung einer Saison, die für den Verdener eine herausragende gewesen sei. Bei der in Hannover nachgeholten Landesmeisterschaft verteidigte seinen Meistertitel von 2019 im 400-Meter-Hürdenlauf der Männer. In einem packenden Rennen hielt Tom Unvericht lange Zeit mit Pannevis Schritt. Am Ende setzte sich Letzterer knapp durch. Pannevis überquerte die Ziellinie nach 52,66 Sekunden und knackte seine persönliche Bestzeit erneut. Zudem war es für den Verdener seit 2017 bereits der vierte Sieg in Serie bei Landesmeisterschaften, nachdem er 2014 schon einmal als 19-Jähriger die 400-Meter-Hürden der Männer gewonnen hatte. „Ein wirklich guter Abschluss der Saison, mit dem ich einige Monate vorher nicht gerechnet habe. Denn gegen Januar war ich im Training mehrfach in der Form meines Lebens. Nachdem dann alle Wettbewerbe coronabedingt ausfallen mussten, hätte ich nicht mehr daran geglaubt, an diese Zeiten nochmal heranzukommen“, sagt Pannevis.
Zeit zum Durchschnaufen bleibt Pannevis derzeit aber nicht. Der seit 2014 im niederländischen Wageningen lebende Student bereitet sich derzeit intensiv auf seinen Universitätsabschluss vor. Dabei verliert er natürlich die Leichtathletik nicht aus den Augen. „Momentan ist es durch die Uni schon ein bisschen stressiger. Trotzdem versuche ich nach wie vor, bis zu sechs Trainingseinheiten in der Woche durchzuziehen.“ Nach seinem Abschluss will Pannevis wieder nach Deutschland zurückkehren.
Wie die kommenden Monate aussehen, weiß der erfolgreiche Leichtathlet noch nicht. Durch die Corona-Pandemie wurden nahezu alle Wettkämpfe auf unmittelbare Zeit verschoben. Aktuell geht er davon aus, dass die Hallensaison komplett ausfallen wird. Eine Rückkehr auf die Laufbahn wäre demnach frühestens im April möglich. Dennoch versucht er, die Motivation aufrecht zu erhalten und in Form zu bleiben. Denn ein spezielles Ziel hat er in seiner Karriere noch ganz fest im Blick: Den Verdener Kreisrekord auf seiner Parade-Strecke. Dieser wird von Christian Vohrer (52,08 Sekunden) gehalten. „Ich will mich immer weiter verbessern. Wenn es mir gelingt, das Niveau zu halten, kann ich den Rekord irgendwann hoffentlich brechen. Dafür muss aber alles stimmen“, sagt Pannevis hoffnungsvoll.
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