
Achim. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, ebenso gilt das für Betrachtungsweisen. Was der eine als unzureichend betitelt, sieht der andere als ausreichend an. So ist es auch um das Thema Sportanlage am Achimer Freibad bestellt. Die Leichtathleten des TSV Achim, TV Baden und TSV Uesen sprechen von einem Armutszeugnis. Die Stadt hingegen verweist darauf, dass sie nach ihren Möglichkeiten die Anlage pflegen würde. Zu welcher Zufriedenheit, das sei dahingestellt. Es liege im Auge des Betrachters.
Schande, Farce, Blamage und eben Armutszeugnis – die Liste der Beschreibungen seitens der Leichtathletik-Vereine für die Anlage am Achimer Freibad ist lang, ihr Unmut entsprechend groß. „Die Laufbahn ist verkrautet, die Weitsprunganlage dürfte gar nicht benutzt werden und die Kugelstoßanlage ist eine Farce“, beschreibt Ingrid Heger, Fachwartin Leichtathletik beim TSV Achim. Lauf-Trainer Heiko Bergmann malt die Kulisse noch weiter aus: „Dort sind keine Markierungen vorhanden, die Bahn ist hügelig und bei Nässe ist sie überhaupt nicht zu benutzen. Im Sommer, wenn der Fußballplatz bewässert wird, läuft das Wasser auf die Bahn.“ Laut Rainer Siemt, Leichtathletikwart des TV Baden, sei die defekte Drainage dafür verantwortlich. „Das ist dann keine Laufbahn mehr, sondern ein Schwimmbad“, moniert er.
Entsprechend lässt Trainer Heiko Bergmann seine Sportler gar nicht erst auf die Anlage. Er fährt im Privatwagen mit ihnen nach Oyten, wo bessere Bedingungen geboten würden. „Es soll ja die Jugend gefördert werden, doch das ist auf der Anlage überhaupt nicht möglich.“ 1977 wurde die Aschenbahn erstellt, laut Siemt sei sie bereits zum damaligen Zeitpunkt nicht Stand der Technik gewesen. Mittlerweile haben einige Jahre an der Anlage genagt, eine entsprechende Pflege oder gar Renovierung habe sie aber nie genossen. „Die Instandhaltung ist weitestgehend unterblieben“, klagt Siemt an. Auch präzise Wünsche der Leichtathletikvereine, welche Bereiche besonderer Pflege bedürfen, seien seitens der Stadt entweder gänzlich ignoriert oder unzureichend vollzogen worden. „Es ist kein Interesse der Stadt vorhanden.“
Diesen Punkt will Heiko Haase, Leiter Bauhof bei der Stadt Achim, so nicht stehen lassen: „Das kann ich so nicht unterstreichen. Wir sind beispielsweise gerade dabei, uns um die Laufbahn und das Hauptfeld zu kümmern, das übergewachsen ist. Das haben wir auch schon im Frühjahr gemacht.“ Haase versichert, dass die zur Verfügung stehenden Mittel für die Instandhaltung der Anlage auch verwendet werden. „Das, was wir machen können, machen wir auch.“
Im Zuge dessen gibt der Bauhof-Leiter aber auch zu, dass sich in puncto Sprung- und Kugelstoßanlagen Rückstände entwickelt hätten, die es aufzuarbeiten gelte. Dazu gehöre aber nicht etwa der Wunsch der Athleten betreffend einer längeren Anlaufmatte für die Sprunganlage. „Dafür stehen keine Haushaltsmittel zur Verfügung, erst 2019. Wir haben die Anlage weitestgehend in Ordnung gebracht. Dass das für die Leichtathleten nicht ihrem Anspruch genügt, das mag sein, doch das ist eine subjektive Sicht.“ Dass der mittlerweile 41-jährigen Anlage keine Renovierung zu Teil wurde, liege laut Kirsten Jäger vom Fachbereich Bauen und Stadtentwicklung auch daran, „dass es über Jahrzehnte keine strategische Planung für Sportstätten gab“. Sie betont, dass es enorm viele Handlungsfelder gebe, die Neuerungen bedürfen.
Einen weiteren Vorwurf seitens der Leichtathletik-Vereine, die Arbeitsgemeinschaft Achimer Sportvereine (AAS) hätte im Zuge ihres Schaffens die Fußballvereine mit ihren Kunstrasenplätzen bevorzugt, betitelt Jäger, die als Beisitzerin bei der AAS fungiert, als „pauschale Verurteilung“. „Mit den Fußballvereinen hat es eine eigene Dynamik genommen. Zudem hat der Fußball eine hochrangigere Wahrnehmung als die Leichtathletik“, betont Jäger. Den Frust der Leichtathleten kann sie nachvollziehen und rät ihnen: „Es bedarf einer Gesamtstrategie aller Vereine. Werden die richtigen Impulse gesetzt, dann wird sich auch etwas bewegen.“
Die Hoffnungen der Leichtathleten ruhen insbesondere auf die Förderrichtlinie des Landes für Sanierungen von Sportstätten, die sich noch in der Entwurfsphase befindet.
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