
Herr Leilo, Sie haben mit dem SV Vorwärts Hülsen ihren Ex-Klub FC Verden 04 in letzter Minute mit 1:0 geschlagen. War dieser Sieg auch eine Genugtuung, da Ihr Abgang im März 2016 nicht gerade positiv verlaufen war?
Ziad Leilo: Während des Spiels war ich fokussiert und konzentriert, um meiner Mannschaft so gut es geht zu helfen und sie zu leiten. Als das Tor in der 90. Minute fiel, habe ich nicht gejubelt, mir sind zu viele Gedanken durch den Kopf gegangen. Aber ich bin ehrlich: Ja, es war eine Genugtuung. A.) weil mich damals einige Spieler über die Klinge haben springen lassen und b.) deshalb, wie der Vorstand damals mit mir umgegangen ist. Zwar haben wir uns im Nachhinein nochmals zusammen gesetzt und darüber geredet, aber so eine Entlassung ist nicht schön, wenn man die Nachricht vom Co-Trainer erfährt und nicht von den Verantwortlichen. Verarbeitet habe ich die Entlassung. Andreas Höttler (Vorsitzender des FC Verden 04, Anm. d. Red.) hat mich gegrüßt und wir hatten einen kleinen Small-Talk, aber schade, dass das mit Henning Breves (stellvertretender Vorsitzender, Anm. d. Red.) nicht klappt.
Was haben Sie denn stattdessen gemacht, anstatt zu jubeln?
Auf der Bank sprangen alle auf zum Jubeln, aber ich konnte das nicht so richtig einordnen. Ich bin über die Bande gesprungen und auf den B-Platz gegangen. Ich musste für mich alleine sein, das alles erst mal sacken lassen und einordnen. Denn zum einen steht auf der anderen Seite mit Sascha Lindhorst ein Trainer, den ich sehr schätze. Zum anderen wegen meiner Verdener Vergangenheit, auch meine Trainerlaufbahn hat dort mit schönen Zeiten angefangen.
Kommen wir zur sportlichen Situation beim SV Vorwärts Hülsen: Nach einem starken Start als Aufsteiger mit 13 Punkten aus sechs Spielen fiel Ihr Team in ein vier Partien andauerndes Loch mit 17 Gegentoren und keinem selbst erzielten Treffer. Nun der Sieg gegen Verden und eine Woche zuvor der 2:1-Erfolg gegen den TV Oyten. Wie haben Sie Ihre Mannschaft aus diesem Loch geführt?
Das war auch für mich eine ganz neue Situation. Aber ich habe einen hervorragenden Co-Trainer (Marc Jamieson, Anm. d. Red.) mit dem ich mich, wie auch mit dem Vorstand, viel ausgetauscht habe. Und wir waren uns im Vorfeld schon einig, dass diese Situation kommen wird, wir dann aber geduldig sein und die Ruhe bewahren müssen. Das Schlimme waren auch nicht die Niederlagen an sich, sondern die Art und Weise hat geschmerzt. Die Mannschaft hat sich teilweise ihrem Schicksal ergeben. Daher haben wir viel gesprochen, auch viele Einzelgespräche geführt. Jetzt hoffe ich, dass die Mannschaft endgültig in der Liga angekommen ist.
Hat diese Phase die Mannschaft sogar stärker gemacht?
Das ist schwierig zu sagen. Sie war auf jeden Fall verunsichert. Wir haben viele junge Spieler dabei. Das Problem war, auf dem Platz wurde zu wenig positiv kommuniziert. Manche saßen nun auch deshalb auf der Bank – und nicht aus Leistungsgründen. Nun haben wir uns gegen Oyten und Verden wieder darauf besinnt, dass wir kämpfen müssen.
Verben wie kämpfen, laufen, ackern fielen zuletzt sehr häufig. Kann der SV Vorwärts Hülsen nur so in der Bezirksliga bestehen?
Hülsen kann zwei Sachen: Wir können auch spielerisch mithalten, das haben die ersten Spiele gezeigt. Aber gegen Mannschaften wie Oyten, Verden, Lilienthal oder Hambergen brauchen wir nicht Fußball spielen. In diesen Duellen sind von uns Herz, Leidenschaft und Disziplin gefragt, ansonsten kommen wir gegen diese Gegner unter die Räder. Gegen andere Mannschaften können wir dann mitspielen. Es bringt mir nichts, der Mannschaft nichts und dem Verein nichts, wenn ich meinen Kopf durchsetze und den Fußball spielen lasse, den ich mir vorstelle. Am Ende fehlen dann die Ergebnisse und ich müsste mich dann zu Recht hinterfragen lassen. Gegen manche Teams müssen wir halt Abstriche und dem Gegner das Leben schwer machen.
Kommen wir noch einmal zu Ihnen: Beim FC Verden 04 stand bereits lange Zeit vor Ihrem Abgang die Trennung fest. Wie sieht das nun in Hülsen aus, gibt es Pläne über den Sommer 2018 hinaus?
Nach dem Aufstieg in der vergangenen Saison wollte ich bereits aufhören. Da dann aber einige Leistungsträger die Mannschaft verlassen haben, sah ich mich in der Pflicht gegenüber dem Verein und dem Team, nicht als Trainer auch noch wegzubrechen. Somit trat ich von meiner Entscheidung wieder zurück und sagte für eine weitere Saison zu. Langsam ist aber auch der Zeitpunkt gekommen, sich mehr der Familie zu widmen. Ich habe bereits einen zweijährigen Sohn und wir erwarten weiteren Nachwuchs. Im Winter nach dem letzten Spiel der Hinrunde werde ich mich entscheiden, das muss auch sein, denn Mannschaft und Verein müssen planen können. Ich habe auch schon eine Tendenz, kann sie aber noch nicht preisgeben, da meine Entscheidung noch nicht zu 100 Prozent feststeht. Ich hoffe, es können sie dann alle akzeptieren.
Das Interview führte Patrick Hilmes.
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