
Etelsen. Druck, Anspannung, das Gefühl, siegen zu müssen – im Sport und insbesondere im Fußball ein Punkt, der über Erfolg und Misserfolg entscheiden kann. Die einen beflügelt er, die anderen hemmt er, bremst er aus. Sich von ihm lossagen und befreien können während einer Saison die wenigsten Mannschaften, geht es doch immer darum, genügend Punkte im Titelkampf oder im Abstiegskampf zu holen. Erst wenn die Ziele zum Saisonende erreicht wurden, die Entscheidungen gefallen sind, dann fällt der Druck ab, die Anspannung löst sich, man kann mal wieder durchatmen und befreit aufspielen. Die Schlossparkkicker vom TSV Etelsen sind da in dieser Fußball-Landesliga-Saison anders, sie können bereits jetzt befreit aufspielen, obwohl noch 16 Partien zu bestreiten sind.
Der Grund ist aber eigentlich ein negativer, denn der TSV Etelsen ist das Schlusslicht und hat eine miserable Hinrunde hinter sich. Dementsprechend sagte schon Kapitän Daniel Büchau, dass die Schlossparkkicker den Druck im Grunde nicht mehr hätten. Denn laufe es normal, steige der TSV Etelsen in die Bezirksliga ab. „Das kann man durchaus so sagen. In der Öffentlichkeit sind wir doch schon längst abgeschrieben, auch die Gegner haben das mit uns getan“, bestätigt Interimscoach Nils Goerdel die Aussage Büchaus.
Doch Goerdel vermutet auch, dass sich das ändern würde, sollte seine Truppe nochmals den Anschluss an das rettende Ufer herstellen. „Sollten wir nochmals in Reichweite kommen, dann wird sich das mit dem Druck wieder ändern.“ Und das ist noch immer das Ziel, und angesichts von neun Punkten Rückstand ist dies auch kein utopisches. Zudem hat der Sieg am vergangenen Wochenende gegen Eintracht Cuxhaven für leichte Euphorie gesorgt. „Wir laufen jetzt nicht rum und denken, wir sind die Geilsten. Aber es fühlt sich derzeit nicht an, als würde ich das Tabellenschlusslicht trainieren. Die Jungs sind heiß, haben Bock und sind etwas beflügelt“, erzählt Goerdel.
Zudem sei seine Mannschaft ja nicht auf dem letzten Tabellenplatz gelandet, weil die fußballerische Qualität ungenügend für die Landesliga ist. Der TSV rutschte einfach in einen Negativstrudel, aus dem er nicht mehr herauskam. Und jetzt? Jetzt sei alles möglich. „Man sieht ja, die Liga ist verrückt. Und mit den ganzen Englischen Wochen, wer weiß, was da alles passiert. Wir arbeiten auf jeden Fall an dem Wunder.“ Ein Lauf, und schon kann alles anders sein. Das beweist derzeit der SV BW Bornreihe. Mit elf Punkten leisteten sich die Blau-Weißen ebenfalls eine katastrophale Hinrunde, siegten aber nun zum Auftakt in 2018 dreimal in Folge. Die Konsequenz: 20 Punkte und Platz zehn.
Der TSV Etelsen will einen ähnlichen Weg einschlagen und könnte das mit zwei Heimerfolgen über Ostern. Am Sonnabend wird die SV Drochtersen/Assel II (Anpfiff um 16 Uhr) im Schlosspark empfangen, am Montag gibt dann die TuSG Ritterhude (Anpfiff um 15 Uhr) ihre Visitenkarte in Etelsen ab. Darüber nachdenken, was wäre, wenn wirklich sechs weitere Punkte auf das Konto wandern, das will der TSV noch nicht. Eine der größten Fußballer-Floskeln überhaupt scheint bei den Schlossparkkickern derzeit wirklich keine Floskel zu sein: „Wir denken nur von Spiel zu Spiel.“
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