
Plötzlich stockte einigen Zuschauern in der Gymnasiumhalle der Atem: Wenige Sekunden vor dem Abpfiff der Partie zwischen der SG Achim/Baden und der TSG Hatten-Sandkrug kamen die Gäste noch einmal in Ballbesitz. Das Spielgerät wurde schnell nach vorne geworfen, wo Hattens Mirko Menkens bereits auf seine Chance lauerte. Fast hätte er die Möglichkeit bekommen, SG-Keeper Arne von Seelen final herauszufordern. Doch dazu kam es nicht: Während der Ball Richtung Menkens durch die Luft segelte, ertönte der Schlusssirene. Der Handball-Oberligist aus Achim hatte sich gegen den Aufsteiger aus dem Landkreis Oldenburg hauchdünn mit 26:25 (10:12) durchgesetzt.
Die Reaktionen des Siegerteams fielen nach dem erlösenden Abpfiff jedoch keineswegs einhellig aus. Der Großteil des Teams grinste, Routinier Florian Block-Osmers blies erst einmal seine Backen dick auf – vor Erleichterung. Und SG-Trainer Tobias Naumann? Der Coach schaute ziemlich grimmig drein. Wer es nicht besser wusste, hätte denken müssen, dass sich die SG Achim/Baden soeben geschlagen geben musste. Natürlich war aber auch Naumann glücklich über den Sieg, konnte dies direkt nach dem Spiel aber noch nicht zeigen. „Das muss sich erst einmal alles setzen“, sagte der Trainer.
Seine Reaktion bezog sich auf den Spielverlauf: Vor allem der Beginn der dritten Saisonpartie brachte Tobias Naumann ins Grübeln. Vor der Begegnung hatte er davor gewarnt, dass die TSG nicht unterschätzt werden dürfte. „Aber wir waren in den ersten Minuten ganz offensichtlich nicht auf dem Feld“, monierte der Trainer. Die SG Achim/Baden wurde in den ersten Minuten von ihren Gästen förmlich überrannt. Mit 1:7 lagen die Gastgeber zurück. Erst in der 14. Spielminute erzielte Florian Block-Osmers den zweiten Treffer für die Naumann-Sieben.
Danach kamen die Hausherren besser ins Spiel, ohne jedoch zu glänzen. Phasenweise entwickelte sich ein ziemlich hektisches Spiel – auf beiden Seiten. Dennoch wurde der SG Achim/Baden in der ersten Halbzeit häufig die Möglichkeit geboten, der Partie eine Wende zu verpassen. Allerdings wurden alle Chancen ausgelassen. So ging es mit einem 10:12-Rückstand in die Kabine.
Nach dem Seitenwechsel leisteten sich beide Mannschaften weiterhin viele Fehler. „Das war insgesamt sicher kein schönes Handballspiel“, musste auch Tobias Naumann feststellen. Eine Sache habe seine Sieben in Durchgang zwei aber besser gemacht. Naumann: „Wir haben in der zweiten Halbzeit die richtigen Lösungen gefunden.“ Die Folge: In der 38. Minute gelang Michele Zysk der langersehnte Ausgleichstreffer – 14:14.
Anschließend übernahm die SG Achim/Baden das Kommando. Zunächst stellte Stand-by-Spieler Jan Mühlbrandt auf 17:14 für die Gastgeber, danach hatte Malte Meyer seinen großen Auftritt. Der Youngster, der in der Vorsaison noch für den TV Oyten in der Jugend-Bundesliga gespielt hatte, traf dreimal in Folge und brachte die SG mit 20:16 in Führung. Nun nahm die Begegnung den Verlauf, wie er im Vorfeld zu erwarten war. Auch sieben Minuten vor dem Ende der Partie betrug der Vorsprung der SG vier Tore (24:20.)
Doch es wurde noch einmal richtig spannend. Zunächst verkürzten die Gäste auf 23:24, danach verhinderte Arne von Seelen mit einer seiner vielen Paraden den Ausgleich. Die SG antwortete mit zwei Toren in Folge (26:23). Doch auch das sollte noch nicht die Entscheidung sein: 15 Sekunden vor dem Schlusspfiff stand es nur noch 26:25. Die Hattener hatten ihre Deckung längst komplett geöffnet und sollten noch ein weiteres Mal in Ballbesitz kommen. Schlussendlich brachte dann die Schlusssirene die Erleichterung. Arne von Seelen musste nicht in das finale Duell gegen Mirko Menkens gehen. Der zweite Saisonsieg der SG Achim/Baden nach drei Spielen war perfekt.
„Wir haben die Punkte. Das ist das Wichtigste“, meinte Naumann. „Einen solch hohen Rückstand umzubiegen, ist auch eine Qualität, die man erst einmal abrufen muss. Tabellarisch liegen wir durch diesen Erfolg momentan im Soll.“
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