
Achim. Wann ein Sportler von Zufriedenheit sprechen kann, ist manchmal eine Frage des Blickwinkels. Nicht immer ist ein Sieg einfach ein Sieg und eine Niederlage einfach eine Niederlage. Daher benötigt auch Werner Kernebeck zwei Anläufe, um seine Zufriedenheit und die der Mannschaft zu beschreiben. Seine Mannschaft – das ist der Volleyball-Oberligist TV Baden II. Vor dem finalen Saisonspieltag winkte die Meisterschaft und der direkte Aufstieg in die Regionalliga. Nach ihm steht Platz zwei zu Buche, der den TVB zur Teilnahme an der Relegation berechtigt.
„Betrachtet man den Zeitraum von der Mitte der Saison bis jetzt, dann können wir äußerst zufrieden sein. Betrachtet man nur den letzten Spieltag, dann muss man natürlich von einem Wermutstropfen sprechen.“ Diese Sätze stehen exemplarisch für die Zerrissenheit Kernebecks. Die Zweitliga-Reserve trug zwei Heimspiele beim Saisonfinale aus, beide Gegner gehörten nicht zur Spitzengruppe der Liga. Doch der TVB ging nicht mit den erhofften sechs Punkten aus ihnen hervor, sondern nur mit vier.
Zunächst wartete der VfL Wildeshausen. Die Geschichte dieser Begegnung ist schnell erzählt: Der TV Baden hatte keinerlei Mühe gegen den VfL, der die Saison auf Rang fünf abschloss. 3:0 (25:21, 25:13, 25:19) lautete das Endergebnis. Für Kernebeck überraschend deutlich: „So eindeutig hatte ich es nicht erwartet. Wir haben sehr gut gespielt, aber Wildeshausen hat auch nicht die letzte Energie aufgebracht.“ Zu diesem Zeitpunkt wusste Badens Coach, dass sein Team bei einem 3:0 oder 3:1-Sieg in der zweiten Partie gegen die VG Delmenhorst-Stenum den Titel gewinnen würde. Der Grund: In Westerstede duellierten sich bereits eine Stunde früher die beiden Meisterschaftskonkurrenten VSG Ammerland II und VC Osnabrück. Die Osnabrücker waren mit 3:1 siegreich gewesen.
Nun lagen alle Trümpfe in TVB-Händen. Und zu Beginn sah alles bestens aus: Die Gastgeber lagen stets in Führung, doch sie machten den Satz nicht zu. „Am Ende lassen wir uns abkochen. Uns fehlte die letzte Konsequenz“, kritisierte Kernebeck. Er sah, wie der Satz mit 31:29 an die Delmenhorster ging, die wiederum alles dafür gaben, um den drohenden Abstieg zu vermeiden. „Auch wenn es erst der erste Satz war, irgendwie war er schon entscheidend.“
Zwar gewann der TVB die beiden folgenden Durchgänge (25:22, 25:23), doch Delmenhorst schlug zurück. Mit 19:25 gab Badens Zweite den Satz ab und war damit aller Hoffnungen beraubt. „Es war dann egal, ob wir 3:2 gewinnen oder 2:3 verlieren, wir hätten Osnabrück nicht mehr überholen können.“ Vorgenommen hatten sich Kernebeck und Co., zumindest noch den Sieg einzufahren. Doch wie in der ganzen Saison sollte ihnen das nicht gelingen. „Das Tiebreak nicht unser Ding ist, haben wir oft genug gezeigt“, bewies Kernebeck Galgenhumor. Auch das fünfte Fünf-Satz-Match der Saison ging verloren (10:15). Baden verlor die Meisterschaft, Delmenhorst verhinderte den direkten Abstieg. Badens Coach machte seinen Mannen aber keinen großen Vorwurf, sondern sprach dem Kontrahenten ein Lob aus: „Wir mussten jeden Punkt zweimal machen, so haben sie verteidigt. Delmenhorst hat einen Sahnetag erwischt.“
Anschließend gab Kernebeck seinen Spielern Zeit, um den Frust beiseitezuschieben und sich Gedanken über das weitere Vorgehen zu machen. Die Frage: Tritt der TV Baden II zur Relegation an? Die Antwort: „Ja, und das mit allen Konsequenzen. Schaffen wir es, steigen wir auch auf“, betonte der Coach. Nun geht es am 6. April (Ausweichtermin 7. April) nach Salzgitter. Dort trifft die Mannschaft auf den Vizemeister der zweiten Oberliga-Staffel, SG STV/MTV Salzgitter. Einen Favoriten kann Werner Kernebeck nicht ausmachen, sieht die Chancen bei 50:50. Nur der Sieger darf auch das zweite Spiel bestreiten. „Und dass sollte für jeden Motivation genug sein.“ Denn der Gegner wird Bremen 1860, Tabellenachter der Regionalliga, sein. Vollkommen zufrieden und glücklich dürfte man beim TV Baden II dann sein, wenn mit dem Lokalrivalen die Ligazugehörigkeit getauscht wird. Dann wird der Blickwinkel egal sein.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
Zusatz: der auch ganz gut von den Steuern der Mitarbeiter dieser Betriebe mitfinanziert wird.