
Delmenhorst. Der so genannte "Swoosh" ist es, für den Sophie Kliemisch Basketball spielt. Ein Treffer, bei dem der Ball ohne Brett- und Korbberührung durch das Netz rauscht, löst bei der Delmenhorsterin derart große Glücksgefühle aus, dass sie viel Zeit dafür opfert, in drei Basketball-Teams gleichzeitig zu spielen. Und das sehr erfolgreich: Mit der U17-Mannschaft Niedersachsen Nord sicherte sich die 15-Jährige kürzlich Bronze bei den Deutschen Meisterschaften.
"Wenn der Ball ohne Brett und Ring reingeht – für diesen Moment spiele ich Basketball", schwärmt Sophie Kliemisch. Das Geräusch, wenn das Runde durch das Netz rauscht, könne man nicht vergessen. Und das Gefühl, das sie als Werferin dann spüre, ebenso wenig, beschwört die Delmenhorsterin. Trotz dieser kleinen Glücksmomente auch am vergangenen Wochenende im Spiel gegen den BG Zehlendorf, überwog bei Kliemisch nach der Partie der Schmerz darüber, dass sie mit der U17 Niedersachsen Nord gerade das Halbfinale der Deutschen Meisterschaften nach doppelter Verlängerung verloren hatte – 86:97. "Das war schon extrem traurig. Ich glaube, wir alle haben geweint", berichtet Kliemisch von der harten Erfahrung.
Eine Nacht hatten die Delmenhorsterin und ihre Teamkolleginnen daraufhin Zeit, die Geschehnisse zu verarbeiten und aus den Köpfen zu verbannen. Denn tags darauf ging es gegen das gastgebende Team Oberfranken vor einer beeindruckenden Kulisse von 600 Zuschauern immerhin um die Bronzemedaille. "Die laute Halle hört man im Spiel aber nicht", sagt Kliemisch. Dafür sei die Konzentration auf die Partie zu groß. Zunächst sah es jedoch nicht gut aus für die Mannschaft von Trainer Roland Senger. Fünf Minuten vor dem Ende lag sie bereits mit 51:57 zurück. Doch dann kamen sie wieder, die kleinen Glücksmomente, und die Niedersächsinnen entschieden das Spiel nach einem 16:2-Lauf mit 70:65 für sich.
Solch ein spannendes und nervenaufreibendes Turnier hatte Kliemisch noch nie miterlebt, seit sie vor fünf Jahren mit dem Basketballspielen begann. Zuvor hatte sich die 15-Jährige im Volleyball, Schwimmen und Tanzen versucht, "aber weil ich so groß war, bin ich schließlich zum Basketball gegangen". Zunächst spielte das mittlerweile 1,83 Meter große Talent beim Delmenhorster TV. Doch schnell wollte Kliemisch mehr und begann schon in ihrer zweiten Basketball-Saison durch ein Zweitspielrecht auch für den TSV Lesum/Burgdamm aufzulaufen. Dann verschlug es die Basketballerin zum Oldenburger TB, wo sie derzeit mit dem U17-Team in der Landesliga spielt, mit dem sie im Juni an der Norddeutschen Meisterschaft teilnimmt. Mit der ersten OTB-Damenmannschaft läuft die Delmenhorsterin zudem noch in der Oberliga auf.
Gleichzeitig heuerte Kliemisch bei den BG ’89 Hurricanes in Rotenburg an. Dort geht sie mit der U17 Niedersachsen Nord in der weiblichen Nachwuchs-Bundesliga (WNBL) – und eben auch im Final Four der Deutschen Meisterschaften – auf Korbjagd. "Natürlich ist das zeitaufwendig", sagt das junge Talent. "Trotzdem möchte ich nichts ändern." Vor allem würde sie keine ihrer Mannschaften missen wollen. "Wir verstehen uns alle richtig gut. Zickereien gibt es nicht."
Auch was das Sportliche anbelangt, könnte sich Kliemisch nur schwer für ein Team entscheiden. "Es gibt große Unterschiede zwischen dem Oldenburger und dem Rotenburger Spiel", erklärt die 15-Jährige. Beim OTB sei vieles auf sie – eine der Größten in der Mannschaft – zugeschnitten. "Deshalb spiele ich dort viel in der Offense." Im Nachwuchs-Bundesliga-Team in Rotenburg werde sie vor allem in der Defense eingesetzt. "Wegen der Zonenverteidigung, die wir dort spielen, habe ich aufgrund meiner Größe in der Abwehr viele Vorteile."
Kliemisch macht sich bereits auf noch weniger Freizeit gefasst. "Wenn ich im Sommer in die Oberstufe komme, wird’s eng", glaubt die Delmenhorsterin, die derzeit die zehnte Klasse des Max-Planck-Gymnasiums besucht. "Die Quälerei werde ich dann in Kauf nehmen."
An anderer Stelle wird sich die 15-Jährige – zumindest wenn sie sich ihren Traum, einmal in der Bundesliga zu spielen, erfüllen will – ebenfalls quälen müssen. Das weiß auch die Delmenhorsterin. "An meiner Ausdauer muss ich noch arbeiten. Und auch meine Athletik ist noch verbesserungswürdig", sagt Kliemisch selbstkritisch. Zu ihren Stärken zählt die Flügelspielerin ihr spielerisches Verständnis, eine gute Antizipationsfähigkeit und natürlich ihr Ball- und Wurfgefühl – eben jenes Talent, dass den Ball – ohne Brett und Ring – im Korb landen lässt.
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