
Der Blick auf die Torjägerliste der Fußball-Kreisliga lässt nach 17 Spieltagen nur einen Schluss zu: Am Ende der Saison stellt der TSV Ganderkesee mit hoher Wahrscheinlichkeit den treffsichersten Spieler. Manuel Carrilho (22 Tore), Cansin Cetin (18) und Apostolos Papakostas (15) belegen die Plätze eins bis drei – 55 der insgesamt 85 Ganderkeseer Treffer gehen auf das Konto des magischen Dreiecks. Für Trainer Hamid Derakhshan ist die fabelhafte Ausbeute seines Offensivtrios aber in erster Linie eines: „Ein Verdienst der ganzen Mannschaft.“
Es ist schon etwas kurios. Da spielt ein Fußballer die bisher beste Saison seines Lebens, erzielt in 17 Spielen 18 Tore, bereitet zudem etliche weitere vor – und nennt auf die Frage nach seinem schönsten Moment der Hinrunde einen Treffer eines Mitspielers. „Dieses Tor war einfach wunderschön“, sagt Cansin Cetin und wirkt dabei, als würde er jenen Moment vom 27.September 2013 vor seinem geistigen Auge noch einmal erleben.
Im Kreisliga-Spiel beim TV Munderloh war der TSV Ganderkesee früh mit 1:0 in Führung gegangen, in der 26. Minute sorgte Apostolos Papakostas dann für das 2:0 und damit für Cetins bisherigen Saisonhöhepunkt. „Er hat aus über 30 Metern einfach abgezogen, und der Ball war drin“, erinnert sich der 23-Jährige. Auch wenn ihm bis dato selbst noch kein derartiges Traumtor geglückt ist, so ist Cetin in seiner ersten Saison beim TSV Ganderkesee dennoch fester Bestandteil der besten Offensive der Liga. Mit seinen 18 Toren belegt er hinter Teamkollege Manuel Carrilho (22) und vor Teamkollege Papakostas (15) Platz zwei in der Torjägerliste. „Wir sind im Angriff eben sehr variabel“, sagt er.
Sehr variabel sein – genau das ist es, was Trainer Hamid Derakhshan immer wieder von seiner Mannschaft einfordert: „Unsere ganze Spielidee zielt darauf ab, dass alle Spieler in der Offensive gefährlich sein können.“ Soll heißen: In Derakhshans System dürfen die Positionen nicht starr interpretiert werden, vielmehr entscheiden die Spieler situativ, wann sie beispielsweise die Seiten wechseln. In den bisherigen 17Partien hat das wunderbar funktioniert. 85 Tore, sprich ein Schnitt von genau fünf pro Spiel, sprechen Bände. Nicht zuletzt das hat dazu geführt, dass die Mannschaft als Spitzenreiter überwintern konnte.
Vor allem das Offensivtrio Carrilho, Cetin, Papakostas – Ganderkesees magisches Dreieck – lebt die Philosophie des Trainers und profitiert gleichermaßen von ihr. „Die Chemie stimmt bei uns“, unterstreicht Papakostas, „es macht Spaß, wenn man Leute hat, die mitmachen können“. Der 31-jährige griechische Ex-Profi agiert zumeist im Zentrum hinter der einzigen Spitze Carrilho, während Cetin über die Außenpositionen kommt. Nicht selten haben die gegnerischen Abwehrreihen in der Hinrunde schlicht die Übersicht verloren, wenn sich Carrilho plötzlich zurückfallen ließ, Cetin in die Mitte zog oder Papakostas in die Spitze vorrückte. Zusammen kommt das Trio auf den Fabelwert von 55 Toren. Zum Vergleich: Den zweitbesten Angriff der Liga stellt der Tabellenvierte TV Munderloh, der es ebenfalls auf 55 Tore bringt – insgesamt wohlgemerkt.
„Es geht oftmals ruck-zuck“
Während Apostolos Papakostas bereits seine dritte Saison für den TSV Ganderkesee absolviert, kamen Cetin und Carrilho erst vor der laufenden Serie vom Bremen-Ligisten FC Union 60 neu dazu. „Dass Manuel seine Tore machen würde, damit war zu rechnen“, sagt Derakhshan, „Cansins Entwicklung hat mich da schon eher überrascht“. Tatsächlich war der Bremer bei seiner früheren Station nicht unbedingt als großer Torjäger bekannt. „In Ganderkesee geht es jetzt aber oftmals ruck-zuck“, schmunzelt er.
Einen internen Wettstreit, wer am Saisonende die meisten Treffer markiert hat, gibt es – zumindest offiziell – nicht. Das versichern alle Bestandteile des magischen Dreiecks. „Jeder gönnt dem anderen den Erfolg“, hebt Carrilho hervor. „Wenn Cansin und Apostolos zusammen 53 Mal getroffen hätten und ich nur zwei Mal, wäre das auch in Ordnung.“ Ohnehin seien er und seine Offensivkollegen nur die Vollstrecker. „Ohne unser gutes Aufbauspiel wären wir vorne nicht erfolgreich“, unterstreicht der 33-Jährige. Hamid Derakhshan liefert zu Carrilhos Feststellung die passenden Zahlen: „80 Prozent unserer Tore sind am Ende nicht mehr schwer zu erzielen, weil sie vom Rest des Teams gut vorbereitet worden sind. Nur die anderen 20 Prozent gehen auf Einzelleistungen zurück.“ Wie eben jener Papakostas-Treffer in Munderloh.
So das Wetter denn mitspielt, steht für den Tabellenführer am Sonntag das erste Pflichtspiel des neuen Jahres an. Für 14Uhr ist das Gemeinde-Derby beim VfL Stenum angesetzt. Im Duell gegen den Fünften ist das Derakhshan-Team zweifellos Favorit – zumal das magische Dreieck noch eine Rechnung offen hat. Während des 2:0-Hinspielerfolgs Ende August trafen weder Carrilho, noch Cetin, noch Papakostas. „Es wäre schön, wenn das am Sonntag anders laufen würde“, sagt der Grieche.
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