
Frau Galle, die erste Saisonhälfte ist seit Sonntag vorbei. Sind Sie froh darüber, dass nun erst mal ein paar Wochen Pause ist?
Jessica Galle: Naja, bei uns war zuletzt ganz schön viel los. Das kriegen wir Spielerinnen natürlich auch mit. Die Saison hatten wir uns auf jeden Fall anders vorgestellt.
Ihr Trainer Dean Schmidt hat in der vergangenen Woche überraschend verkündet, ab sofort nur noch im Nachwuchsbereich des Vereins arbeiten zu wollen. Für ihn saßen Reserve-Trainerin Inge Breithaupt und ihre Assistentin Nicole Bähner in Oyten auf der Bank. Eine große Umstellung?
Ich denke, mit Inge und Nicole haben wir eine Lösung für den Übergang gefunden, mit der alle gut klarkommen. Inge hat in sehr kurzer Zeit eine gute Struktur reinbekommen. Da sie auch die zweite Mannschaft trainiert, wird es aber wohl schwierig, dass sie dauerhaft unsere Trainerin wird.
Würden Sie ihr die Aufgabe denn generell zutrauen?
(lacht) Inge hat einen hohen Stellenwert im Verein, viele kennen sie noch von früher. Sie ist schon ewig dabei und identifiziert sich voll mit der HSG. Es ist also nicht so, dass sie keiner ernst nimmt.
Die Verantwortlichen Ihres Vereins haben betont, sich bei der Trainersuche Zeit lassen zu wollen. Was würden Sie sich für einen Typen für die Position wünschen?
(lacht) Ich glaube, ich bin da etwas anders gepolt als einige andere erfahrene Spielerinnen. Da gibt es bei uns durchaus unterschiedliche Meinungen. Jeder hat in seiner Laufbahn ja schon andere Trainer erlebt. Mich haben meine Jugendtrainerin Ute Lemmel und später Sascha Rajkovic sehr geprägt. Zu ihnen schaue ich auf, von beiden habe ich viel gelernt.
Was für Eigenschaften zeichnen sie aus?
Beide ziehen ihr Ding durch. Jede Spielerin hat klare Aufgaben. Als Trainer sind sie Autoritäten, Disziplin ist ihnen sehr wichtig. Das ist zum Beispiel ein Punkt, an dem wir noch arbeiten müssen.
Dean Schmidt hat vor seinem Rücktritt gleich mehrfach eine zu geringe Trainingsbeteiligung beklagt...
Ja. Jede Spielerin muss an sich selbst arbeiten. Natürlich geht der Beruf vor, wir sind schließlich keine Profis, aber wenn ich Oberliga spielen will, dann muss ich auch eine entsprechende Einstellung mitbringen. Dazu gehört unter anderem, dass ich mir die Spieltermine frei halte.
In Oyten lief es spielerisch zuletzt ziemlich gut. Hat Schmidts Rücktritt einen positiven Effekt auf die Mannschaft gehabt?
Ein Trainerwechsel sorgt eigentlich immer für neue Impulse. Das war auch damals so, als uns Thorsten Stürenburg verlassen hat. Danach reißt sich die Mannschaft erst mal zusammen. Es war gut, dass wir in Oyten als Team weniger Fehler gemacht haben.
Haben Sie denn Verständnis für Schmidts Entscheidung, mitten in der Saison als Trainer aufzuhören?
Reisende soll man nicht aufhalten. Wir hatten keine optimale Hinrunde, das ist uns allen klar. Ich finde es aber gut, dass Dean im Nachwuchsbereich bei uns weitermacht. Er will Talente aus dem Kreis zur HSG holen, und die brauchen wir auch. Es ist nämlich unglaublich schwer, gute Spielerinnen zu verpflichten. Die meisten gehen lieber nach Oldenburg oder Bremen, weil sie dort die besseren Möglichkeiten sehen.
Und Sie persönlich? Noch nie mit dem Gedanken gespielt, Hude/Falkenburg wieder zu verlassen?
(lacht) Es gibt immer Höhen und Tiefen. Das ist auch bei mir so. Ich bin aber keine Spielerin, die das Handtuch wirft, wenn es mal nicht so gut läuft. Wir werden sehen, wie sich die Dinge in Zukunft entwickeln.
Was glauben Sie denn, was für Ihre Mannschaft in dieser Saison noch möglich ist?
Also Stade wird auf jeden Fall aufsteigen. Ich habe sie am Freitag in Bützfleth gesehen (Stade gewann mit 35:19, Anm. d. Red.), und sie sind einfach zu stark. Ihr Kader ist gut und die Bank breit besetzt. Vor der Saison haben sie sich mit Jule Lupke sowie den Rückkehrerinnen Kirsten Willmann und Melanie Schliecker enorm verstärkt. Wir können nur versuchen, das Beste aus der eigentlich schon verkorksten Saison zu machen.
Das Ziel ist also Platz zwei?
Ja, die Vizemeisterschaft wollen wir haben. Vielleicht schaffen wir es ja auch, Stade in der Rückrunde etwas zu ärgern.
Die Fragen stellte Daniel Cottäus.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.