
Mit einer Art „Verlegenheitsmannschaft“ angereist, gewann Munderloh in der Delmenhorster Stadionhalle alle Spiele. „Wir sind selbst ein bisschen überrascht“, sagte Michael Schröder, der eigentlich Munderlohs Reserve-Mannschaft trainiert, im Verein aber als Futsal-Experte gilt.
Im Vorfeld hatte der TVM das Turnier nicht besonders ernst genommen. Cheftrainer Ralf Eilenberger weilt momentan im Urlaub, und sein Assistent Heiko Schwarting fuhr mit einem anderen Teil der Mannschaft zu einem gut besetzten Hallenturnier in Elsfleth, von wo aus er ebenfalls mit dem Siegerpokal zurückkehrte. Michael Schröder trat in Delmenhorst also mit einem zusammengewürfelten Team aus 1. und 2. Herren sowie einigen A-Jugend-Spielern an.
Allerdings boten auch die übrigen Turnierteilnehmer nicht gerade ihre Bestbesetzung auf, ein Großteil der Vereine aus dem Kreis blieb sogar ganz fern. Während sich um die Hallenfußballmeisterschaft (5. bis 8. Januar 2017 in Hude) gleich 42 Vereine aus Delmenhorst und dem Landkreis bewerben, waren beim Futsal-Turnier gerade einmal acht Klubs dabei. So richtig angekommen scheint die vom DFB favorisierte Variante des Hallenfußballs in dieser Region offenbar noch nicht zu sein. Dazu kam, dass der Termin am Sonnabendvormittag nicht eben zuschauerfreundlich war. Da sich vom TV Jahn Delmenhorst zwei Teams angemeldet hatten, machten neun Mannschaften den Futsal-Sieger unter sich aus – in einem „langatmigen Modus“, wie Stenums Trainer Thomas Baake beklagte.
Die Vorrunde bestand aus drei Gruppen mit je drei Mannschaften. In Gruppe A setzte sich der TV Jahn unspektakulär gegen Borussia Delmenhorst (3:1) und den Harpstedter TB (1:0) durch. Die Gruppe B bot da schon mehr Spannung: Nur durch ein spätes Tor von Tim Schaar erzitterte sich der spätere Turniersieger Munderloh ein 1:0 gegen den Delmenhorster BV. Dessen Trainer Lorne Weisner hatte seine Truppe – gegenwärtig Tabellenzweiter in der 3. Kreisklasse – eigentlich schon in die Winterpause geschickt. „Außerdem hat kurzfristig auch noch unser Torwart abgesagt. So musste der einzige Abwehrspieler ins Tor. Dafür bin ich mit dem Abschneiden sehr zufrieden“, sagte Weisner. Immerhin gelang dem DBV ein überraschendes 4:3 gegen den taktisch unbedarft agierenden Bezirksligisten SV Tur Abdin, der in der Endabrechnung nur Vorletzter wurde.
In Gruppe C spielte mit dem TuS Heidkrug die beste Futsalmannschaft. Da die Erste nicht aus der Winterpause geholt werden sollte, trat A-Jugend-Trainer Ralf Faulhaber mit seiner durch zwei Herrenspieler verstärkten „Rasselbande“ an, wie er seinen Kader selbst nannte. „Meine Spieler haben sich fantastisch präsentiert. Dass sie gegen Herrenmannschaften so dominant und selbstbewusst auftreten, hat mich überrascht.“ Den Grund für die starke Leistung kennt Faulhaber allerdings: „Die Jungs spielen schon länger Futsal.“ Seit der C-Jugend, um genau zu sein. So besiegte Heidkrug den Bezirksligisten Stenum mit 3:1 und den TV Jahn II (1. Kreisklasse) sogar mit 6:1. Jahns Reserve-Trainer Frank Oehlmann hatte beim Stand von 1:2 seinen Torwart gegen einen fünften Feldspieler ausgewechselt, um den Ausgleich zu erzwingen, was völlig nach hinten losging. Als Gruppensieger zog Heidkrug somit in die Goldrunde ein.
Dort setzte sich Munderloh dank Treffer seiner Torjäger Patrick Seeger und Fabian Gaden zunächst mit 2:0 gegen die erste Mannschaft des TV Jahn durch, dessen Trainer Andreas Busch mit Platz drei am Ende sehr zufrieden war. Im faktischen Endspiel – insgesamt war es die viertletzte Partie des Turniers – triumphierte Munderloh trotz Rückstands dank Toren von Seeger, Gaden und Brian Timmermann noch mit 3:1 gegen Heidkrug. „Heidkrug hat den besten Futsal gespielt und hatte deutlich mehr vom Spiel, doch am Ende ist unsere Kontertaktik aufgegangen“, freute sich Schröder.
Trotzdem werden sich Mannschaften wie die Heidkruger „Rasselbande“ in den kommenden Jahren beim Futsal sicher weiter in den Vordergrund spielen, weil sie bereits im Jugendbereich entsprechend ausgebildet wurden. Die offizielle Kreismeisterschaft im Futsal wird nun am 14. und 15. Januar in Harpstedt ausgetragen.
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