
Herr Herrmann, gleich im ersten Pflichtspiel des Jahres hat der SV Atlas Delmenhorst II einen wichtigen 1:0-Sieg gegen den TSV Ganderkesee II gelandet. Nach diesem Erfolg im Spitzenspiel geht die Tendenz eindeutig Richtung Kreisliga-Aufstieg, oder?
Steven Herrmann: Dieser Sieg war zweifellos sehr wichtig für den weiteren Saisonverlauf. Wir waren glücklich, dass wir spielen konnten. Den Aufstieg möchten wir natürlich gerne schaffen, aber der ist von vielen anderen Dingen abhängig. Was passiert in der Kreisliga? Was passiert mit Hude und Abdin in der Bezirksliga? Wie viele Aufstiegsplätze es am Ende gibt, lässt sich momentan also noch gar nicht sagen. Wir können nur versuchen, das Optimale herauszuholen, und müssen dann hoffen, dass das zum Aufstieg reicht.
Gegenüber den Ligakonkurrenten hat Ihre Mannschaft aber schon einmal einen großen Vorteil. Durch die Kooperation mit dem HC Delmenhorst konnte die Atlas-Reserve während der Winterpause auf dem Hockey-Kunstrasenplatz an der Lethestraße trainieren. Kann das am Ende den Ausschlag für den sportlichen Erfolg geben?
Auf jeden Fall ist es ein Luxus, dass wir diese Möglichkeit haben. In der Winterpause muss man als Trainer immer ein bisschen Entertainer sein und für Ablenkung sorgen, damit der Spaß nicht zu kurz kommt. Auch wir waren jetzt mal im Fitnessstudio oder beim Aqua Power. Für einen Fußballer ist es aber immer am schönsten, wenn man raus auf den Platz kann. Wir konnten jetzt zum Glück immer draußen trainieren und haben drei Testspiele bestritten. Das war sicherlich auch ein Vorteil im Spiel gegen Ganderkesee. Andere Mannschaften haben nicht die Möglichkeit, auf Kunstrasen zu trainieren, und müssen viel Geld in Soccerhallen ausgeben. Da wäre es auch einmal an der Zeit, den Rahmenspielplan der Realität anzupassen.
Was meinen Sie damit?
Wir sollten zum Beispiel laut Spielplan schon am 5. Februar ein Spiel absolvieren. Jeder weiß, dass das wahrscheinlich ausfällt. Trotzdem mussten wir uns darauf vorbereiten und rechtzeitig mit dem Training beginnen. Ich weiß, dass den Staffelleitern durch den Rahmenspielplan die Hände gebunden sind. Da sind höhere Stellen gefordert. Entweder die Ligen werden verkleinert, oder die Saison wird an das Kalenderjahr angepasst. So wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen. Insbesondere die kleinen Vereine bekommen durch diese Terminplanung Probleme und können das Geld für die Soccerhallen teilweise schon nicht mehr aufbringen.
Dass nun am Sonntag endlich gespielt werden konnte, sorgte beim SV Atlas für Freude. Ihr Gegner aus Ganderkesee hätte die Partie dagegen lieber verlegt, weil ein Großteil der Spieler am Abend vorher beim Büttenabend gefeiert hat. Trainer Andreas Dietrich war verärgert darüber, dass es mit einem neuen Termin nicht geklappt hat. Wussten Sie von dem Wunsch der Ganderkeseer?
An uns ist niemand herangetreten und hat explizit gefragt, ob das Spiel verlegt werden soll. Ich wurde lediglich gefragt, ob die Partie stattfindet, und habe geantwortet, dass wahrscheinlich gespielt werden kann. Ob der Platz auf dem Stadiongelände bespielbar ist oder nicht, entscheidet ja ohnehin die Stadt. Dass wir einer Verlegung nicht zugestimmt haben sollen, ist definitiv nicht richtig. Deswegen hat mich der Ärger der Ganderkeseer etwas irritiert, der Termin stand ja auch länger fest.
War es für Ihre Mannschaft denn ein Vorteil, dass die Ganderkeseer noch mit den Folgen der Partynacht zu kämpfen hatten?
Dem einen oder anderen Spieler war schon anzusehen, dass er körperlich angeschlagen war, aber trotzdem muss man so ein Spiel erst einmal gewinnen. Ich habe auch schon oft erlebt, dass man sich gegen solche Gegner besonders schwertut.
Blicken wir abschließend noch auf die Entwicklung der zweiten Atlas-Mannschaft. Sie und Ihr Trainerkollege Sven Schlundt sind vor der Saison vom VfL Stenum II gekommen, um den Unterbau des SVA zu professionalisieren. Wie weit ist dieser Prozess fortgeschritten?
Wir haben jetzt eine Grundbasis gelegt, aber der Prozess muss in der kommenden Saison fortgeführt werden. Vieles hängt natürlich auch davon ab, in welcher Liga wir dann antreten. Manche Spieler wollen nur kommen, wenn sie in der Kreisliga spielen können. Sven und ich mussten uns jetzt in die Abläufe beim SV Atlas erst einmal hineinfinden. Das Umfeld ist ganz anders als in Stenum. Es geht im Verein nur um Fußball. Das macht vieles einfacher, und die Aufmerksamkeit ist viel größer. Die Zusammenarbeit mit der Ersten klappt hervorragend. Die Spieler, die zu uns runterkommen, sind voll motiviert. Das macht alles viel Spaß!
Die Fragen stellte Christoph Bähr.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.