
In Delmenhorst träumen die Fußballer davon, während im Landkreis fleißig daran gebaut wird. Es geht um Kunstrasenplätze. Im vergangenen Jahr stellte der FC Hude sein Allwettergeläuf fertig, beim TSV Ganderkesee und dem VfL Stenum sind die Arbeiten auf der Zielgeraden. Am Immerweg können die Akteure des TSV bereits auf den Kunstrasenplatz, auch wenn er für den Spielbetrieb noch nicht geeignet ist. Dazu fehlen noch Abschlussarbeiten, damit der Ball vernünftig springt und läuft. Diese sind für Mai geplant. Am Stenumer Kirchweg steht bereits eine neue Zaunanlage, auch das Flutlicht ist neu. Hier muss der Kunstrasen noch verlegt werden. Das passiert voraussichtlich im März. „Wir haben jetzt so lange darauf gewartet, da sind ein paar mehr Wochen auch nicht schlimm. Auch wenn es natürlich schade ist, dass unsere Mannschaften diese Wintervorbereitung noch nicht auf Kunstrasen machen können“, berichtet Stenums Fußball-Obmann Klaus Panzram. Auch Andreas Dietrich vom TSV hätte den Platz lieber heute als morgen zur vollen Verfügung, aber auch er freut sich, dass die Arbeiten nicht mehr lange andauern werden. „Man kann drauf laufen und auch mit dem Ball trainieren. Das Spring- und Rollverhalten des Balles ist aber noch nicht so, dass man darauf Punktspiele machen könnte. Auf den Rasen muss noch weiterer Quarzsand, damit der astrein bespielt werden kann. Dazu muss es trocken sein“, berichtet er. Mit der Baufirma ist vereinbart, den Platz im Mai fertigzustellen.
Panzram rechnet damit, dass der Kunstrasen am Kirchweg im März ausgelegt wird. „Momentan ist es dafür zu kalt. Es muss mehrere Tage am Stück mindestens zehn Grad warm sein“, berichtet er. Es ist das gleiche Unternehmen, das in Ganderkesee und Stenum die Plätze baut. Und diese beiden Projekte sind etwas Besonderes. Anders als in den vergangenen Jahren – so wie beispielsweise beim FC Hude – besteht die Kunstrasenverfüllung in Stenum und Ganderkesee nicht aus Gummigranulat, sondern aus Quarzsand. „Es ist das erste Mal, dass das Unternehmen so große Flächen auf diese Art baut“, berichtet Dietrich. Wie genau es sich anfühlt, wenn die Plätze fertig sind, wissen weder er noch Panzram und vermutlich auch sonst niemand aus der Region. Panzram weiß lediglich von einem Quarzsand-Platz im Osten Deutschlands. Dietrich berichtet bereits von Anfragen von Interessierten aus dem erweiterten Umland bis hoch nach Dänemark, die einen solchen Platz mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Füßen betreten wollen. „Wir hatten zuerst auch mit Granulat geplant, aber das wird in den kommenden Jahren vermutlich von der EU verboten. Das ist absehbar. Aus Umweltsicht ist das sicherlich auch richtig“, meint Panzram. Sein Ganderkeseer Pendant sieht es ähnlich. „Selbst wenn es noch eine Karenzzeit von ein paar Jahren gibt oder ein Granulatplatz eventuell Bestandsschutz bekommt, wollen wir aus Umweltsicht auf dem richtigen Weg sein und den Boden ja auch den Eltern der Spieler gegenüber vertreten können. Wir wollen Skeptikern keine Angriffsfläche bieten“, sagt Dietrich.
Durch die Umplanung von Granulat auf Quarzsand steigen die Kosten um mehr als 20 000 Euro pro Platz. „Der Rasen muss jetzt engmaschiger sein“, erklärt Panzram. 20 Prozent zahlt der Verein, sonst gibt es auch keine Förderungen. Und auf diese sind VfL und TSV angewiesen. Die Anlage am Kirchweg ist teurer, da neben dem Platz noch eine Zaun- und eine Flutlichtanlage mit LED gebaut wurden. Zwischen 850 000 und 900 000 Euro wird der Platz kosten. 350 000 Euro hatte die Gemeinde für das Projekt bereitgestellt (für den TSV 310 000 Euro). Von den Quarzsand-Mehrkosten übernimmt die Gemeinde wieder jeweils den Löwenanteil. Hinzu kommen je 100 000 Euro vom Kreissportbund und vom Landessportbund sowie 100 000 Euro von der Europäischen Union aus dem LEADER-Förderprogramm. In Ganderkesee liegen die Gesamtkosten bei 700 000 bis 750 000 Euro.
Damit die Plätze möglichst lange halten, müssen sie gepflegt werden. „Beispielsweise darf da niemand mit Schraubstollen rauf“, berichtet Dietrich. Zudem sind die Wege zwischen Kunstrasenplatz und Kabine komplett gepflastert, die direkte Umgebung des Platzes soll noch von Erde befreit werden. „Es geht darum, dass die Spieler nicht vorher durch den Wald und über Wiesen gehen oder der Ball in den Dreck fliegt. Dann haftet Erde an Schuhen und Ball und wird auf die Plätze getragen. Und das ist schädlich“, erklärt Dietrich. Schuhe mit normalen Noppen sind aber kein Problem. Eine mögliche Alternative zu Quarzsand wäre Kork gewesen. „Wir haben die Pros und Contras abgewogen. Für unsere Region geht es darum, bei Regen und feuchten Böden zu spielen. Und Kork schwemmt da auf und saugt sich voll. Und wenn es dann friert, kann man wieder nicht spielen“, erläutert Dietrich.
Damit der VfL und der TSV bei nahezu allen Bedingungen spielen können, braucht es noch ein paar Monate. Eventuell kommen sogar noch andere Vereine in den Genuss des neuen Untergrunds, auch wenn das noch länger dauert. „Wir haben schon Anfragen von anderen Vereinen. Und es ist auch nicht so, dass wir denen das nicht gönnen würden. Aber erst mal müssen wir selber schauen, wie wir unseren Mannschaften die Zeiten zuordnen und noch ist der Platz ja auch gar nicht fertig“, sagt Dietrich.
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