
Stenum. 95 Minuten Vollgas, 95 Minuten gebangt, gekämpft und am Ende gejubelt – so lautete aber nicht etwa das Arbeitsprotokoll des Fußball-Bezirksligisten VfL Stenum beim 3:2 (0:2)-Erfolg gegen den TuS Eversten, sondern vielmehr das des VfL-Trainers Thomas Baake: Er tobte fast die komplette Partie in seiner Coachingzone hoch und runter, trieb seine Mannschaft damit zum späten Sieg. Taktisch bewahrte Baake allerdings immer einen kühlen Kopf, wechselte zur Pause die komplette rechte Seite aus und mit den A-Jugendlichen Tom Geerken und Silas Dohrmann die passenden Joker ein. Alle drei Stenumer Tore wurden nach dem Seitenwechsel von rechts aufgelegt, in der Schlussphase löste Baake seine Hintermannschaft nahezu auf. Das Riskiko wurde durch den späten Siegtreffer von Maximilian Klatte in der 94. Minute belohnt.
Das Siegtor fand aufseiten der Gäste freilich wenig Anklang. „Mehr Abseits geht nicht“, brüllte Everstens Trainer Nils Reckemeier Schiedsrichter Yannik Kirchhoff aus Bad Zwischenahn an. Allerdings hatte Stenum zuvor nicht zu Unrecht zweimal einen Elfmeter nach Handspiel beziehungsweise Foul an Julian Dienstmaier gefordert. Der Unparteiische passte sich dem mäßigen Niveau der Partie nahtlos an, die sieglosen Gäste aus Oldenburg agierten eher wie ein mittelmäßiger Kreisligist. „Der Sieg in der 90. Minute ist zwar glücklich, aber trotzdem ein Stück weit verdient“, meinte Baake zu Recht. „Den Unterschied haben heute unsere Youngster gemacht, am Ende war es ein Sieg des Willens.“
Dieser Wille war nach Baakes Meinung allerdings nicht gleichmäßig ausgeprägt. „Unsere jungen Spieler wollen, dafür präsentieren sich die älteren teilweise wie Mimosen und sind eingeschnappt, wenn ich mal was sage“, schimpfte Baake, schränkte aber ein: „Von unserem 22-Mann-Kader waren heute nur elf Mann einsatzbereit.“ Vermutlich hätte Baakes Nachmittag wesentlich entspannter verlaufen können, wenn nicht Everstens Keeper Yannick Zytur in der Anfangsphase glänzend gegen Stefan Keil (4.) und Klatte (7.) reagiert hätte. Marten Kämenas Möglichkeit nach einem Eckball (13.) war dann jedoch schon fast alles in Halbzeit eins. So machte der VfL die doch limitierten Gäste immer stärker.
Die trafen dann auch gleich mit dem ersten ernsthaften Torschuss: Hendrik Detmers durfte aus 18 Metern ungehindert abziehen, der Ball senkte sich unhaltbar zum 0:1 in den linken Winkel (39.). Und es kam noch dicker weil Kristian Bruns über den Ball schlug, Stephan Schönberg an Keeper Maik Panzram vorbeizog und den Ball fast von der Torauslinie noch zum 0:2 unterbrachte (45.+1).
Nach dem Seitenwechsel räumten die Dohrmann-Brüder Fynn und Silas gemeinsam im defensiven Mittelfeld ab, Dienstmaier und Bruns wechselten auf die rechte Seite und Tom Geerken belebte den Angriff enorm. Nach einer Schrecksekunde – Eversten hätte durch Kai Dannehl fast das 0:3 nachgelegt – setzte sich Dienstmaier rechts durch und bediente Geerken, der den Ball auf Paul Fuhrken weiterleitete – der Anschlusstreffer (48.). „Wir wollten gleich Tempo machen, Eversten hat dann nur noch die Bälle weggekloppt“, beschrieb Baake die Marschrichtung. Es klappte zwar beileibe nicht alles, aber unter Druck machte Eversten Fehler und bekam vor allem Geerken nicht in den Griff. Der A-Jugendliche spielte nach Fuhrken-Pass den Ball von der Torauslinie zurück auf Dienstmaier, der mit etwas Glück die Kugel zum 2:2 (70.) über die Linie drückte.
Das Siegtor lag jetzt in der Luft, Geerken verpasste es zweimal (77./90.). Auf der Gegenseite hätte Detmers schon in der Nachspielzeit fast seinen Treffer zum 0:1 kopiert, doch diesmal flog der Ball knapp vorbei. Baake hatte inzwischen schon auf Dreierkette umgestellt. So tummelte sich Innenverteidiger Torben Würdemann auf der rechten Seite, zog den Ball von dort vor das Tor und Klatte grätschte ihn aus Nahdistanz über die Linie. „Der Schlüssel war, dass wir immer an uns geglaubt haben“, jubelte Baake, schränkte aber auch ein: „Trotzdem ist es ärgerlich, dass wir fast in jedem Spiel einem Rückstand hinterherlaufen müssen. Das kostet unglaublich viel Kraft.“
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