
Vor ziemlich genau einem Jahr wurde der Jugendförderverein (JFV) Delmenhorst gegründet. Diese Nachricht löste damals einen Paukenschlag in der Delmenhorster Fußballszene aus. Denn es war ein Verein entstanden, der sich von der ersten Minute an zum Ziel gesetzt hat, die besten Jugendspieler der Stadt zusammenzuführen. Eine schwierige Aufgabe, für die der Verein in den vergangenen zwölf Monaten einige Stolpersteine überwinden musste. „Es war wirklich anstrengender, als ich gedacht habe. Das lag aber nicht an den sportlichen Geschichten, sondern an Corona. Wenn wir ehrlich sind, war das der Punkt, der die meisten Schwierigkeiten bereitet hat“, erklärt der Sportliche Leiter Matthias Kaiser.
Neben dem Virus sei aber auch der Start knifflig gewesen, denn der Verein fing komplett bei null an. Er hatte nicht einen einzigen Spieler, keine Klamotten und auch kein Trainingsgelände. „Wir hatten nichts“, erinnert sich Kaiser. Trotz aller Schwierigkeiten, die dann auch noch die Pandemie verursachte, hat sich im Vorstand ein engagiertes und zielorientiertes Team entwickelt. „Es war ein recht schwieriges Anfangsjahr. Wir waren fast mehr mit Verordnungen beschäftigt, als dass wir uns um das Sportliche kümmern konnten. Dennoch war es für uns ein gelungenes Jahr, zumal wir uns im Sponsorenbereich gut aufstellen konnten“, betont Jens Witte, Vorsitzender des Vereins.
Für die Gründung des JFV gab es mehrere ausschlaggebende Argumente. Eines davon war, dass auf diese Weise einem Trend entgegengewirkt werden sollte. Die vier Stammvereine des JFV (SV Atlas, TuS Heidkrug, Delmenhorster TB und TV Jahn, Anm. d. Red.) hätten festgestellt, dass es immer schwieriger sei, leistungsorientierten Jugendfußball anzubieten, so Kaiser. Darüber hinaus hätten in der Vergangenheit viele Nachwuchstalente aus Delmenhorst ihrer Heimat sportlich den Rücken gekehrt. „Viele Spieler sind nach Stenum, Oldenburg, Bremen oder Weyhe-Lahausen abgewandert“, weiß Kaiser. Diese Entwicklung soll sich nach einem Jahr harter Arbeit nun aber wieder langsam zugunsten des Delmenhorster Fußballs ändern. „Wir haben für die neue Saison bereits mehrere Anfragen von Spielern aus Delmenhorst bekommen, die aktuell im Oldenburger Raum spielen“, verrät Witte und kündigt weitere Gespräche an, damit die jungen Talente wieder in ihre Heimat zurückkehren können. „Das bedeutet, dass wir wahrgenommen werden“, freut sich Witte.
Sportlich gesehen sind die vier Mannschaften des JFV auf einem guten Weg. Das Aushängeschild, die B-Jugend, spielt in der Landesliga und soll diese Klasse in den kommenden Jahren unbedingt halten. Zeitnah in die Landesliga aufsteigen soll auch die A-Jugend, die aktuell in der Bezirksliga beheimatet ist. Auch die C-Jugend (Kreisliga) sollte diesen Anspruch laut Kaiser in Zukunft haben. „Das mittelfristige Ziel für die A-Jugend lautet einmal aufsteigen, für die C-Jugend zweimal aufsteigen, was natürlich nicht einfach wird. Aufsteigen ist immer eine große Kunst und viel schwieriger, als den Klassenerhalt zu schaffen“, erläutert Kaiser und ergänzt: „Ich will keine Jahre nennen, wann die Aufstiege passieren sollten. Wir müssen aber aufpassen, uns nicht allzu lange Zeit zu lassen, denn sonst kann so ein Projekt auch schnell stagnieren.“ Währenddessen dient die D-Jugend als reine Ausbildungsmannschaft, bei der beim JFV niemand auf die Tabelle schaut.
Mit der Konkurrenz aus Stenum will sich beim JFV Delmenhorst trotz der sportlich guten Ausgangsposition noch niemand vergleichen. „In Stenum wird sehr gute Arbeit geleistet. Sie haben gute Rahmenbedingungen mit einem Kunstrasenplatz. Ich will da auch gar kein Konkurrenzdenken schüren. Wir wollen unser eigenes Ding machen und die erste Anlaufstelle für Delmenhorster Jugendspieler sein“, sagt Witte, der sich durchaus auch vorstellen könnte, weitere Vereine in den JFV aufzunehmen. „Wir sind für Delmenhorst. Wenn sich weitere Vereine uns anschließen wollen, sagen wir auf keinen Fall Nein.“
Auch die Kommunikation mit den Stammvereinen soll zunehmend besser funktionieren, nachdem es zu Beginn immer mal wieder Diskussionen zwischen den Trainern um die Abstellung der Jugendspieler zum JFV gegeben haben soll. „Wenn deine guten Jungs plötzlich beim JFV spielen sollen, ist doch kein Trainer erfreut darüber“, gibt Witte zu bedenken und erklärt weiter: „Wir sind dafür da, die Jungs gut auszubilden. Die Vereine profitieren dann davon, wenn die Spieler aus der U19 herauskommen. Um ihnen dies zu verdeutlichen, mussten wir am Anfang etwas Erklärungsarbeit leisten. Nun habe ich aber den Eindruck, dass das in die Köpfe sehr gut eingedrungen ist.“
Nicht erfreut sei man über den Weggang von Torwarttrainer David Lohmann gewesen, der den Verein nach nur kurzer Zeit in Richtung Wildeshausen verlassen hat. Allerdings habe Lohmann seinen Standpunkt plausibel erklärt. „Das war ärgerlich, und überrascht waren wir auch, aber David hatte noch nicht den großen Abstand zum Leistungsfußball, wie er anfangs gedacht hätte. Und dann kam die Anfrage von Marcel Bragula (Trainer des VfL Wildeshausen, Anm. d. Red.). Zudem war er nie ganz weg aus Wildeshausen. Wir sind aber guten Mutes, schon bald einen neuen Torwarttrainer vorstellen zu können“, sagt Witte.
Viel mehr Negatives hatten die Verantwortlichen im ersten Jahr nicht zu bemängeln. Damit der positiv eingeschlagene Weg auch in Zukunft fortgesetzt werden kann, soll weiter hart gearbeitet und noch ein wenig mehr kommuniziert werden. „Klar haben auch wir nicht immer alles richtig gemacht. Vor allem im Punkt Kommunikation können wir noch besser werden. Ansonsten haben wir die bisherige Corona-Zeit aber sehr gut überstanden“, zieht Kaiser zum einjährigen Bestehen des JFV Delmenhorst ein positives Fazit.
JFV erweitert Sportliche Leitung
Dem JFV Delmenhorst ist es gelungen, seine Sportliche Leitung zu erweitern. Neben Matthias Kaiser und Peer Schmolke komplettiert nun Robert Gaida das Team. „Robert soll als Unterstützung dienen und uns mit seinem guten Netzwerk im Delmenhorster Jugendfußball weiterbringen“, hofft Jens Witte. Zudem stößt Elias Schröder zum Trainerstab der U17 (wir berichteten). Matthias Kaiser lobt seine vier Trainerteams in den höchsten Tönen: „Sie brennen alle für die Sache, das ist uns wichtig. Bei ihrem gezeigten Engagement ist die Aufwandsentschädigung, die sie bekommen, eigentlich lächerlich.“
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