
Der Grund: Der GTV hatte seinem Verpächter Carsten Weyhausen, dem die Anlage samt Halle am Schlutterweg gehört, schon seit geraumer Zeit wegen rückläufiger Mitgliederzahlen und steigender Betriebskosten nicht mehr die vereinbarte Pacht bezahlen können. Die Situation spitzte sich so sehr zu, dass der Verein im September 2016 Insolvenz anmeldete. Doch nun folgte die Entwarnung: Der Tennisverein hat sich mit Carsten Weyhausen geeinigt. Somit steht dem Fortbestehen des Ganderkeseer TV nichts mehr im Wege – vorerst.
„Eine Erleichterung ist das nicht, nur ein kurzes Durchatmen. Das war nur ein Schritt, wir müssen noch viele weitere gehen“, trat GTV-Vorsitzender Patrick Jersch auf die Euphoriebremse. Jersch betonte mehrfach, dass ein „Berg an Arbeit“ immer noch anstehe. Doch der Verein habe nach den turbulenten und ungewissen vergangenen Jahren erkannt, dass er zusammenstehen und anpacken muss, soll es weiterhin Tennis in Ganderkesee geben.
Über die neuen Vertragsdetails haben beide Parteien, Verein wie auch Carsten Weyhausen, Stillschweigen vereinbart. Patrick Jersch ließ im Gespräch nur so viel durchblicken, dass Weyhausen dem Verein mehr entgegenkommen musste als umgekehrt. Zur Info: Die rückständige Pacht belief sich auf einen Betrag im niedrigen sechsstelligen Bereich, das bestätigte auch Patrick Jersch. Doch der Vorsitzende betonte zudem, dass der Pachtvertrag in den 1990er-Jahren abgeschlossen wurde. „Damals herrschten im Tennis noch ganz andere Verhältnisse.“ Knapp 600 Tennisfreunde gehörten dem Klub einst an, derzeit sind es noch 220. Hinzu kommen 30 Boulespieler.
Zunächst klaffte eine große Lücke zwischen beiden Parteien, die Vorstellungen lagen weit auseinander. Daher gilt Jerschs Dank vor allem dem Insolvenzverwalter Stefan Hinrichs, der zwischen dem GTV und dem Verpächter vermittelte. Den gleichen Dank richtete Jersch auch an das vierköpfige Kompetenzteam, das der Verein gegründet hatte, um Jersch in seiner Arbeit zu unterstützen. Namentlich wollen diese Vier aber nicht genannt werden. Dass der Verein überhaupt Insolvenz anmeldete, war rechtlichen Gründen geschuldet, Jersch lief die Zeit davon. Seit September 2016 sei er beinahe täglich damit befasst gewesen, den GTV vor dem endgültigen Schlussstrich zu bewahren. Dass dies nun vorerst geglückt sei, habe verschiedene Gründe. Zum einen wurde das Bistro am Schlutterweg aufgewertet – Billardtisch, Dartscheiben, erneuerte Kegelbahnen – und wird auch für Feiern vermietet. Das spült ebenso wie die verringerten Personalkosten und die erhöhten Preise der Trainingsstunden (um 14 Prozent) mehr Geld in die Vereinskasse.
„Nun müssen wir das Vertrauen von Carsten Weyhausen als Verein auch bestätigen“, fordert Jersch. Jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mit ihm an der Spitze. „Am 30. März findet unsere Jahreshauptversammlung statt. Ich denke, es gibt andere, die mehr Vitamin B in Ganderkesee haben als ich.“ Sollte Jersch gewählt werden, würde er das Amt erneut übernehmen, er selbst geht aber nicht davon aus. Er hat vorerst die Weichen für eine ruhigere Zukunft des Ganderkeseer TV gestellt. Starten wird der Klub in die Punktspielsaison mit vier Erwachsenen- und zwei Jugendmannschaften – bei den Junioren in Kooperation mit dem TC Altona Wildeshausen. Der Außenbetrieb soll voraussichtlich Mitte April aufgenommen werden. Zunächst können die Filzkugelschläger und -jäger dann auf sieben der zehn Plätze am Schlutterweg spielen. Für eine volle Auslastung dieser sieben Plätze wären 350 Mitglieder vonnöten. „Also fehlen uns 100. Somit haben wir immer noch viel Arbeit vor uns“, mahnt Patrick Jersch. Doch zunächst kann die gelbe Filzkugel in Ganderkesee weiter fliegen.
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