
Der Plan 2020 ist in vollem Gange. Bis dahin will der Handball-Oberligist HSG Delmenhorst drittklassig spielen. Und so langsam kann man sich vorstellen, dass das sportlich gelingen kann. Nach der Hinrunde steht der Aufsteiger auf einem guten sechsten Platz, gewann siebenmal bei sechs Niederlagen. Wichtig ist allerdings, dass die Entwicklung in den vergangenen Wochen klar voran geht. Von den letzten sechs Partien gewannen die Delmenhorster fünf. Zuletzt demontierten sie den TV Cloppenburg beim 29:18, seines Zeichens eines der stärksten Teams der Liga, in dessen Halle nach allen Regeln der Kunst. Die Cloppenburger erzielten in den ersten 20 Minuten des zweiten Durchgangs lediglich zwei Tore. Fraglich, ob das dem TVC überhaupt schonmal passiert ist. Danach war das Spiel entschieden, die HSG sendete ein deutliches Ausrufezeichen an die Ligakonkurrenz.
Schon in der Partie davor zeigte die Sieben von Jörg Rademacher, was in ihr steckt. Gegen den verlustpunktfreien Tabellenführer OHV Aurich war bis zum Ende ein Punktgewinn drin, womöglich verhinderte diesen eine diskutable, wenn auch nicht komplett falsche Rote Karte gegen Tim Coors. Aber spätestens nach dieser Partie war klar: Die HSG kann mit jedem Team der Liga mithalten.
Rademacher tritt derweil etwas auf die Euphoriebremse: „Wir wissen, wo wir herkommen und wir bleiben auf dem Boden. Wir sind in einem Entwicklungsprozess, werden aber immer stabiler. Schade, dass jetzt Pause ist, bei dem Lauf, den wir gerade haben“, sagte er nach dem Cloppenburg-Match. In den Vorwochen lobte er in steter Regelmäßigkeit seine Abwehr. Und das mit einigem Recht. In den drei Partien vor der Pause – darunter die Duelle gegen Tabellenführer Aurich und Cloppenburg – mussten die HSG-Torhüter lediglich 62-mal den Ball aus dem Netz holen. Der OHV (405 Tore) und der TVC (383) verfügen immerhin über die treffsichersten Angriffe der Liga. Der in der Hinrunde sehr starke HSG-Schlussmann Sönke Schröder bringt es auf den Punkt: „Gegen unsere Abwehr werden es noch viele Teams schwer haben“.
Ein wichtiger Baustein dabei ist Michael Schröder. Der 1,95-Meter-Schrank macht im Innenblock die Mitte zu. Mit Tim Coors und Jörn Janßen neben ihm bildet er ein schier unüberwindbares Hindernis. Schröder bringt wie Coors Erfahrung aus der 2. Bundesliga mit. Er verpasste jedoch die gesamte Saisonvorbereitung und auch die ersten Spiele verletzungsbedingt.
Ohnehin kämpfte die Rademacher-Sieben mit Verletzungssorgen zum Auftakt. Teilweise fiel fast der gesamte Rückraum aus. Und auch Kreisläufer Dominik Ludwig aus der zweiten Mannschaften tauchte im Kader auf. Früh machte Rademacher klar, dass sich seine Mannen irgendwie durch den September lavieren und dabei zumindest ein paar Punkte einsammeln müssen.
Zum Auftakt feierte die HSG bei der Oberliga-Rückkehr einen emotionsgeladenen Sieg gegen die SG HC Bremen/Hastedt. Mit abgelaufener Uhr trat Spielmacher Frederic Oetken an die Siebenmeterlinie und verwandelte zum 32:31. Die Halle stand Kopf. In den folgenden Wochen machte sich Ernüchterung breit, denn die Delmenhorster verloren dreimal in Serie, unter anderem daheim gegen den Abstiegskandidaten SV Beckdorf. Auch gegen den ATSV Habenhausen und den TuS Rotenburg stimmte schlichtweg die Leistung nicht. Es folgte jedoch ein überraschender Heimsieg gegen den Titelkandidaten VfL Fredenbeck, dem sich wiederum eine ebenso überraschende Pleite bei Mitaufsteiger TSG Hatten-Sandkrug um Ex-HSG-Spieler und Ex-Trainer Andre Haake anschloss. Nach der anschließenden Heimpleite gegen die HSG Barnstorf/Diepholz erreichten die Rademacher-Mannen den Tiefpunkt. Sie waren im Tabellenkeller und Abstiegskampf angekommen. Doch aus diesem Sumpf zogen sich die Delmenhorster eindrucksvoll heraus – und überwintern daher in der oberen Tabellenhälfte.
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