
Hude. Ein Umbruch ist nie einfach und verlangt allen Beteiligten unheimlich viel ab. Das haben sowohl die Spielerinnen wie auch die Verantwortlichen des Handball-Oberligisten HSG Hude/Falkenburg zu spüren bekommen. Die jüngst abgelaufene Saison war geprägt von ständigen Aufs und Abs, von teilweise überragenden, aber auch enttäuschenden Leistungen. „Am Ende ist der sechste Platz durchaus als Erfolg zu verbuchen. Vor allem wenn man guckt, wie eng die Tabelle ist“, bilanziert der scheidende HSG-Coach Dean Schmidt. Selbstverständlich hätte er sich über den einen oder anderen Sieg mehr gefreut. Da seine Sieben aber auch einige Coups gelandet hat, gleiche sich das wieder aus. Seine Trainerpartnerin Birgit Deeben kommt zu einer ähnlichen Saisonbilanz: „Am Anfang waren wir ein großer Kader, zum Ende hin ging uns jedoch etwas die Luft aus. Ich denke, dass wir noch besser abgeschnitten hätten, wären wir in der Rückrunde mit voller Kapelle angetreten.“
Wichtiger als die einzelnen Ergebnisse wog für das HSG-Trainerduo jedoch ohnehin die Entwicklung des Kaders. Mit den Fortschritten ist es durchaus einverstanden. Wenngleich der Umbruch dann doch etwas anders vonstattenging, als es sich das Duo zu Beginn vorgestellt hatte. Behutsam wollte es die jungen Spielerinnen aufbauen, sie nach und nach mit mehr Verantwortung ausstatten. Das „behutsam“ mussten die Coaches jedoch in der Rückrunde streichen, weil erfahrene Akteurinnen wie Jessica Galle, Saskia Petersen oder Ashley Butler, die über die ganze Saison betrachtet effektiv neun Spiele bestritt, bei nahezu allen Partien verletzungsbedingt ausfielen. Schmidt: „So ist es mehr die Holzhammermethode geworden. Unter den Bedingungen haben unsere Spielerinnen das aber wirklich gut gelöst.“
Selbst als es in der Rückrunde einige derbe Niederlagen hagelte, rappelte sich die HSG auf. „Die verbliebenen Spielerinnen haben sich durchgebissen, auch wenn sie Wehwehchen hatten und wir sie teilweise in andere Rollen drücken mussten. Sie sind an ihren Aufgaben gewachsen“, lobt Deeben. Ihr persönliches Fazit nach einem Jahr fällt übrigens ebenfalls positiv aus. Zwar sei der Anfang etwas schwierig gewesen, doch letztlich habe sie sich mit den Gegebenheiten in Hude gut zurechtgefunden.
Abgeschlossen ist die Entwicklung der HSG keinesfalls. Wie Schmidt betont, steckt das Team vielmehr mittendrin. „Es befindet sich noch am Anfang, aber dafür haben diese Saison schon viele Dinge erstaunlich gut geklappt“, sagt der Coach. Die beiden Außen Lena Seidel und Malin Blankemeyer hätten sich weiterentwickelt genauso wie Torhüterin Fenja Schwark. Dem Sommerneuzugang attestierte er gar eine Bombensaison. „Und über Sarah Seidel brauchen wir ja nicht sprechen, was die abgeliefert hat“, lobt Schmidt das Nachwuchstalent. Die größte Entwicklung hat für ihn unterdessen Lisa Hillmer gemacht. Beim Derby in der Hinrunde gegen den TV Neerstedt blitze ihre Qualität in der zweiten Halbzeit zwar auf, doch eine Operation setzte sie danach außer Gefecht. „Nach ihrer Nasen-OP ist sie richtig explodiert. Konditionell steht sie dank dieses Eingriffes besser da. Im Training kann sie mehr arbeiten und kommt so in Bereiche, in denen sie sich entwickeln kann“, erklärt Schmidt.
Hillmer machte sich dabei nicht nur durch Tore unverzichtbar für die HSG, sondern wurde auch mehr und mehr zu einem Stabilisator in der Defensive – gerade im Innenblock mit Mareike Zetzmann. „Als wir gegen Wilhelmshaven gespielt haben, hat sich irgendwann keine gegnerische Spielerin mehr getraut, aus dem Rückraum zu werfen, weil Lisa alles so rigoros weggeblockt hat“, erinnert sich Schmidt. Klar ist aber auch, dass sich die jungen Spielerinnen nie so entwickeln hätten können ohne die Hilfe der Routiniers. Diese brachten nicht nur weiterhin konstante Leistungen – Zetzmann ist mit mehr als sieben Treffern die drittgefährlichste Schützin der Liga –, sondern übernahmen laut Schmidt eine Art Patenrolle.
In der neuen Saison wird nun Lars Osterloh, der zuletzt die Herren der HSG betreut hat, neben Deeben Platz nehmen. Es tut sich allerdings nicht nur auf der Trainerposition was, sondern auch im Kader: Saskia Saß und Jessica Galle werden im Jahr 2019 vermutlich nicht mehr auf der Platte stehen. „Beide haben aber bereits signalisiert, dass sie im neuen Jahr wieder einsteigen wollen“, berichtet Deeben. Lisa-Marie Busse und Susann Schnitter haben sich mit dem Saisonende verabschiedet. Außerdem verlässt Sarah Seidel die HSG Hude/Falkenburg. Für den SV Werder Bremen soll sie zum einen für die A-Jugend in der Bundesliga auflaufen und zum anderen bei den Damen ihre Chancen erhalten – ihre ältere Schwester Lena wird aufgrund eines Auslandaufenthaltes für längere Zeit fehlen. „Sarah bekommt zusätzlich die Möglichkeit, öfter bei den Zweitliga-Damen mitzutrainieren. Sie möchte sich jetzt ein Jahr lang darauf fokussieren und sehen, was möglich ist. Bei Werder trainiert sie dann auch vormittags“, berichtet Schmidt. Da Hude das nicht bieten kann, sei ihre Entscheidung absolut nachvollziehbar.
Verständnis für den Schritt zeigt Deeben ebenfalls, wenngleich sie den Verlust von Sarah Seidel bedauert. „Dass Sarah früher oder später für Höheres berufen ist, wussten wir. Aber ich habe schon ein weinendes Auge dabei“, gesteht die Trainerin und ergänzt: „Irgendwie ist das jetzt ein bisschen ein zweiter Umbruch. Das hätten wir uns anders gewünscht, aber mit der Situation müssen wir umgehen.“ An Verstärkungen für den Kader ist die HSG dran und kann bei zwei Personalien bereits Vollzug vermelden: Vom TV Cloppenburg kommen Lisa Maus und Deebens Tochter Tina – ihre andere Tochter Maike spielt bereits seit der abgelaufenen Saison für die HSG. „Das sind zwei fleißige Mädchen. Angesichts der Abgänge sind wir noch ein paar Spielerinnen zu wenig“, sagt Deeben. Gerade im Rückraum sind die Huderinnen schmal besetzt. Um dem Problem Abhilfe zu schaffen, kann sich Deeben vorstellen, in der Vorbereitung Spielerinnen auf anderen Positionen auszutesten.
Apropos Vorbereitung: Diese beginnt für die HSG am 16. Juli. Wie üblich stehen zu Beginn die Bereiche Kondition und Kraft im Fokus. „Das finden die Handballer zwar fürchterlich, aber eine Bombenkondition gehört eben dazu“, sagt Deeben lachend. Ansonsten will das neue Trainergespann Deeben/Osterloh einen Fokus auf die Abwehrarbeit legen. Es ist geplant, ein zweites Deckungssystem zu etablieren. „Weil der Umbruch diesmal kleiner ist, können wir das machen. Ziel ist es, dass wir eine Antwort parat haben, wenn wir beispielsweise auf ein Team treffen, dass einen wurfgewaltigen Rückraum hat“, erklärt Deeben. Alles Weitere will das HSG-Trainerduo in den nächsten Wochen klären. Auf die Zusammenarbeit mit Osterloh ist Deeben unterdessen bereits gespannt. Warum? Die Trainerin erklärt: „Er ist noch mal ein anderer Typ, kommt aus dem Männerbereich. Wir haben schon viel miteinander gesprochen. Er bringt jedenfalls viel Erfahrung mit. Das wird eine interessante Herausforderung.“ Wie sie sich die Arbeit genau einteilen und ob vielleicht sogar noch ein Dritter das Team verstärkt, wird sich noch klären.
Während manche Dinge also noch ungewiss sind, formuliert Deeben schon vorsichtig ein Saisonziel: „Wir wollen möglichst weit nach oben. Es kommt auch die Verbands- zwischen der Ober- und Landesliga dazu. Wir müssen, soweit ich weiß, dann mindestens auf Platz sechs landen.“ Dass die HSG in der neuen Saison weiterhin zu den stärkeren Teams gehören wird, darüber macht sich Dean Schmidt jedenfalls keine Sorgen. Seiner Meinung nach sind Deeben und Osterloh genau das richtige Duo, um die HSG weiterzuentwickeln und auf das nächste Level zu heben.
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Normalerweise würde man sich ja regelmäßig mit anderen Eltern und Kindern treffen. Sei es in ...