
HSG-Trainer Jörg Rademacher neigt nicht gerade zu Superlativen, doch an der Leistung seiner Oberliga-Handballer im zweiten Durchgang gegen die SG VTB/Altjührden fand auch er (fast) nichts zu mäkeln. „Die zweite Halbzeit kann man kaum besser spielen. Ich bin super zufrieden“, sagte er. Die HSG Delmenhorst entschied diesen Durchgang mit 19:10 für sich und gewann damit insgesamt mit 37:28 gegen den Drittliga-Absteiger. „Das war so nicht zu erwarten“, meinte Rademacher. Und nach der ersten Hälfte (18:18) sah es danach auch nicht aus.
Die beiden Teams lieferten sich von Beginn an einen offenen Schlagabtausch, die Defensiven bekamen kaum Zugriff und die Torwarte keine Hände an den Ball. Die Gäste trafen zunächst nach Belieben und gingen direkt mit 5:2 (5.) in Front, doch auch in der Offensive der HSG lief es nach einem etwas holprigen Start rund. Mario Reiser verwarf früh einen Siebenmeter (5.), doch das spornte den Linksaußen an: Er markierte kurz darauf drei Treffer in Folge zum 7:6 (11.) für die Hausherren. Im gesamten Spiel traf er alle seine neun Versuche. Bereits nach zwölf Minuten, einem exakten Fünftel der Begegnung, stand es 8:8, zur Pause dann 18:18. Beide Trainer hatten nach rund 20 Minuten ihren Keeper gewechselt – bei der HSG kam Bassam Farasha für Sönke Schröder –, doch auch das hielt den Torreigen nicht auf.
In der Kabine fand Rademacher anders als sein Gegenüber jedoch einen Weg, die gegnerischen Angriffe aufzuhalten. „Wir waren in der ersten Hälfte in der Abwehr viel zu passiv und bekamen beispielsweise Lukas Kalafut nicht in den Griff“, berichtete der HSG-Trainer. Mit einer vorgeschobenen Deckung nahm die HSG den Rückraumschützen der Gäste jedoch nach dem Seitenwechsel aus der Partie, wurde griffiger und kam so auch mehr in Kontakt mit den Angreifern und machte diese immer wieder fest.
Entscheidender war jedoch die Leistungsexplosion von Sönke Schröder, der nach dem Seitenwechsel wieder im Kasten stand. Direkt nach Wiederanpfiff hielt er einen freien Wurf von Kreisläufer Michael Schröder, der vergangene Saison noch in Delmenhorst spielte. Es folgte direkt eine weitere Glanztat. Zwischen der 35. und der 50. Minute schafften es die Gäste lediglich ein einziges Mal, den HSG-Torwart zu überwinden – und das mit einem Siebenmeter. Einen weiteren hielt Sönke Schröder in dieser Phase. „Sönke hat in der zweiten Halbzeit überragend gehalten. Das waren richtige Big Points“, lobte Rademacher.
Die HSG-Offensive, die im ersten Durchgang schon gut funktionierte, ließ nicht nach und schloss beinahe jeden Angriff mit einem Treffer ab. So machte sie aus einem 20:21-Rückstand einen 29:22-Vorsprung (50.). Die Gäste versuchten es im Anschluss mit einer offenen 4+2-Abwehr und deckten die Rückraumshooter Tim Coors (fünf Tore) und Jörn Janßen (sieben Tore) kurz. Diese blieben nun bei Angriffen an der Mittellinie stehen, sodass die HSG Angriffe im Vier-gegen-vier spielte. Frederic Oetken, Stefan Timmermann, Lennart Witt und Torben Sudau setzten sich bei dem vielen Platz jedoch immer wieder durch, sodass der Sieg nie in Gefahr geriet. Die Gäste waren bedient: „Vorne machen wir es teilweise gar nicht schlecht, wir hatten auch noch fünf oder sechs Pfostentreffer. Aber was wir hinten verteidigen, spottet jeder Beschreibung. 37 Gegentore sprechen Bände,“ teilte Varels Sportlicher Leiter Christoph Deters auf der Vereinshomepage mit.
Die HSG steht nun mit 18:12 Punkten auf Rang vier, punktgleich mit der SG (Dritter) und der HSG Schwanewede/Neuenkirchen auf Rang fünf. „Wir sind voll im Soll. Es ist aller Ehren wert, dass wir im Grunde mit sieben Mann durchspielen und trotzdem immer noch vorne mit dabei sind“, meinte Rademacher.
Erneut war Marcian Markowski der Pechvogel: Trotz seiner in den ersten Spielminuten vergangene Woche beim TuS Rotenburg erlittenen Rückenverletzung schaffte er es in den Spieltagskader gegen Varel. Bei seinem ersten Wurf – der den Weg ins Tor fand – bekam er einen Schlag ab, der ihm vermutlich die Nase brach. Wann er wieder einsatzbereit ist, steht nicht fest. Für die HSG geht es in zwei Wochen am Sonnabend, 8. Februar, beim SV Beckdorf weiter.
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