
Delmenhorst. Schietwetter – das ist wohl der passendste Begriff für die Wetterlage der vergangenen Tage. Und sobald es nahezu ununterbrochen regnet oder stürmt, stellen sich Amateurfußballer sowie Fans dieselbe Frage: Wird am Wochenende gespielt? Aber wer entscheidet das überhaupt? Die Vereine, der Schiedsrichter der Partie oder die Stadt? Timo Frers, Pressesprecher der Stadt Delmenhorst, beantwortet diese Frage: „Seit dem Jahr 2001 entscheiden die Vereine selbst, ob und auf welchen Plätzen gespielt werden kann. Die Meldungen über die Platzsperren erfolgen an den Fachdienst Stadtgrün und Naturschutz.“
Die Stadt überlässt den Vereinen die Entscheidung zwar weitestgehend, behält sich allerdings das Recht vor, Plätze entgegen der Meinung des Clubs zu sperren – zum Schutz der Sportflächen, wie Frers erklärt. Ein Sonderfall stelle unterdessen das Stadion aufgrund der Vielzahl der unterschiedlichen Nutzergruppen dar. Hier entscheidet der Fachdienst Stadtgrün und Naturschutz in Abstimmung mit dem Fachdienst Schule und Sport sowie dem Stadionwart über eine Sperrung. Spielen Vereine übrigens trotz einer Sperrung oder nehmen trotz widriger Witterungsbedingungen keine vor, kann die Stadt Schadensersatzansprüche für die Wiederherstellung der Plätze geltend machen.
Die Vereinsverantwortlichen können eine Sperrung allerdings auch wieder aufheben, sofern sich das Wetter plötzlich ändert und der Platz doch wieder bespielbar erscheint. Beim TV Jahn, der für dieses Wochenende alle seine Heimspiele auf der Anlage am Brendelweg abgesagt hat, wird das auf keinen Fall passieren. „Diese Woche ist ein klarer Fall. Sogar die Trainer sind einsichtig. Also alle bis auf einen“, erzählt Marco Castiglione lachend. Er leitet beim TV Jahn die Fußball-Abteilung und sieht sich dementsprechend öfter mit der Entscheidung über eine Sperrung konfrontiert. „Bei uns bin ich dafür zuständig und das ist schon eine Wissenschaft für sich, wann ein Spiel abgesagt wird“, erklärt er.
Verschiedene Faktoren gilt es dabei zu berücksichtigen. Da wäre erst mal der offensichtlichste: Ist der Platz bespielbar? „Die Plätze werden von den Verantwortlichen begangen und überprüft. Bodenfeuchtigkeit, Raureif, gefrorener Boden, Frost- oder Tauwechsel oder Schnee führen unter Berücksichtigung der Wettervorhersage zur Platzsperre“, sagt Timo Frers und führt weiter aus: „Dies dient der Reduzierung der Verletzungsgefahr der Sportler sowie als Beitrag zu fairen Wettkampfbedingungen und zur Vermeidung von Platzschäden. Auch Stürme oder Platzschäden haben schon zu Wettkampfabsagen geführt.“ Jahn-Abteilungsleiter Castiglione schaut zudem noch, wer denn überhaupt spielt. Jugendliche, Frauen oder doch etwa schwere Herren? Auch die Spielklasse und der Anreiseweg des Gegners fließen in seine Entscheidung mit ein.
Der Fairnessgedanke innerhalb des Vereins dürfe dabei jedoch ebenfalls nicht zu kurz kommen. „Wenn man ein Team spielen lässt und dann die Plätze danach wieder sperren muss, können andere nicht spielen oder trainieren. Bei uns sind die Spiel- ja auch Trainingsplätze“, erklärt Castiglione. Diese seien beispielsweise stärker belastet als der Hauptplatz im Stadion, auf dem nur Partien ausgetragen werden. Und so lange die Grasnarbe intakt sei, stelle Regen kein allzu großes Problem dar. Anders verhält es sich laut des Abteilungsleiters, wenn diese kaputt ist, dann werden die Stellen nämlich schnell matschig. Gerade dann sei es wichtig, den Fachdienst Stadtgrün zu berücksichtigen. „Die haben ja auch Kosten, wenn sie die beschädigten Plätze reparieren“, sagt Castiglione.
Apropos beschädigte Plätze reparieren: Vor diesem Hintergrund spielt natürlich auch der Zeitpunkt in der Saison eine Rolle. Die Rückrunde ist noch lange. Macht man die Plätze jetzt kaputt, dann muss man auf dem Rasen noch viele Spiele durchziehen. Letztendlich beeinflussen also enorm viele Faktoren die Entscheidung über eine Platzsperre. Dass man da nicht immer richtig liegt, ist wohl selbstverständlich. „Man muss schon Wetterorakel und Prophet sein. Und auch mal morgens früh aufstehen und schauen, was das Wetter macht. Es gab auch schon Absagen, die waren falsch. Da hat der starke Regen nicht eingesetzt“, sagt Castiglione und ergänzt: „Aber hinterher ist man immer schlauer.“
Schlussendlich sei es entscheidend, den Gesundheitsaspekt zu berücksichtigen und klare Ansagen zu machen. Ein Spiel zwei Stunden vor Abpfiff abzusagen, ist laut des Abteilungsleiters schlecht, da Akteure sich dann schon drauf eingestellt hätten. Wie Timo Frers übrigens mitteilt, werden die Entscheidungen über eine Platzsperre in der Regel am Wettkampftag oder für Spieltage am Wochenende bis Freitag 12 Uhr getroffen.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.