
Wenn es um den Pokalwettbewerb der Handball-Verbände Niedersachsen und Bremen ging, gab es in der Vergangenheit stets verschiedene Meinungen. Nicht wenige Mannschaften hätten durchaus auf ihn verzichten können. Viele sahen ihn als Teil der Saisonvorbereitung an, sodass der Pokal für sie einen gewissen Test-Charakter hatte. Andere Teams wiederum spielten gerne mit. Doch wie auch immer der Pokal bewertet wurde beziehungsweise wird – in Zukunft wird der Wettbewerb nicht mehr ausgetragen. Der Handball-Verband Niedersachsen (HVN) hat ihn gestrichen. Das bestätigte HVN-Präsident Stefan Hüdepohl vor einigen Wochen auf Nachfrage unserer Zeitung. „Wir haben uns im Erweiterten Präsidium entschlossen, den Wettbewerb erst einmal einzustampfen“, sagte Hüdepohl. Und dies soll nicht nur für die kommende Saison gelten: „In den nächsten Jahren gehen wir davon aus, keinen Pokal mehr auszuspielen.“
Der HVN-Präsident berichtete, dass es um diese Entscheidung keinen großen Streit gegeben habe. Auch der Verband hatte ein abnehmendes Interesse der Vereine am Pokal registriert. „Leider haben wir die Erfahrung gemacht, dass zuletzt nur wenige Teams teilnehmen wollten“, sagte Hüdepohl. Viele Trainer und Teams stellten den sportlichen Wert des Wettbewerbs infrage. Daher hatte der HVN in den vergangenen Jahren bereits reagiert: Bezüglich des Modus wurde an Stellschrauben gedreht und zuletzt sogar die Teilnahmepflicht aufgehoben.
Vor allem für die Männer verlor der Pokal in den vergangenen Jahren ein Stück weit seinen Reiz. Früher hatte sich der Sieger automatisch für die erste Runde des DHB-Pokals qualifiziert, zuletzt musste hierfür noch der Weg über den sogenannten DHB-Amateurpokal gegangen werden. Dieser Wettbewerb habe für die Vereine eine zusätzliche finanzielle Belastung dargestellt, meinte Hüdepohl.
Jörg Rademacher, Trainer der Oberliga-Männer der HSG Delmenhorst, hat zur Abschaffung des Wettbewerbs eine ganz klare Meinung. „Ich war nie ein Freund vom Pokal. Er ist einfach nur eine zusätzliche Belastung gewesen“, urteilt Rademacher. Dies gilt in seinen Augen für alle Spielklassen ab Oberliga abwärts. „Mich wundert es nicht, dass sie den Pokal abschaffen, weil viele Mannschaften kein Interesse mehr hatten“, sagt Rademacher. An den entsprechenden Wochenenden würde er seinen Spielern lieber freigeben.
Den Ansatz, dass die Mannschaften zuletzt freiwillig teilnehmen konnten, findet der HSG-Coach allerdings grundsätzlich „nicht schlecht“. Er will auch nicht ausschließen, dass es vielleicht mal einen anderen Modus geben könnte, der den Pokal wieder attraktiver machen würde. „Ich habe keine Ahnung, ob man das ab einer gewissen Runde oder so machen kann.“ Zum jetzigen Zeitpunkt sieht er jedoch einfach nur die bereits erwähnte zusätzliche Belastung. „Für uns hat das keine Auswirkungen auf unsere Planung“, stellt der Trainer der Delmenhorster klar.
Lars Osterloh schließt sich der Meinung Rademachers an. „Ich habe den Pokal als Spieler nie gemocht und als Trainer auch nicht. Ich glaube schon, dass es erst mal die richtige Entscheidung war, ihn auszusetzen“, sagt der Coach der Oberliga-Frauen der HSG Hude/Falkenburg. Der Wettbewerb sei eher eine Last als eine Freude gewesen, urteilt er. „Das sieht die Mannschaft auch so. Man freut sich eher über die gewonnene Zeit und die spielfreien Wochenenden während der Saison.“
Eine andere Auffassung vertritt derweil Tim Gersner. „Ich bin immer ein Freund vom Pokalwettbewerb gewesen. Ich finde, er hat seinen eigenen Reiz, egal ob beim Fußball oder Handball“, meint der Vorsitzende des TV Neerstedt. Natürlich entstehe für Amateure so immer ein zusätzlicher Termin, daher könne er auch die Diskussion nachvollziehen. „Ich denke schon, dass es den einen oder anderen entlasten wird“, zeigt Gersner Verständnis. Zumal niemand ein Verletzungsrisiko eingehen wolle.
Dennoch macht der TVN-Vorsitzende einige attraktive Aspekte des Pokals aus. Für Außenseiter sei es zum Beispiel eine schöne Möglichkeit, mal gegen eine höherklassige Mannschaft anzutreten. Und wenn im weiteren Verlauf Teams von der Landes- bis zur Oberliga vertreten sind, „ist das schon ein Pool, wo sich spannende Geschichten entwickeln können“, meint Gersner.
Für ihn steht jedenfalls fest, dass das Aus des Pokals „nur eine vorübergehende Lösung“ sein dürfe. „Dann muss der HVN mit einem vernünftigen Pokalkonzept zurückkommen“, fordert Gersner. Vielleicht könnte man es beispielsweise so gestalten, dass in den ersten ein, zwei Runden erst mal die unterklassigen Mannschaften starten und die Verbands- sowie Oberligisten später einsteigen. „Ich glaube, es gibt einige Ideen, wie man so was umsetzen kann“, sagt der Neerstedter Funktionär.
Der Verband scheint sich auch tatsächlich eine kleine Hintertür offenzuhalten. Sollte in Zukunft seitens der Vereine der Wunsch aufkommen, doch wieder einen Verbandspokalsieger auszuspielen, könne der Entschluss revidiert werden.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.