
Delmenhorst. Jürgen Hahn freute sich noch Minuten nach dem Abpfiff über sein offensichtlich gutes Händchen: In der 72. Minute hatte der Trainer des SV Atlas Delmenhorst den Youngster Thade Hein eingewechselt. Drei Zeigerumdrehungen später stand dieser im Mittelpunkt und erlöste den Fußball-Oberligisten mit dem Treffer zum 1:1 (0:1)-Endstand gegen den SSV Vorsfelde. „Ein gutes Händchen, nicht wahr? Ich freue mich wirklich sehr für Thade. Er bietet sich im Training immer an. Er hatte danach auch noch einige gute Aktionen“, hob Hahn den Auftritt des Youngsters mit einem Grinsen im Gesicht hervor.
Sein Lächeln wich allerdings relativ schnell einem eher enttäuschten Ausdruck. Der Gesamtauftritt und der eine Punkt stimmten den Trainern nicht gänzlich zufrieden. Wie auch? Für die Gastgeber wäre ein Sieg drin gewesen, vielleicht hätten sie ihn sogar mehr verdient gehabt. „Das war unser zweites Spiel innerhalb von 48 Stunden. Uns hat in manchen Situationen die Frische im Kopf gefehlt. Der frühe Treffer hat Vorsfelde dann natürlich in die Karten gespielt“, stellte Hahn fest.
Eine quälend lange Stunde rannte sein Team immer wieder an, doch scheitere eben genauso häufig: Mal verhinderte die Latte den Einschlag, dann standen die Atlas-Spieler sich wiederum selbst im Weg. Im Großen und Ganzen können die Blau-Gelben mit dem Resultat aber leben, auch weil sie zuvor das Spiel gegen den MTV Eintracht Celle erfolgreich gestaltet hatten (siehe Bericht unten). Dank der vier Punkte über das Osterwochenende kletterte der SVA auf den neunten Tabellenplatz und baute seinen Vorsprung auf die Abstiegszone auf nunmehr fünf Zähler aus.
Atlas begann mit Dominik Entelmann als eine Art Zehner, Nick Köster interpretierte seine Rolle als Sechser äußerst defensiv. Sicherlich lag das auch daran, weil Kapitän Stefan Bruns in die Innenverteidigung rückte. Die Abwehrreihen waren es auch, die in der Anfangsphase das Geschehen bestimmten. Denn vor den rund 1000 Zuschauern entwickelte sich eine ziemlich zerfahrene Begegnung. Häufig wurde der Ball von beiden Mannschaften einfach nach vorne gedroschen, Pässe landeten im Nirgendwo. Dass der ersten Chance ein ruhender Ball hervorging, überrascht also kaum. Köster schlug eine Ecke auf den ersten Pfosten, aus dem Gewühl heraus flog das Leder Richtung Tor und streifte das Außennetz – einige Atlas-Fans hatten den Jubelschrei bereits auf den Lippen (10.).
Nur kurze Zeit später schrie ein Gros der Blau-Gelben dann auch tatsächlich. Allerdings nicht aus Freude, sondern aus Wut. Aus Wut auf den Linienrichter, der eine vermeintliche Abseitsstellung beim 1:0 für den SSV Vorsfelde durch Stephane Manasse Aboubacar Sylla übersehen haben soll. Tendenziell war die Entscheidung des Schiedsrichters aber wohl richtig. Vorsfelde schaltete schnell um, nachdem Atlas den Ball in der Vorwärtsbewegung vertändelt hatte. Die Hintermannschaft der Blau-Gelben konzentrierte sich lediglich auf das Zentrum, vergaß die rechte Außenbahn gänzlich. Und tatsächlich bewegte sich ein SSV-Akteur dort im Abseits, doch er war nicht der Passempfänger. Stattdessen nutzte Sylla die kurzzeitige Verwirrung der Atlas-Abwehr, hinterlief seinen Mitspieler und tauchte alleine vor Torhüter Florian Urbainski auf. Vor dem Schlussmann behielt er die Nerven und hämmerte den Ball ins Torwart-Eck (13.). Hätte man den halten können? Urbainski gab sich nach Abpfiff durchaus selbstkritisch: „Eine solche Eins-gegen-eins-Situationen kann man immer parieren.“
Das frühe Gegentor schockte die Gastgeber offenbar, fiel es doch aus dem Nichts. In der Folge stimmte die Zuteilung bei den Blau-Gelben nicht. Im Spielaufbau reihte sie einen Fehlpass an den nächsten. Dass sie mehr Ballbesitz hatten, nützte da dann auch nichts und gehörte offensichtlich zum Konzept der Gäste. Sie stellten mit Dennis Pollak lediglich eine Spitze auf, alle anderen Akteure befanden sich hinter dem Ball und sollten die Räume soweit wie möglich verdichten. Nichtsdestotrotz kam Atlas zu Chancen: In Minute 23 hatte Stürmer Marco Prießner den Ausgleich auf dem Fuß, letztlich erwies sich der Winkel jedoch als etwas zu spitz. Eine Ecke von Patrick Degen lenkte Vorsfeld-Schlussmann Max Leiding an die Latte.
Ansonsten passierte lange Zeit kaum etwas – mal abgesehen von den zig Fehlpässen und Stockfehlern auf beiden Seiten. Erst in den finalen Minuten der ersten Halbzeit wachten die Akteure wieder auf. Der für den verletzten Steven Müller-Rautenberg eingewechselte Oliver Rauh kam auf der rechten Seite an das Leder. Er hatte genügend Platz, hätte noch ein, zwei Schritte machen können. Stattdessen entschied er sich für den (überhasteten) Abschluss, der am SSV-Gehäuse knapp vorbei segelte (41.). Zwei Minuten später raunte das Stadion erneut. Diesmal allerdings nach einem Abschluss auf der Gegenseite: Atlas klärte nicht vernünftig und döste auch beim zweiten Ball vor sich hin, sodass Steffen Blechner aus rund 22 Metern unbedrängt abzog. Mit einem starken Reflex parierte Urbainski den Schuss. „Wir hatten ähnliche Probleme wie in der Anfangsphase beim VfL Oldenburg. Wir hätten konzentrierter spielen müssen. In der zweiten Halbzeit haben wir die Partie dann endlich angenommen“, stellte der SVA-Schlussmann fest.
In Durchgang zwei wirkten die Blau-Gelben in der Tat wacher und konzentrierter. Sie drängten nun zielstrebiger auf den Ausgleich. Innerhalb von nur drei Minuten tauchten sie zweimal gefährlich vor dem SSV-Gehäuse auf: Zuerst hatte Leiding einen Schuss von Prießner nach Vorlage von Köster gehalten (48.), ehe ein Lattentreffer von Sebastian Kmiec für Kopfschütteln auf der Atlas-Bank sorgte. Einen Eckball verlängerte Mark Spohler, sodass Kmiec das Leder aufs Tor brachte. Nur über die Linie wollte es eben nicht – von der Latte sprang es auf die Markierung und raus (51.) Ein Treffer gelang Kmiec zwar nicht, dafür bereitete er das 1:1 durch eine Flanke von der linken Seite vor. Der eingewechselte Thade Hein behauptete den Ball, machte ein, zwei Schritte, zog ab und ließ das Stadion jubeln. Er hätte sogar nachlegen können, doch es blieb beim Remis.
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