
Die Zeichen stehen auf Abbruch: Eine Entscheidung des Tischtennis-Verbandes Niedersachsen (TTVN) steht noch aus, aber vieles spricht dafür, dass der Mannschaftsspielbetrieb 2020/21 nicht wieder aufgenommen wird. Am Mittwoch hatte der Landesverband in einer Videokonferenz mit Vertretern der Kreis- und Bezirksverbände ein Stimmungsbild der Basis eingeholt – und das fiel eindeutig aus: In einer Abstimmung votierten 43 von 45 Vertretern für einen endgültigen Abbruch. „Eine Entscheidung ist das noch nicht, da die vom Präsidium des Verbandes getroffen werden muss, das kann nicht in so einer Konferenz erfolgen“, erklärt Felix Lingenau, der als Vorsitzender des Kreisverbandes Oldenburg-Land dabei war. „Aber wenn der TTVN schon ein Stimmungsbild einholt und das so eindeutig aussieht, dann wäre eine anderslautende Entscheidung zumindest etwas sonderbar“, ergänzt er.
Auch die Kreisverbände Delmenhorst und Oldenburg-Land haben sich für den Abbruch ausgesprochen. Ende Januar hatten sie die einzelnen Vereine dazu befragt. „Es war sowieso eine Videokonferenz angesetzt, in der wir als Kreisverbände die Vereine betreuen und beraten wollten. Kurz zuvor kam dann die Bitte des TTVN, Meinungen der Basis einzuholen, und so haben wir das gleich verbunden“, berichtet Lingenau. 16 hiesige Vereine nahmen teil, nur drei sprachen sich gegen einen Abbruch der Saison zu diesem Zeitpunkt aus. Einer davon war der TV Hude, der dazu per Whatsapp die Meinungen seiner Mitglieder eingeholt hatte. „Dadurch dass wir in Hude die Möglichkeit haben, weiterhin zu zweit zu trainieren, ist das Meinungsbild vielleicht etwas anders. Viele Spieler hielten es für sinnvoll, sich zumindest Optionen offen zu halten“, berichtet Abteilungsleiter Bernd Hedenkamp.
Persönlich sieht er eine Fortführung der Ligaspiele auch skeptisch. „So richtig viel Spaß haben die Spiele im Herbst unter den Beschränkungen der Hygienekonzepte auch nicht gemacht“, meint er. Auch sei es aus seiner Sicht ganz wichtig, dass auf keinen Spieler Druck ausgeübt würde, aus Verantwortungsgefühl der Mannschaft gegenüber spielen zu müssen. „Andererseits haben wir aber ja alle auch im Alltag langsam Übung darin, uns an verschiedene Hygieneregeln zu halten. Und die Änderungen der Wettspielordnung im Sommer haben ja auch vieles gelockert, was die Konsequenzen von unvollständigem Antreten oder auch Rückzug von Mannschaften angeht“, gibt der Huder zu bedenken.
Die SG Jahn/Delmenhorster TB war durch den DTB-Abteilungsleiter Thorsten Sonntag vertreten. „Wir hatten zwar erst für zwei Tage später eine Vereins-Videokonferenz angesetzt, aber ich wusste schon von vielen, wie ihre Meinung aussieht, und hatte vermutet, dass das bei uns sehr eindeutig wäre. Tatsächlich wurde es dann auch ganz klar bestätigt, dass alle für einen Abbruch wären. Bei uns ist den meisten auch das Training und die Geselligkeit eh wichtiger als die Punktspiele“, erklärt er. Auch für Sonntag ist ein zentrales Thema, dass niemand sich dazu verpflichtet fühlen dürfe, trotz Bedenken für die Mannschaft antreten zu müssen. „Da gibt es ja vielleicht doch schnell vermeintlich einen sozialen Druck. Das sollte nicht auf Krampf durchgedrückt werden. Viel wichtiger finde ich es, Zeit und Energie darauf zu konzentrieren, dass man überhaupt irgendwie Tischtennis – zumindest in irgendeiner Form im Trainingsbetrieb – spielen kann“, meint Sonntag, dessen Abteilung ab dieser Woche tatsächlich auch die Möglichkeit eröffnet, zu zweit Hallenzeiten zu nutzen.
Mit ihrem Votum für den Abbruch des Mannschaftsspielbetriebes stehen die hiesigen Kreisverbände in Niedersachsen nicht alleine da, wie die Abstimmung der TTVN-Konferenz zeigt. Aber wie geht es nun weiter? Eine Entscheidung kann nur das TTVN-Präsidium fällen. Das hat bereits erklärt, dass erst noch die Ergebnisse der nächsten Bund-Länder-Konferenz am kommenden Mittwoch, 10. Februar, und einer Abstimmung zwischen dem Deutschen Tischtennisbund und allen Landesverbänden Mitte Februar abgewartet werden sollen.
Regeltechnisch sollte ein Saisonabbruch von der im vergangenen Jahr geänderten Wettspielordnung gedeckt sein, das hat ein Gutachten aus Bayern ergeben, das vom Verband vorgestellt wurde. Die Saison würde dann behandelt, als habe es sie gar nicht gegeben, alles würde quasi auf den 30. Juni 2020 zurückgestellt. „Das heißt, die Ligeneinteilung würde nach Stand des Junis letzten Jahres erfolgen. Selbst spätere Rückzüge und so etwas wären erst mal nichtig“, erklärt Lingenau.
Das alles beträfe die Ligen. Und was ist mit dem Individual-Spielbetrieb? Dennis Stelljes, Kreisjugendwart Oldenburg-Land, der ebenfalls zugeschaltet war, erklärt: „Das war noch kein ganz großes Thema. Der TTVN hat aber einige Ideen skizziert.“ So sollten, wenn möglich, Alternativen geschaffen werden, um Interessierten das Tischtennisspielen zu ermöglichen. Die TTVN-Race-Turniere könnten gegebenenfalls wieder aufgenommen werden, vielleicht auch Sonderwettbewerbe mit kleineren Mannschaften, auch vereinsübergreifend – alles natürlich unter dem Vorbehalt von Infektionsgeschehen und Corona-Regelungen.
Auch Austragungen von Senioren- und Jugend-Landesmeisterschaften stehen – an späteren Terminen als geplant – im Raum. „Da ist aber vieles noch unklar“, erklärt Stelljes. Weiterhin noch etwas unklarer ist indes, wie in den Staffeln des Deutschen Tischtennisbundes, also von der Oberliga aufwärts, weiter vorgegangen wird. „Unser aktueller Stand ist noch der vom letzten Info-Schreiben im Januar, wo es hieß, dass zum Beispiel Blockspieltage ins Auge gefasst werden“, erklärt Felix Lingenau, der mit der ersten Mannschaft des TV Hude in der Oberliga spielt. Neuere Informationen habe es bisher noch nicht gegeben.
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