
Um die Delmenhorster Sportstätten ist es nicht gut bestellt. Ein passendes Beispiel dafür: Die Stadionhalle, die bald 50 Jahre alt wird. Jahrelang sollte sie saniert werden, generalüberholt wurde sie noch nie. Das Dach ist baufällig, die Kabinen sind teilweise von Schimmel befallen, die Heizung funktioniert nicht vernünftig und der Boden weist Risse und Löcher auf. Seit Langem fordert der Präsident der HSG Delmenhorst, Jürgen Janßen, eine Sanierung oder einen Neubau. Erstere ist laut Andreas Tensfeldt, Delmenhorsts Fachbereichsleiter Gebäudemanagement, wirtschaftlich nicht mehr vertretbar, letzterer – zumindest laut der Stadtverwaltung – derzeit nicht finanzierbar. Jürgen Janßen platzte jüngst der Kragen. Er sieht die Handballer gegenüber den Fußballern benachteiligt und fühlt sich von der Verwaltung im Stich gelassen.
Er hörte davon, schreibt Janßen in einer Mitteilung, dass im eventuellen Aufstiegsfall des SV Atlas Delmenhorst in die Fußball-Regionalliga eine Flutlichtanlage auf dem Hauptplatz installiert werden wird: „Soll somit auf Kosten des Schulsports und der Hallensportarten die Flutlichtanlage errichtet werden? Es scheint so, dass der Fußballverband den Haushalt der Stadt bestimmt“, teilt Janßen mit. Ob und wenn dann welche Baumaßnahmen im Stadion von der Stadt finanziert werden, sollte der SVA eines Tages aufsteigen, steht nicht fest. „Bei Atlas gibt es keine konkreten Zusagen. In der Regionalliga gibt es andere Anforderungen, da muss man sich natürlich aufstellen und vorbereiten“, sagte Markus Pragal, Erster Stadtrat, bei der jüngsten Sportausschusssitzung.
Richtig ist, dass 132 500 Euro in den Haushalt für das Jahr 2019 eingestellt wurden, um die Flutlichtanlagen auf den Plätzen 3 und 5 auf der Sportanlage am Düsternortstadion zu erneuern. Für die Jahre 2020 und 2021 sind noch mal 20 000 und 220 000 Euro vorgesehen. Ziel ist es, den ansässigen Teams eine verbesserte Ausleuchtung der Trainingsplätze zur Verfügung zu stellen.
Genauso wenig steht fest, ob ein Kunstrasenplatz gebaut wird. Auch hier hatte Janßen Gerüchte gehört, dass Gelder dafür schon mehr oder weniger hinter verschlossenen Türen beschlossen worden seien sollen. Hintergrund ist hier, dass sich Vertreter der Fußballvereine, die offen für einen (oder eigentlich mehrere) Kunstrasenplätze eintreten, sich mit der SPD-Fraktion getroffen haben. Auch ein Treffen mit der CDU ist geplant, ebenso soll es zu Gesprächen mit den anderen Fraktionen kommen. Zudem laufen Gespräche mit der Verwaltung und auch anderen involvierten Personen und Einrichtungen. Federführend bei den Kunstrasen-Befürwortern ist Marco Castiglione, Fußball-Abteilungsleiter des TV Jahn Delmenhorst. „Wir führen Gespräche mit allen möglichen Leuten und versuchen, das Projekt voranzutreiben. Aber es gibt da nichts Neues zu vermelden. Ich bin kein Geheimagent. Wer mit mir sprechen möchte, kann mich anrufen“, sagt er.
Zusagen für Gelder gebe es schon gar nicht. „Es ist sehr mühselig – aber alternativlos –, mit allen Beteiligten das Gespräch zu suchen. Aber daraus abzuleiten, dass wir Sportarten gegeneinander ausspielen wollen, ist lächerlich. Das liegt uns fern“, erklärt Castiglione. Gespräche zwischen Vereinsvertretern und Politikern hält CDU-Ratsherr Bastian Ernst für legitim. „Es gibt natürlich Gespräche, die Fußballer sind an die Parteien herangetreten. Und das können Vertreter jeder anderen Sportart auch. Aber da ist nichts ausgemacht in Bezug auf einen Kunstrasenplatz. Es kommt ja so rüber, als ob die Parteien den Fußballern jetzt einen Kunstrasenplatz schenken. Das ist nicht so“, sagt das Sportausschussmitglied.
Aus Janßens Sicht sind die Kunstrasen-Verhandlungen weiter fortgeschritten. Er bezieht sich dabei auf eine E-Mail von Castiglione an die Vertreter der anderen der Vereine, in der dieser „ein positives Fazit“ nach dem Treffen mit der SPD gezogen hatte. Angeblich soll der Kunstrasenplatz auf dem Ascheplatz am Stadion errichtet werden. Also Kunstrasen statt Stadionhallensanierung? „2018 wurde die Sanierung der Stadionhalle aus dem Haushaltsplan genommen wegen der Finanzierung des Krankenhauses. Scheinbar ist die Finanzierung abgeschlossen, sodass für den Fußball nun Geld da ist. Dann muss auch das Geld für die Sanierung der Stadionhalle da sein“, schlussfolgert Janßen.
Er stelle sich die Frage, ob bei solch einem Verhalten der Stadtverantwortlichen die Vielfalt der Sportarten überhaupt gewollt sei. „Wir erwarten nach jahrelanger Benachteiligung, dass wir Gehör finden und endlich auch mal was für uns gemacht wird. Man kann von uns nicht erwarten, dass wir Rücksicht nehmen sollen auf die finanziellen Möglichkeiten der Stadt, wenn dieses die Fußballer nicht brauchen“, echauffiert sich der HSG-Vorsitzende.
Das Thema Hallensanierung sei 15 Jahre alt. „Es waren schon Planung und Sanierungsgelder da. Aber es wurde rausgenommen. Unter anderem wegen der Finanzierung des Krankenhauses. Ich möchte endlich eine Entscheidung kriegen“, fordert Janßen. Für einen potenziellen Neubau der Halle seien viele Fragen zu klären, beispielsweise Bauort und Finanzierung. Die Entwicklung eines Zeitplans für einen Neubau benötigt Jahre – mindestens fünf, eher mehr, schätzte Tensfeldt im Dezember. Auch hier interveniert Janßen: „Man soll uns nicht sagen, dass man Zeit benötigt für die Planung. Diese Planung war schon 2018 vorgesehen.“
Die bevorstehende Sanierung des Hallenbodens der Stadionhalle hält er, anders als die Stadtverwaltung, für falsch. „Es macht keinen Sinn, mit den Fußbodensanierung der Stadionhalle zu beginnen, wenn die Bausubstanz der Halle die Lebensdauer des Bodens nicht übersteht. Das ist herausgeschmissenes Geld. Für uns sind diese Vorgänge zukunftweisend, da hiermit dokumentiert wird, dass wir auf unvorhergesehene Zeit mit keiner Renovierung zu rechnen haben“, meint er. Tensfeldt erklärte diese Maßnahme bereits im Dezember: „Wir müssen den Boden dauernd reparieren, zeitweise im Wochenrhythmus“, teilt er mit. Das sei kostenintensiv. Zudem bestehe für die Vereine laufend die Gefahr, dass Sportveranstaltungen ausfallen. Daher werde der Boden in den kommenden Sommerferien erneuert.
Janßen droht – und das nicht zum ersten Mal – damit, dass sich der Handball-Oberligist einen neuen Standort außerhalb Delmenhorsts sucht. „Für uns stellt sich die Frage, wie lange unsere Erste Herren noch in Delmenhorst spielen kann. Wir müssen davon ausgehen, dass wir uns mittelfristig hierfür außerhalb Delmenhorsts eine Spielstätte suchen müssen“, teilt er mit.
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