
Delmenhorst. Eine brüderliche Co-Produktion hat am Freitagabend das Stadtderby zwischen den Fußball-Kreisligisten TV Jahn und TuS Hasbergen entschieden: TuS-Akteur Samuel Gawlista schlug in der 93. Minute einen Diagonalpass über 40 Meter zu seinem Bruder Nico, der nach guter Ballmitnahme den 1:3 (0:1)-Endstand markierte. „Das war ein Sahne-Tor“, freute sich Hasbergens Trainer Tim Müller. „Unser Sieg war etwas glücklich, denn Jahn hat in der zweiten Halbzeit viel Druck gemacht. Aber aufgrund der ersten Hälfte haben wir verdient gewonnen“, sagte Müller weiter. Seine Mannschaft hat sich mit zwölf Punkten jetzt sogar in der Spitzengruppe einquartiert, während beim TV Jahn der Blick wieder einmal nach unten gerichtet werden muss.
Das Fazit von Jahn-Coach Arend Arends fiel entsprechend enttäuscht aus: „Fußball ist manchmal ungerecht.“ Bezogen auf die zweiten 45 Minuten ist das korrekt, denn die Gastgeber beackerten und bespielten das TuS-Tor unermüdlich bis zur 99. Minute. Inklusive sechs Minuten Nachspielzeit in Halbzeit eins dauerte das Derby übrigens sage und schreibe 105 Minuten. Klingt lang, war aber aufgrund einiger Verletzungen durchaus gerechtfertigt. Schiedsrichter Sascha Rustler hatte absolut keinen leichten Job, löste ihn aber sehr konsequent. „Die Nachspielzeit war berechtigt, Hasbergen hat schon ab der 15. Minute auf Zeit gespielt“, stellte Arends fest, „insgesamt hat Hasbergen das clever gemacht.“
Vor allem deshalb, weil es von der ersten Sekunde an im Derbymodus war. „Jahn war überrascht, dass wir so draufgegangen sind“, meinte Müller. Durch schnelles Umschalten wurde Nico Gawlista auf der linken Seite freigespielt und nach einem Haken nach innen schob Hasbergens Linksaußen den Ball zum 0:1 ins lange Eck (4.). Bereits in der zehnten Minute hätte Jakob Korfmann nach Vorarbeit von Nico Gawlista erhöhen können. Erst danach wachten die Violetten allmählich auf. Bis zur Pause standen trotzdem nur zwei Torannäherungen der zarteren Sorte (Freistoß Özcan 26., Geiger 38.) in den Notizblöcken. Hasbergen setzte einen 18-Meter-Freistoß von Houssein Hazimeh dagegen, den Jahn-Schlussmann Edward Keiser aus dem Winkel kratzte (43.).
Durch zwei Wechsel und die Umstellung auf Dreierkette gelang es Arends, seiner Mannschaft den nötigen Offensivgeist einzuimpfen. Mit Paul Leis und Wahe Zagaryan im zentralen Mittelfeld hatte Jahn jetzt ein Übergewicht und durch Marcel Maus (46.) gleich die erste gute Möglichkeit. Ab der 60. Minute wurde der Druck immer größer. Vor allem – und darauf legt Arends großen Wert – wurde dieser spielerisch erzeugt, das ist ein großer Fortschritt im Gegensatz zum Brechstangenfußball des vergangenen Jahres. Es wurde gut und flüssig kombiniert, aber am Strafraum setzte Hasbergen ein Stoppzeichen. Die Deckung wurde von Patrick Nowag gut organisiert, der zudem mit einer Portion Glück das 0:2 nachlegte. Mit einem Freistoß von der Mittellinie wollte Nowag Kevin Bockhorn einsetzen, der Torwart Keiser irritierte, sodass der Ball ins lange Eck trudelte (71.).
Die Jahner ließen die Köpfe nicht hängen und zogen weiter ihr Kombinationsspiel auf. Bezeichnend für die fehlende Durchschlagskraft war allerdings, dass Linksverteidiger Timo Füller die meisten Offensivaktionen hatte. Erst recht, als er in der zweiten Halbzeit ins linke Mittelfeld vorrückte. Schon in der 66. Minute hätte Füller treffen können, in Minute 85 gelang ihm schließlich der Anschlusstreffer. Mit der Ampelkarte gegen Hasbergens Kapitän Cedric Pascual-Fernandez wegen wiederholtem Foulspiel (90.) begann die lange Nachspielzeit, in der Jahn endlich zwei dicke Chancen durch Thomas Keilbach (96. Latte) und erneut Füller (97.) hatte.
Aber da stand es schon 1:3, weil Samuel Gawlista – der mit Zweitspielrecht für die A-Jugend des TV Jahn aktiv ist – seinen Bruder Nico freigespielt hatte. So bejubelten die Hasberger frenetisch ihren zweiten Derbysieg innerhalb von vier Tagen nach dem 3:0 gegen RW Hürriyet. Arends war dagegen sichtlich bedient: „In der zweiten Halbzeit waren wir haushoch überlegen. Aber wir machen die Dinger nicht, weil wir nur bis zum gegnerischen Sechzehner gut sind.“
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