
Es ist ohne Frage ein Verhältnis, das von Konstanz geprägt ist. Marcel Bragula und der VfL Wildeshausen – das passt einfach. Im Sommer 2014 übernahm der Trainer die 1. Herren des Vereins und führt sie seitdem erfolgreich entweder durch die Bezirks- oder, wie diese Saison, durch die Landesliga. Und an dieser Konstellation wird sich in naher Zukunft nichts ändern, denn Bragula verlängerte in der vergangenen Woche seinen Vertrag bei den Krandelkickern. Die Zusammenarbeit mit ihm und Co-Trainer Patrick Meyer soll mindestens bis Sommer 2022 fortgesetzt werden (wir berichteten).
Dass er den Posten als Chefcoach bereits im siebten Jahr innehat, ist auch für Bragula alles andere als selbstverständlich. „Das ist sicherlich in der heutigen Zeit schon ungewöhnlich“, sagt er – macht aber deutlich, dass die Kontinuität nicht gleichbedeutend mit einem permanenten Kuschelkurs ist. „Wir haben auch Zeiten, in denen wir uns mal reiben. Das muss aber auch so sein“, findet Bragula. Für ihn stimmt das Gesamtpaket in Wildeshausen nach wie vor. „Letztlich hat es für mich keinen Grund gegeben, mein Engagement beim VfL zu beenden. Die Lage ist unverändert. Ich fühle mich wohl bei dem Verein.“ Die Arbeit mit allen Beteiligten – der Mannschaft, dem Trainer- und Betreuerteam sowie den Funktionären – macht ihm Spaß. Den zeitlichen Aufwand betreibt er daher gerne, und er nimmt auch in Kauf, dass es ein „leistungsabhängiges Hobby“ sei, wie er selbst sagt.
Leistungsabhängig bedeutet aus Bragulas Sicht allerdings eben auch, dass er keine Garantie dafür hat, bis in alle Ewigkeit auf dem Trainerstuhl der Huntestädter zu sitzen. „Fußball ist ein Tagesgeschäft“, unterstreicht er. Daher will sich der VfL-Coach auf keinen Fall aus dem Fenster lehnen und etwa schon einen neuen Rekord für die längste Amtszeit eines Trainers ins Auge fassen. Wenn es weiterhin funktioniert, macht er gerne weiter. Und falls das irgendwann nicht mehr der Fall sein sollte, eben nicht. „Wenn ich spüren würde, dass es nicht mehr passt, wäre ich der Erste, der Signale senden würde“, stellt Bragula klar.
Da er aktuell aber in Wildeshausen glücklich ist, dauerte es nicht lange, bis die ligaunabhängige Vertragsverlängerung unter Dach und Fach war. Im Krandel schätzen sie die Arbeit von Bragula und seinem Assistenten Patrick Meyer. „Beide haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie auch unter schwierigen Bedingungen – zum Beispiel Einschränkungen in der Corona-Pandemie – stets eine gute und überaus erfolgreiche Arbeit abliefern“, sagte Sebastian Pundsack, Teammanager der 1. Herren, als die weitere Zusammenarbeit feststand. Dies spiegele sich in sportlichen Erfolgen wie dem Aufstieg in die Landesliga 2019 und dem anschließenden Klassenerhalt wider. Im Kreise der Mannschaft, im Umfeld des Vereins sowie bei den Zuschauern genieße das Trainergespann „allerhöchstes Ansehen“.
Lobende Worte hat auch Bragula für seinen Assistenten übrig, der mittlerweile eigentlich sogar mehr als ein Assistent ist. Patrick Meyer habe „als klassischer Co-Trainer“ angefangen, doch inzwischen lässt sich seine Aufgabe nicht mehr darauf reduzieren. „Je länger er an meiner Seite ist, desto mehr Gewicht bekommt sein Wort. Er ist in die Rolle eines Trainerpartners gewachsen“, freut sich Bragula über die Früchte tragende Zusammenarbeit. Für diese bedarf es einer gehörigen Portion Vertrauen – und genau das genießt Meyer. „Wenn man keinen verlässlichen Partner an seiner Seite hat, funktioniert das gar nicht“, betont Bragula. Überhaupt sei der gesamte Trainer- und Betreuerstab enorm wichtig: „Wenn man voll berufstätig ist, geht das nur im Team.“ Nichtsdestotrotz legt der Cheftrainer Wert darauf, dass er die Hauptrichtung vorgibt. Über jede Kleinigkeit zu diskutieren, davon hält Bragula nichts.
Im Sommer wird es bei den Krandelkickern laut des Coaches wieder einen kleinen Umbruch geben. Somit wartet auf die Verantwortlichen einmal mehr eine Herausforderung. Seit einigen Jahren bestehe das Problem, dass der Sprung von der Jugend zu den Herren in Wildeshausen zu groß sei, erklärt Bragula. Diesbezüglich schöpft er mit Blick auf den aktuellen Nachwuchs jedoch Hoffnung. „Wir haben das eine oder andere Talent, das man heranführen kann.“ Hierbei spreche er nicht nur vom Landesliga-Team, sondern auch von der Reserve, die in der Kreisliga aktiv ist.
Dass der Nachwuchs es zuletzt kaum in die ersten beiden Herrenteams geschafft hat, will Bragula allerdings nicht als Kritik verstanden wissen. „Das ist ein ganz normaler Vorgang. Das Ergebnis ist, dass man sich ein bisschen anders aufstellen muss. Ich bin bereit, das mitzutragen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt.“ Heißt: Der Charakter des VfL soll bestehen bleiben. Die Spieler müssten nun nicht gleich in Wildeshausen wohnen, „aber wir wollen die mannschaftliche Geschlossenheit behalten. Da müssen die Typen reinpassen. Auf dem Niveau ist das manchmal nicht so leicht, aber ich glaube, das ist uns in den letzten Jahren gut gelungen“, meint Bragula.
Die Philosophie habe sich im Krandel nicht geändert, Spielergehälter würden nicht gezahlt. „Das ist selten auf dem Niveau“, bemerkt Bragula. Wenn aus den eigenen Reihen wenig nachkomme, werde es dann immer schwieriger. Doch jetzt habe man ja das eine oder andere Talent im Blick, das mittelfristig nachrücken könnte. Dieser Reiz, etwas aufzubauen, trägt auch seinen Teil dazu bei, dass Bragula dem VfL treu bleibt.
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