
Es war ein mutiges Versprechen. Und damit, dass es derart schnell ganz konkret zum Thema werden würde, konnte eigentlich keiner rechnen. Doch plötzlich war es so weit. Am 4. September 2020 lief Marek Janssen erstmals für den SV Atlas Delmenhorst in der Fußball-Regionalliga Nord auf. Der Saisonauftakt gegen die U23 von Hannover 96 stand auf dem Programm. Marek Janssen erlebte in der niedersächsischen Landeshauptstadt seine erste Partie in der vierthöchsten Spielklasse, trug dabei das blau-gelbe Trikot des SVA – und löste damit sein Versprechen ein.
Nach dem DFB-Pokalspiel gegen den SV Werder Bremen im August 2019 hatte Marek Janssen nämlich Bastian Fuhrken, dem Sportlichen Leiter der Delmenhorster, die Hand darauf gegeben, dass er sein erstes Regionalliga-Spiel – falls es dazu kommen sollte – für Atlas absolvieren würde. „Dass es ein Jahr später so weit sein würde, konnte man nicht ahnen„, blickt der 23-Jährige zurück. Mit der Partie gegen Hannover erfüllte sich für ihn ein Traum, und zwar schneller, als er selbst erwartet hatte. Es war der vorläufige Höhepunkt eines steilen Aufstiegs, der den variablen Fußballer Marek Janssen innerhalb von nicht mal anderthalb Jahren von der Landesliga Weser-Ems bis in die Regionalliga führte. Ob er damit gerechnet habe? „Ehrlich gesagt überhaupt nicht“, gesteht Janssen.
Im Sommer 2019 wechselte er vom SC BW Papenburg nach Delmenhorst. In der Landesliga hatte er seine Treffsicherheit als Angreifer nachhaltig unter Beweis gestellt, erzielte in 53 Partien für die Emsländer satte 34 Tore und empfahl sich damit für höhere Aufgaben. Mit dem Wechsel zu Atlas ging er den nächsten Schritt in die Oberliga. Beim SVA hatte er zunächst Pech: Im ersten Pflichtspiel im Niedersachsenpokal gegen den SC Spelle-Venhaus verletzte er sich am Oberschenkel und fiel einige Wochen aus. Als er zurückkam, feierte Janssen jedoch prompt ein fulminantes Oberliga-Debüt. Beim 5:1-Erfolg gegen den MTV Wolfenbüttel markierte er drei Treffer – und das auch noch vor eigenem Publikum im Düsternortstadion. Am Ende der abgebrochenen Saison 2019/20 stand der Stürmer bei acht Toren in 17 Partien.
Als Tabellenzweiter stieg Atlas bekanntlich auf. Dieser Erfolg überraschte auch den damaligen Neuzugang. „Ich habe wohl gesehen, dass wir uns ordentlich verstärkt hatten. Aber dass das auf Anhieb so klappt, konnte man nicht erahnen„, meint Janssen rückblickend. Dass seine Mannschaft dank der Quotientenregelung das nötige Quäntchen Glück hatte, weiß auch der Lehramtsstudent. Bei einer sportlichen Beendigung der Spielzeit hätten noch einige schwierige Aufgaben auf die Delmestädter gewartet. „Es wäre noch ein harter Weg gewesen, aber ich bin trotzdem davon überzeugt, dass wir ihn zu Ende gegangen wären, weil wir uns im Winter gut verstärkt hatten und nach der Pause aus den ersten drei Spielen gegen nicht unbedingt schlechte Gegner sieben Punkte geholt haben. Wir sind wieder gut reingekommen und hatten eine aufsteigende Form“, erläutert Janssen seine Sicht der Dinge.
Nach dem Sprung in die Oberliga folgte also jener in die Regionalliga. Auf den 23-Jährigen wartete schon wieder ein völlig anderes Level. „In der Regionalliga gibt es viele, die nur Fußball spielen. Das merkt man halt schon, dass sie den beruflichen Stress nicht im Hinterkopf haben", zieht Janssen einen Vergleich etwa zu den Profi-Reserven von Hannover 96 oder Werder Bremen. Auch fußballerisch sei es in der Viertklassigkeit „schon ein anderes Niveau". Darüber hinaus führt er einen weiteren Aspekt an, der den Unterschied zwischen der Ober- und Regionalliga noch größer mache. „Wir mussten uns als ganzes Team neu einfinden", erklärt Janssen. Ein Jahr zuvor sei er hingegen in eine Mannschaft gekommen, die die Oberliga bereits kannte. Das habe die Situation für ihn persönlich erleichtert.
Doch auch den Schritt in die vierthöchste Liga hat Janssen gemeistert. Sieben Partien haben die Blau-Gelben bislang bestritten, sechsmal kam er zum Einsatz, viermal stand er in der Startelf. „Mein Ziel, wofür ich immer gearbeitet habe, war ein Regionalliga-Spiel. Ich habe das nie ausgesprochen, hatte es für mich aber seit der A-Jugend„, erzählt Janssen, der vor seiner Zeit in Papenburg für Germania Leer und den JFV Leer aktiv war. Dieses Ziel erreichte er schließlich in Hannover. „Als wir da auf den Platz gelaufen sind, hatte ich Tränen in den Augen und Gänsehaut am ganzen Körper. Ich weiß nicht, wie es mit Fans gewesen wäre, aber auch so war es der Wahnsinn. Es war unbeschreiblich. Das werde ich nie vergessen“, sagt der 23-Jährige, der in der kommenden Woche 24 Jahre alt wird.
Interessant ist auch der Positionswechsel, den Janssen in seiner Zeit bei Atlas vollzogen hat. Er wurde als Stürmer geholt, agiert mittlerweile aber weiter hinten im Mittelfeld, teilweise sogar als Sechser. „Ich habe früher in der Jugend und anderthalb Jahre bei den Herren immer auf der Sechs gespielt„, erzählt Janssen. Das änderte sich in Papenburg. Hier habe ihn sein erster Trainer als Zehner gesehen, der zweite Coach setzte ihn schließlich im Angriff ein. In dieser Rolle verpflichtete auch Atlas den vielseitigen Akteur. Dass er inzwischen wieder ins Mittelfeld gerückt ist, habe er jedoch nicht selbst veranlasst. „Das hat der Trainer selber erkannt. Ich habe mich darüber gefreut, weil das die Position ist, die ich lieber mag, da ich mehr Ballkontakte habe“, erklärt Janssen.
Nun würde er sich darüber freuen, wenn der Spielbetrieb in der Regionalliga doch wieder aufgenommen würde und die Blau-Gelben um den Klassenerhalt kämpfen könnten. Wenn der nicht gelingen sollte, kann der SVA aber wohl weiterhin auf Janssens Dienste zählen. „Ich fühle mich wohl in Delmenhorst. Selbst wenn wir absteigen, werde ich wahrscheinlich bleiben", sagt er.
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