
„Wir haben noch lange beraten, ob wir spielen können. Vielleicht hätten wir besser absagen sollen. Aber wann willst du denn noch spielen?“ – Tim Müller, Trainer der Fußball-A-Junioren des VfL Stenum, musste die kurz zuvor erlittene 1:2 (1:1)-Pleite gegen Abstiegskandidat Grün-Weiß Brockdorf erst mal verarbeiten. Neben den nahezu irregulären Platzverhältnissen war es ein sehr fragwürdiger Elfmeter für die Gäste, den Müller zum Knackpunkt erklärte. Stenum war durch Nils Greulich in der 35. Minute in Führung gegangen, ehe Schiedsrichter Jan Kruse fünf Minuten später überraschend auf den Punkt zeigte. Brockdorf glich aus, zerstörte Stenums Matchplan und gewann nicht unverdient.
Für die Gäste war es erst der dritte Saisonsieg in der Landesliga. Aber schon vor dem Anpfiff war klar, dass die Platzverhältnisse eindeutig für Brockdorf sprechen würden. Der Nebenplatz am Kirchweg war nach den heftigen Regenfällen tief und extrem holprig, außerdem müsste das hohe Gras dringend mal wieder gemäht werden. „Das kam unserer Spielweise überhaupt nicht entgegen. Wir können leider nicht mit langen Bällen spielen. Das ist nicht das, was unsere Mannschaft stark macht. Stattdessen haben wir es wie üblich mit Kurzpassspiel versucht. Aber auf diesem Boden hat das nicht funktioniert. Brockdorf hat das getan, was man hier machen muss“, resümierte Müller.
Terminlich standen die Stenumer schon unter Zugzwang, nachdem die beiden für die vergangenen Wochen geplanten Nachholspiele ausfallen mussten. Deshalb entschied man sich schließlich zur Freigabe der Partie gegen Brockdorf. Aufgrund der Futsal-Meisterschaften blieb zuletzt keine Zeit für Testspiele, lediglich einmal konnte vor fünf Wochen beim Bremer Verbandsligisten BSC Hastedt unter freiem Himmel geübt werden.
So agierte der VfL zwar optisch überlegen, aber zu selten zwingend. Da Brockdorf zudem die Standards gut verteidigte, musste eine Einzelaktion her. Nils Meinken spazierte an drei Verteidigern vorbei und bediente Nils Greulich, der aus zehn Metern zum 1:0 vollstreckte (35.). Greulich war die gesamte Hinrunde verletzt ausgefallen und beendete seine Leidenszeit durch das erste Saisontor im ersten Einsatz.
„Wenn es länger 1:0 steht, kommt uns das natürlich entgegen. Dann muss Brockdorf aufmachen und wir haben mehr Platz“, ärgerte sich Müller über den Elfmeter, den Schiedsrichter Kruse kurz darauf gab. Paul Rehe war irgendwie an der Strafraumkante zu Boden gesunken, selbst die Gäste wunderten sich über den Strafstoßpfiff. Tom Ostendorf war das egal, er nahm das Geschenk an und vollstreckte zum 1:1 (41.). Unglücklich für Stenum, doch es kam noch dicker. Zunächst musste Crispin Mintert verletzt vom Platz getragen werden (55.), dann gingen die Gäste sogar in Führung. Stenums ansonsten so sicherem Torwart Marcel Rüdebusch war ein Ball durchgerutscht, Linus Fangmann musste nur noch zum 1:2 einschieben (63.).
Für heftige Irritationen sorgte der Zwischenruf von der Brockdorfer Trainerbank: „Ich habe euch doch gesagt, der Torwart kann sowieso nichts.“ Müller brachte diese Verunglimpfung seines Schlussmannes endgültig in Rage: „Das ist unentschuldbar, solche Äußerungen haben im Jugendfußball nichts zu suchen.“ Irgendwie passte das aber zum dreckigen Sieg der Gäste, die Stenum schon im Pokal-Viertelfinale (2:1 für den VfL) geärgert hatten.
Nach dem Rückstand kam trotz extrem hoher Ballbesitzquote nicht mehr viel von den Gastgebern, die damit auf Platz vier der Landesliga zurückfielen. „Aber man sieht, dass auch andere Spitzenmannschaften wie Wilhelmshaven und Melle gegen Abstiegskandidaten patzen“, ordnete Müller das Ergebnis ein. Beide Tabellennachbarn hatten zu Hause nur 1:1 gespielt. Die vorherrschenden Bodenverhältnisse haben nicht nur am holprigen Kirchweg für Überraschungen gesorgt.
VfL Stenum - GW Brockdorf 1:2 (1:1)
Stenum: Rüdebusch - Weiand, Wilmsen (78. Rusch), Mintert (55. Jumpertz), Meinken, Marquardt, Jeworowski, Brokate, Greulich (56. Schwan), Stolle, Herrmann (65. Oetjen)
Tore: 1:0 Nils Greulich (35.), 1:1 Tom Ostendorf (41./Elfmeter), 1:2 Linus Fangmann (63.) RKI
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