
Marcel Bragula gehört nicht zu den Menschen, die viel jammern. Er geht Dinge pragmatisch an, auch in Bezug auf die Corona-Pandemie. Ein Jahr lang dauert diese bereits an, in der Zeit wurde kaum Fußball gespielt. Bragula kam im März 2020 aus einem fünfmonatigen Bundeswehr-Einsatz aus Afghanistan direkt in den Lockdown. „Natürlich vermisst man ein paar Dinge wie mal wieder eine Feier oder einen Urlaub. Aber die Auflagen sind da und man muss sich dran halten. Leider tun das nicht alle, sonst hätten wir bessere Zahlen“, sagt er. Natürlich würde er gerne wieder auf dem Platz stehen, Bragula ist fußballverrückt. „Aber es ist nunmal eine Ausnahmesituation, aus der wir das Beste machen müssen. Panik oder schlechte Stimmung verbreiten, bringt nichts. Jeder, der diese Phase gerade familiär und wirtschaftlich gut übersteht, kann froh sein. Man sieht ja auch in seinem Umfeld, wie wirtschaftliche Existenzen gefährdet sind und wie sich Krankheitsbilder entwickeln. Das sind die schlimmen Nachrichten. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nur über Fußball reden“, ordnet er die Situation rund um den VfL und die Landesliga ein.
Eine Fortsetzung der Liga sieht er skeptisch. „Ich will mich da nicht groß äußern, aber ich habe ein paar Fragen: Wie soll es funktionieren, dass wir in den Kreisen Cloppenburg oder Vechta spielen sollen, wo die Inzidenzzahlen hoch sind? Bevern hat ein Spiel gemacht, Friesoythe zwei. Und da sind die Zahlen hoch. Und wie sollen wir da hinkommen? Mit 40 Mann in einem Bus?“, gibt Bragula zu bedenken. Er setzt Hoffnungen in Staffelleiter Stefan Brinker. „Er ist ein fähiger Funktionär. Das ist mir wichtig, zu betonen. Er nimmt die Vereine mit ins Boot. Aber ihm sind auch die Hände gebunden, die Entscheidungen kommen vom Niedersächsischen Verband“, sagt Bragula und verweist auf Hamburg und Schleswig-Holstein, die die Saison bereits abgebrochen haben.
Derzeit trainieren die Wildeshauser nicht, wenn das wieder erlaubt sei, wollen die Krandelkicker einsteigen, frühestens nach Ostern sei es soweit, sagt Bragula. „Wir würden auch wieder loslegen, wenn es nur kontaktlos möglich ist. Alleine schon, damit man sich mal wieder trifft und ein bisschen was mit dem Ball macht. Aber bei den steigenden Zahlen bin ich sehr skeptisch. Und mit fußballspezifischem Training hätte das auch nichts zu tun erstmal“, sagt der VfL-Coach. Kein Verständnis hat er für die Aussage von Jürgen Stebani, Spielausschussvorsitzender beim Niedersächsischen Fußbalverband, der jüngst mitteilte, dass auch zwei Wochen Vorbereitung reichen müssten. „Das teile ich nicht. Seit Oktober haben wir sechs Monate nicht gespielt oder trainiert. Man braucht Minimum vier Wochen. Das sind Hobbyfußballer, die können auch in den zwei Wochen nicht immer mitmachen, müssen auch mal arbeiten. Da muss man dann sehen, was netto trainiert würde“, erklärt Bragula. De facto könnte die Zwei-Wochen-Frist bedeuten, dass Spieler nahezu ohne Training in den Spielbetrieb einsteigen müssten. „Die Verletzungsgefahr ist da viel zu hoch“, meint Bragula. Derzeit hielten sich die Spieler individuell fit, ab und an gäbe es Zoom-Meetings.
Während unklar ist, wie diese Saison endet, plant der VfL bereits die nächste. „Das ist wie in jedem Jahr: Im ersten und noch mehr im zweiten Quartal wird die Planung intensiviert. Wer kommt, wer geht? Wer kann verletzungsbedingt, aus beruflichen Gründen oder auch wegen des Alters nicht mehr in der Landesliga mithalten? Das analysieren wir und schauen, wo wir uns verbessern können. Dieses Mal ist die Lage sehr komplex“, sagt Bragula. Das liegt zum Einen daran, dass mit Steve Köster ein wichtiger Spieler geht. „Das war nicht zu erwarten, er sollte das Gesicht im zentralen Mittelfeld werden“, sagt Bragula. Zum Anderen werden in der kommenden Saison Leistungsträger des VfL nicht mehr zur Verfügung stehen. „Das wird einschneidend“, blickt Bragula voraus ohne Namen zu nennen. Fest steht bereits, dass Hauke Glück künftig in der zweiten Mannschaft spielt, Torwart Sören Willers zurück nach Großenkneten wechselt und Sebastian Bröcker verletzungsbedingt seine Laufbahn beendet. Mit Jan Stubbmann kommt ein Offensivallrounder vom Landesligisten TSV Ottersberg, zudem holt der VfL Torhüter Janne Kay und Offensivmann Lucas Abel vom BV Essen. „Die passen gut in unser Beuteschema. Das sind gute Leute. Am Ende werden wir sechs oder sieben Abgänge haben und fünf oder sechs neue Spieler“, blickt Bragula voraus.
Grundsätzliche bleibe die Vereinsphilosophie, dass in Wildeshausen keine Gehälter gezahlt werden. „Die Spieler müssen Bock auf VfL und Landesliga haben. Wir müssen auch ehrlich zu uns selber sein: Die Zeiten, dass die Truppe zu 80 oder 90 Prozent aus Wildeshausern besteht, ist vorbei. Wir wissen hier auch, dass Landesliga ein Zubrot ist. Wir sind natürlich stolz darauf, dass wir diese Liga halten aktuell“, sagt Bragula.
Er hofft, dass künftig Talente aus dem eigenen Nachwuchs den Sprung schaffen, zuletzt gelang das kaum jemandem. „Da kam zuletzt nicht viel. Aber in den Jahrgängen 2003 bis 2005 sind ein paar Talente, ich sehe da Licht am Ende des Tunnels. Ob die Jungs es dann in der Landesliga schaffen, muss man sehen“, erzählt Bragula. Da komme es in erster Linie darauf an, dass die Talente diszipliniert seien, regelmäßig zum Training kämen, die notwendige Fitness erreichten und klar im Kopf blieben. „Man muss auch mal schauen, wer beim Fußball bleibt nach der Pause und ob sich der ein oder andere nicht für was anderes entscheidet“, sagt Bragula.
Grundsätzlich sieht er den VfL gut aufgestellt. Sebastian Pundsack war einst Torwart und Kapitän unter Coach Bragula und ist nun als Teammanager der 1. Herren quasi dessen Vorgesetzter. „Ich habe großen Respekt vor ihm. Das ist jemand, der eine Menge zwischen den Ohren hat. Er hat eine klare Ansprache. Wir haben jeweils unsere klaren Vorstellungen von Fußball und denken Fußball oft gleich. Wenn wir mal verschiedene Vorstellungen haben, kriegen wir das respektvoll geregelt. Dass wir auch so gut miteinander können und befreundet sind, ist gut. Aber wir können das vom Sportlichen trennen. Jeder hat da seinen Aufgabenbereich“, erklärt Bragula.
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