
Der Stadtsportbund (SSB) Delmenhorst ärgert sich über die Verwaltung beziehungsweise die politischen Entscheider der Delmestadt. Grund ist, dass die Sanierung der Laufbahn im Stadion an der Düsternortstraße verschoben werden soll. „Wir haben mit Bedauern und Entsetzen zur Kenntnis genommen, dass die geplante Sanierung der Kunststoffbahn im Stadion (Reinigung und Neuversiegelung) wieder einmal nicht stattfinden soll“, schreibt der SSB-Vorsitzende Holger Fischer in einem offenen Brief. Bereits für das Jahr 2018 seien die Ausbesserungen ursprünglich geplant und im Haushalt der Stadt hinterlegt gewesen – doch es passierte nichts. Lediglich eine Grundreinigung gab es im vergangenen Jahr. „Die Kröte haben wir da geschluckt und uns darauf verlassen, dass die Sanierung zeitnah folgt“, berichtet Wolfgang Budde, Vorsitzender des Leichtathletik-Kreises Delme-Hunte. Die finanziellen Mittel dafür sollen laut eines Vorschlags der Verwaltung bei der jüngsten Sitzung des Ratsausschusses für Sport und Kultur jedoch von 2021 auf 2023 geschoben werden. „Dieses Vorhaben trifft auf unser absolutes Unverständnis und ist mit nichts zu begründen“, teilt Fischer mit. Laut des SSB-Vorsitzenden sei die Laufbahn bis dahin eventuell schon zerstört und müsse dann komplett neu gebaut werden. Er schätzt die Kosten für diesen Fall auf eine Million Euro.
Auch der Niedersächsische Leichtathletikverband ist alles andere als begeistert und kritisiert neben der eigentlichen Verschiebung auch die Art und Weise und bemängelt die Kommunikation. „Erst auf Nachfrage des Ausschussmitglieds Richard Schmid, ob er es richtig verstehe, dass die Sanierung auf 2023 verschoben werden soll, wurde das von Herrn Meyer-Helfers (Fachbereichsleiter für Schule, Sport und Kultur der Stadt Delmenhorst, Anmerkung der Redaktion) lapidar mit 'ja, das ist so' und ohne weitere Begründung beantwortet“, sagt Budde. Die Leichtathleten, fügt er hinzu, fühlen sich von der Verwaltung im Stich gelassen. „Die erneute Verschiebung ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Leichtathleten in unserer Stadt“, macht Budde seinem Ärger Luft.
Um was genau geht es? Budde erklärt: „Der jetzige Zustand der Kunststoffflächen ist kurzgesagt miserabel. Der Zustand befindet sich nicht mehr im Stadium “Fünf Minuten vor Zwölf„. Für den Kunststoffbelag ist es 12 Uhr.“ Er fordert die seit Längerem versprochenen Reparaturen. „Bei der Reinigung der Kunststoffbahn wird der oberflächliche Schmutz von der Verschleißdecke abgewaschen. Diese rote Schicht – in anderen Stadien kann die auch grün oder blau sein – ist wenige Millimeter dick. Diese wird mechanisch durch Sportler beansprucht. Zudem sorgt die UV-Strahlung dafür, dass sie sich langsam zersetzt. Das ist bei allen Kunststoffen so. Der Hersteller gibt eine zehnjährige Gewährleistung – und die letzte Sanierung war 2007“, berichtet er. Das Problem sei nun, dass die Verschleißschicht nahezu komplett verbraucht sei. „Nun oder zumindest bald wird die Kernschicht angegriffen, sowohl mechanisch als auch von der Sonne. Und wenn die beschädigt ist, ist eine Sanierung so nicht mehr möglich. Der Kunststoff müsste dann bis auf die Betongrundlage entfernt und neu aufgesetzt werden“, erklärt Budde weiter.
Das wiederum nimmt die CDU-Fraktion Delmenhorsts zum Anlass, das Thema beim nicht-öffentlichen Verwaltungsausschuss, der das nächste Mal am Mittwoch, 9. Dezember, tagt, doch noch einmal zu besprechen. Letztlich entscheidet der kurz darauf zusammenkommende Rat der Stadt. „Der derzeitige Zustand der Stadionlaufbahn erfordert eine möglichst umgehende Reinigung und Neuversiegelung“, heißt es in einem Antrag aus dem Büro der Christdemokraten. Die Stadtratsfraktion beantragt daher, Haushaltsmittel dafür bereits für den Haushalt 2021 einzustellen. Da der zuständige Fachausschuss die Haushaltsberatungen bereits abgeschlossen habe, solle der Antrag auf die Tagesordnung des Verwaltungsausschusses kommen. Die CDU folgt damit dem Wunsch des Stadtsportbundes und des Leichtathletikkreises Delme-Hunte.
Der SSB schätzt die Kosten für die Sanierung auf rund 150 000 Euro. Die Laufbahn wurde zuletzt im Jahr 2007 generalüberholt. „Im Jahr 2023 ist diese Bahn 16 Jahre alt. Sie weist jetzt schon Schäden auf und es ist keinesfalls sicher, dass dann noch versiegelt werden kann“, teilt Fischer mit. 70 000 für eine Reinigung stünden im kommenden Haushalt bereit, fehlten noch weitere rund 80 000 Euro. Er verweist auf die kürzlich erledigten Arbeiten im Stadion, um es für die Fußballer des SV Atlas Delmenhorst regionalligatauglich zu machen. „Wenn man daran denkt, wie schnell der Rat und die Verwaltung 300 000 Euro zuzüglich 40 000 Euro für die Tauglichmachung (was sicherlich dringend erforderlich war) des Stadions bereitgestellt haben, sollte dieser Fehlbetrag schnell zu finden sein“, meint er. Fischer betont, dass diese „Blitzaktion“ damit nicht kritisiert werden soll, erwartet jedoch auch Engagement für die Leichtathletik und dass nun alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die Versiegelung im kommenden Jahr zu ermöglichen. Davon würde auch der Schulsport profitieren, fügt Fischer hinzu. „Wir fordern den Oberbürgermeister und alle Parteien auf: Stimmen Sie bei den abschließenden Haushaltsberatungen für dieses Vorhaben, unterstützen Sie damit den Schulsport und die Leichtathletik in unserer Stadt. Auch diese Sportart trägt den Namen von Delmenhorst über die Stadtgrenzen hinaus“, heißt es in dem offenen Brief.
Eine Bevorteilung der Fußballer will er nicht unterstellen, dennoch: „Wenn man bösartig denken würde, könnte man auf die Idee kommen, dass die Laufbahn bewusst kaputtgespart werden soll, um dann eine Begründung zu haben, das Stadion in ein reines Fußballstadion umzuwandeln. Diese Gedanken wollen wir gar nicht erst aufkommen lassen und erwarten eine Reaktion von Rat und Verwaltung“, schreibt Fischer abschließend.
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