
In der 84. Minute gab es auf der Bank des FC Hagen/Uthlede kein Halten mehr. Alle stürmten auf den Platz in Richtung Yannick Bremser, der gerade nach einem Freistoß aus dem Halbfeld seinen Fuß hingehalten und den Ball so ins Tor gelenkt hatte. Es war bereits das dritte Mal, dass die Hagener an diesem Tag jubeln durften – und damit stand fest, dass sie das erste Team sein würden, das dem SV Atlas Delmenhorst in der laufenden Saison der Fußball-Oberliga eine Niederlage beibringt. Als Schiedsrichter Daniel Fleddermann wenig später pünktlich abpfiff, war es dann auch amtlich. Die in dieser Spielzeit eigentlich so konstanten Gastgeber unterlagen dem klaren Außenseiter vor heimischem Publikum gleich mit 0:3 (0:1) und verließen damit im 18. Spiel zum ersten Mal als Verlierer den Platz.
Die Pleite kam zwar ziemlich überraschend – vor allem in dieser Deutlichkeit –, ging aber definitiv in Ordnung. Die Blau-Gelben enttäuschten auf ganzer Linie und zeigten ihre bis dato schwächste Saisonleistung. Sie wirkten ideenlos, agierten ohne Leidenschaft und kamen trotz viel Ballbesitz nur selten zu nennenswerten Torgelegenheiten. Es war ohne Frage ein vollkommen gebrauchter Tag für die Delmenhorster. „Wenn man so ins Spiel geht, wird man gegen jede Mannschaft verlieren. Die Jungs wissen, dass das viel zu wenig war“, fand auch Trainer Key Riebau deutliche Worte. Allerdings wollte er die Vorstellung seiner Schützlinge nicht noch schlechter reden, als sie ohnehin schon war. Eins war jedoch klar. „So wollen wir uns nicht noch mal präsentieren“, sagte Riebau.
Auf der Gegenseite traf man nach der Partie auf einen logischerweise gut gelaunten Carsten Werde. „Wir haben uns den Sieg nicht ergaunert, sondern verdient. Ich glaube, dass wir von der ersten Sekunde an gezeigt haben, dass wir gewillt sind, das Spiel vom Tor wegzuhalten und auf den Außen unsere Geschwindigkeitsvorteile zu nutzen“, meinte der Hagener Coach.
Die Gastgeber kamen von Beginn an nicht richtig in die Partie. Ihrem Spiel fehlte Struktur, die Pässe kamen viel zu selten beim Teamkollegen an. Daher gab es in den ersten 20 Minuten keine richtige Torannäherung des SVA. Der FC war in der Offensive präsenter, ohne bis dahin richtig gefährlich zu werden. Die erste aussichtsreiche Situation der Delmestädter folgte in der 21. Minute, als Robert Plichta den Ball von der Strafraumlinie in den Sechzehner grätschte, aber keinen Abnehmer fand. Sieben Zeigerumdrehungen später gab es eine Szene mit Seltenheitswert. Ein Pass von Florian Stütz in die Schnittstelle der Hagener Abwehr war perfekt getimt. Marvin Osei machte sich auf den Weg in Richtung Tor, schoss aber daneben – und stand sowieso im Abseits.
Die bis dato beste Chance hatten im Gegenzug die Gäste. Erik Köhler ließ über rechts alle Delmenhorster stehen und passte in die Mitte des Strafraums, wo Hussain Taha mit seinem zweiten Versuch Malte Seemann im Atlas-Kasten zu einer Parade zwang. Kurz darauf musste Seemann den Ball jedoch aus dem Netz holen – und die Art und Weise des 0:1 passte irgendwie zu diesem Nachmittag. Hagen schaltete schnell um, Finn-Niklas Klaus tankte sich über links durch und spielte quer vors Tor. Dort wollte Jannik Vollmer klären, drosch die Kugel jedoch unter die Latte (34.). Eine gute Gelegenheit zum Ausgleich hatte noch vor dem Seitenwechsel Plichta, der von Musa Karli geschickt wurde, sich den Ball aber zu weit vorlegte, sodass FC-Keeper Yannick Becker klären konnte (41.).
Dass Key Riebau mit dem Auftritt seiner Schützlinge alles andere als zufrieden war, zeigte sich dadurch, dass er zur Pause gleich zweimal wechselte. Tom Schmidt und Co-Trainer Malte Müller kamen für Karli und Vollmer. Die erste Möglichkeit des zweiten Durchgangs gehörte dann auch Atlas. Becker hielt einen Schuss von Plichta (53.). Dennoch kam insgesamt nicht der nötige Schwung ins Spiel des SVA, der sich zehn Minuten später das 0:2 fing. Nach einem Ballverlust im Mittelfeld war Klaus frei durch und schloss abgezockt ins lange Eck ab (63.).
Die Ausgangslage war für die Hagener nun perfekt. Sie konnten sich endgültig auf die Defensivarbeit beschränken und auf Konter lauern. Atlas hingegen musste jetzt liefern, fand aber einfach nicht die richtigen Mittel. Die beste Chance vergab Marek Janssen, der nach einer Hereingabe von Schmidt aus kurzer Distanz vorbeizielte (67.). Weitere zwingende Möglichkeiten blieben Mangelware. So beschlich einen nach und nach das Gefühl, dass die Delmestädter erstmals leer ausgehen könnten. Aus diesem Gefühl wurde dann nach Bremsers Treffer zum 0:3 Gewissheit.
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